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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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wusste. »Vielleicht ist es bereits zu spät?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn das Jodsilberpapier sorgfältig aufbewahrt wird, solltest du das darin verborgene Bild noch Monate später sichtbar machen können«, beteuerte er.
    »Das ist in der Tat ein Glück. Wissen Sie, das Tableau beinhaltete auch Josiah …« Antonia senkte den Blick auf ihre Suppe. Sie hatte mit Laurence nie über das Porträt gesprochen, denn jedes Mal, wenn sie an Josiahs Abbild dachte, packte sie die Furcht. Er würde nie wiederkommen, und dieses Geisterabbild von ihm würde ihr diese Tatsache doch sicher nur umso bewusster machen. Als sie aufsah, merkte sie, dass Mr Montgomery sie beobachtete, und seine Miene war so zärtlich, dass sie ihm kaum in die Augen schauen konnte.
    »Diese Methode, mit Hilfe von Licht und Silbersalzen zu zeichnen, verblüfft mich nach wie vor«, erklärte er. »Sagen Sie mir, wie unterscheidet sich Mr Talbots Methode von der des Franzosen?«
    Antonia war erleichtert. Das hier war sicheres Terrain. »Daguerre zieht die Verwendung einer mit Silber beschichteten Kupferplatte vor, die dunkel wird, wenn man sie dem Licht aussetzt. Ähnlich einer Radierung auf Metall. Mr Talbots Methode fixiert ein Negativbild auf eine Papiervorlage, von der sich jede gewünschte Anzahl von Kopien machen lässt. Habe ich recht, Laurence?«
    »So ist es. Mit der Talbot-Methode lässt sich ein Bild so weit verbreiten wie ein Holzschnitt in Gips. Sobald Mr Talbot sein Patent auf den Kalotypie-Prozess erlässt, wird die fotogene Zeichnung zweifelsohne von den Londoner Zeitungen und Journalen verwendet werden.«
    »Faszinierend.« Mr Montgomery betrachtete Antonia immer noch, als sei sie das Objekt seiner Bewunderung. Plötzlich war sie bemüht, seine Aufmerksamkeit von sich abzulenken, auch wenn sie diese selbst gesucht hatte. Sie senkte die Stimme, als Laurence sich abwandte.
    »Planen Sie immer noch eine exklusive Kollektion für das House of Montgomery?«
    Mr Montgomery hob eine Augenbraue. »Ja, das tue ich. Die Pariser Entwürfe sind immer sehr modern, aber ich bin es müde, von den Franzosen angeführt zu werden.«
    »Würden Sie vielleicht eine weibliche Künstlerin in Betracht ziehen?«
    Mr Montgomery wirkte schockiert. »Mrs Blake, soll das ein Angebot sein?«
    Antonia lachte. »Nicht für mich selbst, nein. Für Rhia Mahoney.« Sie genoss seine Verwunderung. Sie hätte sich für seinen Charakter keine bessere Prüfung ausdenken können. Würde er es wagen, eine Frau für eine solche Tätigkeit einzustellen? Ihr blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, wie er sich verhalten würde.

18
    C ORINNA- S EIDE
    Das Hauptgericht wurde eben erst serviert, und Rhia hatte bereits jetzt für ihr Korsett schon zu viel gegessen. Sie schaute sich am Tisch um. Mrs Montgomerys Tiara saß schief, was lächerlich und gleichzeitig tragisch wirkte, und ihre Stimme war zu laut, als sie Lady Basset irgendeine seltsame Whist-Regel erklärte. Mr Beckwith und Isaac Fisher waren in eine hitzige Diskussion über den Opiumhandel vertieft. Rhia hatte es aufgegeben, Kommentare einzuwerfen. Ihre Meinung war ganz unwesentlich und Lady Bassets missbilligende Blicke langsam nervtötend. Rhia war sich sogar sicher, dass Lady Basset Mrs Montgomery soeben etwas Unfreundliches über sie zugeflüstert hatte, denn die Gastgeberin sah immer wieder misstrauisch zu ihr herüber.
    Inzwischen labten sie sich an Wildente und Hasenbraten, sowie an etwas, was das Dienstmädchen als »indisches Geflügelgericht« bezeichnet hatte. Zum Fleisch wurden dicke Bohnen, gebackene spanische Zwiebeln und Trüffel mit Champagner gereicht. Bei Letzterem handelte es sich um eine Delikatesse, welche die Montgomerys, wie sie alle erfuhren, kürzlich in Paris genossen hatten. Die Gastgeber hofften, diese würde ihren Gästen ebenfalls munden. Rhia konnte der Beilage nicht viel abgewinnen. Der Geschmack der Trüffel war intensiv und erdig, und der Champagner stieg ihr zu Kopf. Wenigstens hatte ihr der Bordeaux dabei geholfen, Isabellas Gesellschaft zu ertragen. Isabella schien sehr von ihr angetan zu sein. Sie hielt Rhia für emanzipiert – sie sprach das Wort flüsternd aus, als würde es ihr gleichzeitig Angst machen und sie faszinieren. Rhia genoss es, für liberal und exotisch gehalten zu werden, wobei selbst eine Milchmagd auf Isabella diesen Eindruck machen würde. Die Montgomery-Tochter war verwöhnt wie eine kleine Prinzessin und schien niemals irgendwo ohne eine Anstandsdame

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