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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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als Gäste auf unserem Asteroiden verweilen, bis über den Auslieferungsantrag entschieden wird.
    Mit vorzüglicher Hochachtung – El'ken.«
    Legroeder blickte Morgan an. »Haben Sie das gelesen?« Sie nickte bekümmert. Legroeder überflog noch einmal das Schreiben, dann schloss er die Augen. Chirurgische Veränderungen und Optimierungen … Vor ihm tanzten Visionen von McGinnis und Jakus Bark. Hatte er all die Jahre das Einpflanzen von Cyber-Implantaten verhindert, nur um sie jetzt unter Zwang zu akzeptieren?
    Morgan setzte sich auf die Kante seines Betts. »Machen Sie sich Sorgen wegen der Optimierungen?«
    »Gut geraten.«
    Sie schien einen Schauder zu unterdrücken. »Ich wünschte, wir könnten Sie von hier aus einfach irgendwohin schicken, an einen Ort, wo man noch nie von Ihnen gehört hat.« Aber ihre Augen verrieten, dass sie ihn in Wahrheit am liebsten bei sich behalten wollte. Fühlte sie sich zu ihm hingezogen? Auf einer rein persönlichen Ebene?
    »Tja …« Legroeder brachte ein Lachen zuwege. »Ich beging wohl den ersten Fehler, als ich mir Faber Eridani als sichere Zuflucht aussuchte.«
    Morgan nahm seine Hand und drückte sie. Zu seinem gelinden Erschrecken gefiel ihm die Berührung.
    »Andererseits hätte ich dann nie Sie und Ihre Mutter kennen gelernt. Aber …«
    »Legroeder?«
    »Ja?«
    Sie festigte den Griff um seine Hand. »Ich …« In ihren Augen glänzten Tränen. »Verflixt!«
    Legroeder räusperte sich und versuchte, nicht abgestumpft zu erscheinen. Während der letzten Jahre hatte er wenig Gelegenheit gehabt, die Gefühle von Frauen zu ergründen. Selbst seinen eigenen Emotionen hatte er keine Beachtung geschenkt. Und nun saß er in seinem Schlafzimmer, allein mit Morgan, die er auf ihre Art recht attraktiv fand. Er mochte sie; ihm gefielen ihre menschliche Wärme und die Intelligenz, die aus ihren Augen sprach. Er vergegenwärtigte sich, dass nicht viel fehlte, und er würde sich auf der Stelle von ihr verführen lassen – trotz der dunklen Bedrohung, die über ihm schwebte. Zielte sie darauf ab? Wollte er mit ihr schlafen? Viele Gelegenheiten, mit einer Frau intim zu werden, boten sich ihm vermutlich nicht mehr – weder mit Morgan noch mit einer anderen. Er erwiderte den Druck ihrer Hand.
    »Da Sie keine Anstalten machen, das peinliche Schweigen zu unterbrechen, muss ich es wohl tun«, meinte Morgan und lachte nervös.
    Er holte tief Luft.
    Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich mag Sie sehr gern, und ich möchte Ihnen helfen, das Ganze durchzustehen.« Mit der freien Hand strich sie sich das Haar aus der Stirn. »Und im Augenblick komme ich mir reichlich töricht vor.«
    Legroeder drückte ihre Hand noch fester. Tatsächlich? Mir geht es genauso …
    »Wenn ich etwas für Sie tun kann …« Morgan schaut ihm in die Augen. »Wenn Sie möchten, dass ich die Nacht mit Ihnen verbringe …«
    Legroeder rang sich zu einem halbherzigen Lächeln durch, obwohl seine Kehle wie zugeschnürt war. Er wollte etwas sagen, doch er konnte nur denken: Ich weiß nicht, was ich will, was jetzt das Richtige wäre … ich brauche mehr Zeit! Aber vielleicht ist das meine letzte Chance …
    Morgan wandte den Blick ab und fuhr fort: »Dabei habe ich nicht einmal eine Ahnung, ob Sie und Maris …« Sie zog die Stirn kraus. »Es tut mir Leid – ich sitze hier, fasele Unsinn, und wir wissen nicht, ob sie überhaupt noch am Leben ist.«
    »Schon gut«, erwiderte Legroeder freundlich. »Sie können Maris nicht helfen – zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Im Übrigen war sie eine Freundin – sie ist eine Freundin. Aber wir waren nie ein Liebespaar.« Er bemühte sich, nicht an Maris zu denken und was sie im Augenblick vielleicht durchmachte.
    Morgan umklammerte seine Hand.
    »Aber ich …« Legroeder versagte die Stimme, und plötzlich fiel ihm das Atmen schwer. Wollte Morgan, dass er sie küsste? Er stellte sich vor, wie sie in seinen Armen läge, und in seiner Verwirrung sehnte er sich plötzlich danach. Einem spontanen Impuls nachgebend, beugte er sich vor, um sie zu küssen. Seufzend atmete sie aus, und ihr Mund berührte den seinen, zaghaft zuerst, dann wurden ihre Lippe weich. Sie schmiegte sich an ihn und legte einen Arm um seine Taille. Einen Moment lang konzentrierte er sich auf den Druck ihrer Lippen, ihre Atemzüge, und den warmen Körper, der sich an ihn drängte. Er spürte, wie seine Erregung wuchs, doch er fühlte sich befangen und unsicher. Seine genauen Empfindungen vermochte er nicht zu

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