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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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hatte, schlug plötzlich mit ihrer Gabel an ihren Kelch. Das Klingen hallte von den hohen Decken wider und lenkte jedermanns Aufmerksamkeit auf sie.
    »Es ist Weihnachten. An jedem anderen Tag des Jahres ist noch genug Zeit für düstere Vermutungen.«
    »Wohl gesprochen.« Laurence erhob sein Glas. »Frohe Weihnachten zusammen.«
    Mit etwas Mühe hob auch Antonia ihr Glas, und als das Kristall sanft klirrte, begegnete sie Rhias Blick. Auch sie hatte von dem Brief gewusst. Es war nur ein kleiner Verrat, aber es fühlte sich trotzdem wie ein Vertrauensbruch an.
    Die Unterhaltung wandte sich Angelegenheiten der City zu, doch Antonia konnte sich auf nichts konzentrieren. Sie hatte geglaubt, Isaac Fisher gut zu kennen, und ihr war bis heute noch nie der Verdacht gekommen, er könnte nicht die Wahrheit sagen.

28
    31. Dezember 1840
    Frost glitzert heute Nacht auf den Dachziegeln gegenüber. Ich werde es als Omen betrachten, dass das kommende Jahr ebenfalls glitzern wird. Ich habe an Mr Montgomery geschrieben und die Stelle angenommen. Wenigstens ist es eine Arbeit, mit der ich mich auskenne. Ich kann hochmütige Damen anlächeln, die meine Aufmerksamkeit nicht verdienen, wie Mrs Spufford mit dem erbsengrünen Dekolleté. Ich schätze mal, ich eigne mich für die Stelle in verschiedener Hinsicht, nachdem ich Erfahrung durch den Laden am St. Stephen’s Green habe. Vermutlich habe ich meine Ziele zu hochgesteckt und vergessen, dass Frauen nicht so mühelos in ein Gewerbe einsteigen können.
    Also werde ich Januar und Februar mit Grace im Geschäft verbringen, die Ende Februar aufhört. Bis dahin sollte ich alles wissen, was über den Unterschied zwischen Montgomery-Seide und Mahoney-Leinen zu wissen ist.
    Dein Stift ist mein treuester Begleiter, Mamo. Manchmal glaube ich fast, Du bist hier. Warst Du an jenem Tag in Ryans Unterkunft? Ich glaubte, Dich riechen zu können, oder zumindest das Lanolin, das Du Dir immer ins Haar getan hast. Du hast einmal gesagt, Du würdest lieber sterben, als nach London gehen, aber vielleicht hast Du ja Deine Meinung geändert, da Du ohnehin schon tot bist. Ich habe die Visitenkarte hier in mein rotes Buch gelegt, falls es sich dabei um etwas Wichtiges handelt. Vielleicht werde ich es eines Tages erfahren.
    Ich wandle auf einem schmalen Grat zwischen den Welten und weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll. Alles erscheint so unsicher, und manchmal spüre ich die Kälte bis in die Knochen, als ob etwas Schreckliches passieren wird. Wahrscheinlich sind es nur die Nachwirkungen der Tragödien des vergangenen Jahres. Oder vielleicht werde ich ja doch heiraten!

29
    H ALBWOLLENES
    Millbank Prison wurde von denen, die nicht dort einsaßen, als große Errungenschaft betrachtet. Antonia hielt das Gefängnis für ungesund, weil es auf den Sumpfgebieten am Ufer der Themse erbaut worden war, doch sie musste zugeben, dass es den dunklen Trakten von Newgate überlegen war.
    Die verschiedenen Flügel von Millbank erstreckten sich wie ein großer Stern von einem zentralen Wachturm aus in alle Richtungen, und jeder lange, schmale Arm hatte Fenster, so dass man den Tag von der Nacht unterscheiden konnte. In vielen anderen der Gefängnisse, die Antonia besuchte, waren die Zellen so düster, dass man den Unterschied kaum erkennen konnte. Sogar jetzt, mitten im Februar, würde etwas Licht denen, die man nach Millbank gebracht hatte, ein wenig Linderung bringen, während sie dort auf die Deportation warteten.
    Jedes Mal, wenn sie durch die gewaltigen schwarzen Tore trat, musste Antonia an die Barmherzigkeit und Aufopferung der eisernen Elizabeth Fry denken. Sie war immer noch die Lichtgestalt der British Ladies Society, obwohl sie inzwischen krank und auch nur noch selten in London war. Elizabeth war es zu verdanken, dass nicht nur Newgate und Millbank, sondern auch Bridewell, Whitecross Street und Coldbath Fields in passablem Zustand waren. Sie hatte unermüdlich dafür gearbeitet, und in der Tat ihre Gesundheit dafür geopfert, dass weibliche Gefangene auf der langen Reise in die Kolonien nicht länger wie Tiere angekettet wurden. Ihre Quäker-Wohlfahrtsverbände sammelten die Stoffreste, damit die Frauen während ihrer Monate auf See Patchworkdecken nähen konnten.
    Antonia und Juliette wurden von einer Wärterin mit muskulösen Unterarmen an einer kalten Backsteinmauer entlang zum Nordflügel begleitet. Ihre Schritte hallten, als wäre eine ganze Kompanie Phantome mit ihnen unterwegs. Antonia warf Juliette

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