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Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sagte: »Versuch’s mal mit Arkansas.«
    Er schwenkte herum und sah mich
stirnrunzelnd an.
    Ich setzte hinzu: »Vor allem in
Zusammenhang mit der Firma Stirling Aviation in Aida.«
    Ironischerweise war die Silver Ranger
nicht nur vom selben Hersteller gebaut wie Mattys Maschine, sondern auch auf
diesen eingetragen.
    Mick machte große Augen und schüttelte
den Kopf. »Da plage ich mich hier den ganzen Tag ab, und dann kommst du mit so
einem Ansatzpunkt, ohne auch nur einen Computer zu benutzen. Ich will dich gar
nicht fragen, wie du das gemacht hast.«
    Auch gut. Ich war nicht scharf darauf,
ihm erzählen zu müssen, daß sich die Information, die seiner Plackerei ein Ende
hätte machen können, schon seit gestern nachmittag in meinem Besitz befand.
»Irgendwas erreicht, was die Strafprozeßprotokolle angeht?«
    »Ich wollte dich gerade rufen. Die
Cornell-Universität hat eine Datenbank mit Millionen von
Bundesbezirksgerichtsprozessen aus den letzten sechzehn Jahren. Das sind zwar
nur Sachen, die bis zu Ende verhandelt wurden, aber es könnte trotzdem was
bringen.«
    »Was ist mit Zeitungen? Gibt es in
Arkansas welche mit einem Volltext-Online-Archiv?«
    »Ich gucke mal nach.« Er schwenkte zu
seinem Schreibtisch herum und blätterte in einem Stapel von Ausdrucken. Ich
setzte mich auf die Umzugskiste. Kurz darauf sagte er: »Nur eine — die Arkansas
Democrat Gazette. Die ist vermutlich im ganzen Staat verbreitet.«
    »Probier es damit und mit dem
Cornell-Index.«
    »Das wird aber ein Weilchen dauern,
Shar.«
    »Macht nichts.«
    Er sah mich komisch an.
    »Was ist? Hast du heute abend was vor?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Ich kann mich nicht konzentrieren,
wenn du hier lauerst.«
    »Lauerst? Ich sitze einfach nur da.«
    »Ich weiß, aber deine... Präsenz ist
raumfüllend.«
    »Was meinst du mit Präsenz?«
    Er seufzte. »Hat dir noch nie jemand
gesagt, daß deine Persönlichkeit mächtiger als sonst ist, wenn du an irgendwas
dran bist?«
    »Nein. Wie mächtig ist sie denn sonst?«
    »Ziemlich.«
    Ich wußte nicht recht, ob ich das als
Kompliment nehmen sollte. »Geh nach Hause, Shar. Wenn ich was rausfinde, melde
ich mich.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich den Tag
erleben würde, an dem du mich herumkommandierst — und auch noch ungestraft.«
    Er grinste und wandte sich wieder
seinem Power Book zu. »Hat lange gebraucht, und in gewisser Weise ist es besser
als Sex.«
     
    Mick meldete sich an diesem Abend
mehrmals. Um kurz nach neun rief ich Morland an, wobei ich ihn weckte, und bat
ihn, sich im Computerarchiv der Justizbehörden so weit kundig zu machen, daß er
mir ein paar Hypothesen bestätigen oder für falsch erklären könne. Er
versprach, mich gleich morgen früh anzurufen. Um Mitternacht erschien Mick mit
einem dicken Aktenordner. Um zwei Uhr morgens hatte ich diesen zweimal von vorn
bis hinten studiert und die grobkörnigen Zeitungsfotos eines blonden jungen
Manns mit Oberlippenbärtchen ausgiebig mit dem Bild von John Seabrook
verglichen. Craig rief am Thanksgiving-Morgen um halb sieben an und lieferte
mir die Bestätigung, die ich erwartet hatte. Um elf nahm ich einen Flug nach
Dallas-Fort Worth. Dort hatte ich Anschluß nach Fayetteville in Arkansas, nur
ein paar Meilen von dem Ort, wo alles begonnen hatte.

Drei
Jahre zuvor
     
    »Kriechen Sie mir nicht auf den Schoß,
McCone. Bleiben Sie aufrecht und sitzen Sie’s aus.«
    »Tut mir leid. O Gott ...«
    »Sie werden doch nicht anfangen zu
kotzen, oder?«
    »Nein, ich kotze nicht — oft. Aber...
uuups!«
    »Nur ein kleiner Aufwind. Nichts, was
Sie nicht schon kennen. Was ist denn heute mit Ihnen los?«
    »Ich bin nervös, das ist alles, und
diese Turbulenzen machen es nicht gerade besser.«
    »Ist es wegen dem Absturz letzte
Nacht?«
    »...Wahrscheinlich schon. Eine von
meinen sogenannten Freundinnen hat heute morgen angerufen, um es mir brühwarm
zu berichten. Sie hat gesagt: Vielleicht läßt du ja jetzt diesen Irrsinn
bleiben.‹«
    » Und was haben Sie gesagt?«
    »Danke für deine Fürsorge, aber ich
habe heute um zwölf eine Flugstunde, und ich werde hingehen.«
    »Braves Mädchen. Was hat Sie dieser
Absturz gelehrt?«
    »Daß der Pilot sich vermutlich nicht
die Mühe gemacht hat, eine Wetterberatung einzuholen, weil er sonst gewußt
hätte, daß diese Gewitterfront heranzieht, und gar nicht erst gestartet wäre .«
    » Oder?«
    »Oder daß er zwar eine Wetterberatung
eingeholt, sie dann aber ignoriert hat, weil er dachte, er könnte dem

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