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Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Titel: Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Vollkommer
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die Luft inzwischen wieder ausgegangen und sie suchte nach dem nächsten Eisloch. Ausgerechnet dort wartete ein weiterer Jäger. Schon wieder schoss eine Harpune nach unten und dieses Mal wurde das Tier getroffen. Andere Jäger kamen dazu und alle zogen die Robbe auf die Eisfläche. Sie fielen vor Schock fast um …«
    »… als sie hinter der Robbe einen Mann herauszogen!«, rief ein Jugendlicher.
    Jack staunte, mit wie wenig Aufwand bei diesen Menschen Feststimmung aufkam und dachte an den geballten Missmut, der das Leben auf vielen Kirchenbänken in Europa kennzeichnete.
    Auf die Geschichte folgten wieder Spiele. Die Kinder machten Fadenspiele mit Figuren, die arktisches Flair hatten und »Ein Mann trägt ein Kajak« oder »Zwei Karibus« oder «Fallende Felsen« hießen. Die Erwachsenen spielten Poker, aber natürlich nicht um Geld, sie hatten ja keins. Jack lernte, wie man einen Fußball von Hand herstellt. Die Harnblase einer mittelgroßen Robbe wurde mit Karibufell gestopft, und siehe da, ein vorzüglicher Fußball entstand, der sogar auf dem Schnee wunderbar hüpfte.

Warme Herzen unter eisigem Himmel
    »Seid ihr nun müde genug für eine Geschichte aus der Bibel?«, scherzte Jack. Nickende Köpfe. Es war ruhig im Schneehaus. »Oyarak fragte mich, warum ich hierher zu euch komme, wo wir doch in Europa gemütliche Häuser haben. Und warum sogar meine Frau jetzt nach Coppermine gekommen ist.«
    »Nun, um es kurz und bündig zu sagen: Nicht hierherzukommen, das wäre für mich ein viel größeres Opfer gewesen.«
    Jack erzählte aus seinem Leben. Von Bettys Begegnung mit Gott und dem Versprechen, das sie schon als junges Mädchen vor ihm ablegte.
    »Mr Sperry, sag etwas für die Jugendlichen«, flüsterte ihm Alfred zu, »sie sind so aufmerksam.«
    »Eigentlich fing die Geschichte viel früher an, als ich genauso jung war wie Oyarak und seine Freunde.« Jack richtete seine Augen auf die Reihe von Jungs, die direkt vor ihm saßen, und setzte seine Predigt fort, als ob er sie genau für diese Gelegenheit vorbereitet hätte.
    »Eines Abends kam ein Prediger zu uns in die Gemeinde, ähnlich wie ich zu euch komme. Er sprach zu uns direkt aus den Evangelien. Wenn Jesus tatsächlich Gott ist und auf die Erde gekommen ist, dann sollten wir ihm vertrauen und seinen Anweisungen folgen. Denn Gott kann keinen größeren Beweis für seine Liebe geben, als dass er sein Leben hinlegt für Menschen, die verloren sind. Und der Gott der Bibel ist eben der einzige von allen vermeintlichen Göttern, der dazu bereit war.«
    »Und warum musste er das machen?«, fragte einer von Oyaraks Freunden.
    »Dazu komme ich gleich. Durch unsere bösen Taten – Neid, Egoismus, Zorn, Hass, Gewalt – stehen wir in seiner Schuld. Wie wenn man zehn Karibumännchen aus einer Nachbarsiedlung gestohlen hätte. Die Nachbarn wären erbost.«
    Das verstanden seine Zuhörer gut und nickten nachdenklich.
    »Und dann kommt Gott und sagt: ›Das könnt ihr nie wiedergutmachen. Aber ich, ich kann es. Die Strafe entfällt.‹ Als Dank dafür dürfen wir ihm nachfolgen, mit ihm leben. Wir Jugendliche waren betroffen, als wir das erfuhren. Einem Herrn zu dienen, für den jeder einzelne Mensch von unendlich großer Bedeutung ist, ist doch viel besser, als nur sich selbst zu dienen. Oder gar anderen Göttern, die grausam und willkürlich handeln. Jesus ging nicht nur zu den Massen, er war nicht auf der Suche nach Ruhm. Er nahm sich für jeden Zeit, der ihn suchte. Oft waren es gerade diejenigen, die abseits, irgendwo am Rand lebten. Keiner war ihm zu klein, zu unwichtig. Und uns, seinen Freunden, befahl er, bis an die Enden der Erde zu gehen und von seiner Liebe und Vergebung zu erzählen. Uns genauso auf die Suche nach seinen verlorenen Kindern zu machen, wie er es getan hat.«
    Wieder einer dieser stillen Momente, in denen Jack spürte, dass seine Worte angekommen waren. Er öffnete seine Bibel und schlug das Johannesevangelium auf.
    »Viele Menschen waren damals schon von der Behauptung, Jesus sei der Sohn Gottes, völlig schockiert. Jesus sagte es selbst so: ›Ich bin der Weg, die Wahrheit …‹«
    Plötzlich platschte ein großer Tropfen Wasser mitten auf die Seite, aus der Jack zitierte. Und dann noch ein Tropfen und noch einer. Im überfüllten Iglu brach Aufruhr aus.
    »Schnell, die Schaufel!«
    »Wer hat das Schneemesser gesehen?«
    »Es muss bei dem Schneehaufen am Eingang sein!«
    »Oh, Entschuldigung, ich sitze drauf, hier ist es!«
    »Schneller,

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