Am Rande Der Schatten
stand er da und rief nach Neph.
Der Vürdmeister fand ihn auf dem Balkon, während er auf die zerbrochene Hülle der jungen Frau hinabblickte, die zerschmettert unten im Hof lag.
»Kümmert Euch um sie, Neph. Sagt Trudana, ich erwarte das Beste«, befahl der Gottkönig zutiefst gerührt. »Sie hat einen großen Geist besessen.«
»Soll ich …« Der Lodricari hüstelte sein unechtes Hüsteln, und Garoth hasste ihn von neuem. »Soll ich eine andere Konkubine hereinschicken?« Er schaute bewusst nicht auf den Beweis von Garoths fortgesetzter Erregung hinab.
»Ja«, sagte Garoth angespannt. Verflucht seist du, Khali, ja.
»Wenn Ihr uns entschuldigen wollt, Graf Drake«, sagte Terah Graesin, »ich brauche Euer Quartier.«
Graf Drake humpelte auf seinem Gehstock gestützt hinaus, während mehrere Wachen draußen vor dem Zelt Position bezogen.
Kylar war noch immer schwindlig. Terah Graesin kannte Durzo. Das bedeutete, dass er sie ebenfalls hätte kennen müssen, und das tat er nicht. Wenn sie Durzo kannte, bedeutete das, dass sie Durzo über seine Arbeit kennengelernt hatte. Das bedeutete, dass sie seine Dienste beansprucht hatte.
»Also«, sagte sie. »Logan lebt. Das ist... wunderbar.« Terah Graesin hatte eine seidige, tiefe Stimme. Es hieß, diese Stimme sei erotisch, aber andererseits war angeblich alles an Terah Graesin erotisch. Kylar sah es nicht. Oh, sie war hübsch. Sie hatte einen breiten Mund, volle Lippen und die Art Figur, die für die Mehrheit der Edelfrauen unerreichbar war, Frauen, die ihre Tage mit nichts Anstrengenderem verbrachten, als den Dienstboten Befehle zu erteilen. Vielleicht lag es daran, dass sie sich ihres guten Aussehens ein wenig zu sehr bewusst war. Sie trug eine Unmenge Schminke - sachkundig aufgetragen und subtil, aber eine Unmenge davon - und hatte sich die Augenbrauen zu winzigen Linien gezupft. Die Wahrheit war, sie benahm sich, als solle er sie bewundern, und das ärgerte ihn ungemein.
Was ihn noch mehr ärgerte, war etwas anderes: Um mit seiner Tarnung in ihre Augen zu blicken, musste er direkt auf
ihre zugegebenermaßen kecken Brüste starren. Verdammt, warum waren Brüste so faszinierend?
»Also, wer bezahlt Euch, damit Ihr Logan Gyre rettet?«, fragte sie.
»Ihr erwartet darauf doch nicht wirklich eine Antwort?«, entgegnete Kylar. Die einzige Trumpfkarte, die er ausspielen konnte, war der Umstand, dass Blint dazu geneigt hatte, schroff und heimlichtuerisch zu sein. Wenn sie ihn kannte, würde sie das wissen.
»Master Blint«, sagte sie, nachdem sie anscheinend zu einer Entscheidung gekommen war, aber sie sprach noch immer mit dieser bewusst erotischen Stimme, »Ihr seid der einzige Mann, den ich kenne, der zwei Könige getötet hat. Wie viel muss ich Euch bezahlen, damit Ihr einen dritten tötet?«
» Was?! Ihr wollt, dass ich den Gottkönig töte?«
»Nein. Ich will nur, dass Ihr darauf verzichtet, Logan Gyre zu retten. Ich werde verdoppeln, was immer Euer Auftraggeber Euch bezahlt.«
»Was?«, fragte Kylar. »Warum? Ihr braucht im Augenblick alle Verbündeten, die Ihr bekommen könnt. Logan würde Tausende unter Eure Banner bringen.«
»Das Problem ist … Nun ja, könnt Ihr ein Geheimnis bewahren, Durzo?« Sie lächelte.
»Würdet Ihr einem Mörder Eure Geheimnisse anvertrauen?«
»Ich wusste, dass Ihr das sagen würdet!«, rief sie triumphierend und beinahe kichernd. »Dasselbe habt Ihr beim letzten Mal gesagt, erinnert Ihr Euch?«
»Es ist schon ein Weilchen her«, antwortete Kylar, dessen Kehle wie zugeschnürt war.
»Nun, ich bin froh, dass Ihr Euch lange genug daran erinnert habt, um meinen Vater zu töten.«
Kylar blinzelte.
»Verratet mir eins: Habt Ihr es getan, bevor oder nachdem Ihr König Gunder getötet habt?«
»Ich werde dafür bezahlt zu töten, nicht darüber zu reden.« Götter! Ihr eigener Vater?
»Und das ist der Grund, warum ich Euch vertrauen kann. Obwohl ich Euch daran erinnern werde, dass ich Euch bereits Geld dafür gegeben habe, mich nicht zu töten - damit Ihr mit mir nicht machen könnt, was ich mit meinem Vater gemacht habe.«
»Natürlich nicht.« Er brauchte eine Sekunde, um sich einen Reim auf ihre Worte zu machen. Sie musste Durzo begegnet sein, als der Blutjunge einen Auftrag für ihren Vater angenommen hatte, Herzog Gordin Graesin. Vielleicht hatte Gordin Durzo beauftragt, König Davin zu töten? Herzog Graesin musste gedacht haben, dass Regnus Gyre nach dem Tod König Davins König werden würde, wodurch
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