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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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Arbeit entscheidend weiter geholfen, sondern mich auch davor bewahrt, zum Zyniker zu werden, verstehen Sie? Aber um darauf zurückzukommen: Ja, ein Komplott der beiden habe ich sehr wohl in Erwägung gezogen.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Allerdings bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher, dass das ein Holzweg ist. Gäbe es diese Beziehung, so wäre völlig unverständlich, warum die Köller immer wieder die Unschuld Rotters betont hat.«
    »Womit sie ja den Verdacht eher wieder auf Fürst lenken würde.«
    »Völlig richtig. Und sie – wenn sie ihn zu diesem Mord tatsächlich angestiftet hätte – dadurch Gefahr laufen würde, selbst als Komplizin entlarvt zu werden. Womit sie ein unglaubliches Risiko eingegangen wäre, da auch für die Anstiftung zum Mord die Todesstrafe verhängt werden kann. Und was hätten sowohl Fürst als auch die Köller vom Tod der Bäuerin überhaupt profitieren können? Nichts. Sie hätte ihre zwar nicht gerade komfortable, aber immerhin sichere Anstellung verloren. Und Fürst selbst war völlig mittellos, zudem kriegsbeschädigt. Als Paar hätten sie keinerlei Existenzgrundlage gehabt. Und nicht zuletzt: Wenn sich die Köller trotzdem Fürst anschließen wollte – was hätte sie daran gehindert, den Hof einfach zu verlassen? Sie war keine Sklavin. Wozu also noch ein Mord?«
    »Um die Frau zu berauben?«
    »Und sie dann zu erschießen, weil sie ihn erkannte?« Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Absurd. Die Köller hatte mit Sicherheit Einblick in die finanziellen Verhältnisse der Rotter-Leute und musste sich darüber im Klaren gewesen sein, dass bei der Bäuerin außer einigen Kreuzern nichts zu holen war.« Wieder schüttelte er den Kopf, nun nachdrücklicher. »Wirklich, damit sollten wir keine weitere Zeit verschwenden. Auch, weil ich bei Ludmilla Köller – und da wiederhole ich mich – absolut nicht den Eindruck einer durchtriebenen oder moralisch fragwürdigen Person hatte.«
    Kajetan nickte bedächtig. »Den Eindruck«, sagte er, eher zu sich.
    »Sie zweifeln an meinem Urteilsvermögen?«
    »Nicht mehr als an meinem eigenen. Trotzdem habe ich mich schon hundertmal getäuscht.«
    Der Anwalt musterte ihn stumm.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Darüber, was jetzt zu tun ist, sind wir uns wohl einig. Ich werde sofort versuchen, einen Termin bei Professor Kahl zu vereinbaren, am besten gleich morgen Vormittag. Ebenso wichtig ist jetzt, diesen Johann Fürst genauestens unter die Lupe zu nehmen. Warum haben Sie ihn sich eigentlich noch nicht vorgeknöpft?« Er registrierte Kajetans reservierte Miene. »Lediglich eine Frage.«
    »Wenn einer alle paar Monate seine Wohnung wechselt, ist er nicht so schnell zu finden«, sagte Kajetan.
    »Verstehe. Verzeihen Sie. Ich bin … bin ein wenig ungeduldig, ich gestehe es.«
    Kajetan winkte ab.
    »Es hat auch ein wenig damit zu tun, dass ich zu allem Überfluss für einige Tage auf Fräulein Agnes verzichten muss. Sie wurde vor dem Haus angepöbelt, übrigens nicht zum ersten Mal. Ich habe darauf bestanden, dass sie sich ein paar Tage Erholung gönnt.«
    Kajetan verstand nicht.
    »Der übliche Dreck«, sagte der Anwalt. »Ob sie sich als deutsche Frau nicht schämen würde, einem Itzig wie mir zu Diensten zu sein.« Der Anwalt seufzte. »Sie glauben nicht, welch verklemmter und widerwärtiger Unflat in den Gehirnen dieser wahrhaft Deutschen brütet. Und hervorquillt, wenn diese meinen, einen Schwächeren vor sich zu haben.« Er grinste matt. »Zum Glück hat nur das Parapluie Schaden genommen, mit dem sie dem Flegel den Scheitel gezogen hat.«
    »Was werden Sie tun?«
    »Ihr die Reparatur bezahlen.«
    »Sonst nichts?«
    Herzberg schüttelte resigniert den Kopf. »Auch wenn ziemlich offenkundig ist, wer dahintersteckt. Ich hoffe mittlerweile nur noch darauf, dass die Dummheit irgendwann ausstirbt.«
    »Kann dauern«, meinte Kajetan.
    »Ich verspreche mir nichts mehr davon, mit juristischen Mitteln dagegen vorzugehen. Ich habe jahrelang Zeit damit vergeudet, nach jeder Verleumdung, nach jeder Attacke gegen mich oder meinesgleichen öffentlich zu protestieren, habe jeden, der mir namentlich bekannt war, mit Prozessen eingedeckt. Ich bin dabei wahrlich nicht zimperlich vorgegangen und habe in den meisten Fällen den Sieg davongetragen. Jeder andere Gegner hätte sich vor weiteren Belästigungen gehütet. Aber das Gegenteil war der Fall. Es bewirkte nichts anderes, als dass die Attacken umso rücksichtsloser wurden. Ich war

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