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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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welchen Beifall es bei den Menschen gefunden hatte. Sie ahmte Jenine bewusst nach.
    »Entspannt Euch«, sagte Terah. »Ihr seid fünf Minuten von allem entfernt, was Ihr Euch je gewünscht habt.«
    Du bist eine Närrin, wenn du das glaubst, Terah. Logan setzte ein Lächeln auf und zwang seinen Körper, sich zu entspannen. Nein, es war nicht das, was er gewählt hätte, aber er würde imstande sein, alles zu verändern. Er konnte König Ursuul besiegen. Er konnte die Sa’kagé mit Stumpf und Stiel ausrotten. Er konnte die Armengesetze aufheben. Er konnte …
    Das war es. Das war es, was Graf Drake meinte. Das war die Versuchung der Macht. Er hatte seinen Ehrgeiz im Geiste umgedreht. Ich tue es nicht für mich, hatte er sich eingeredet, ich tue es für das Volk. Aber das war nicht ganz die Wahrheit, oder? Es hatte ihm gefallen, Gorkhys Tod zu befehlen; es hatte ihm gefallen, den Grafen zu entlassen. Logan sprach, und Dinge geschahen. Menschen gehorchten. Er war im Loch so lange Zeit so machtlos gewesen, dass der Gedanke, niemals wieder jemandem unterworfen zu sein, Honig auf seiner Zunge war.
    Schön, Graf Drake, ich verstehe. Und wo ist nun der Ausweg?
    Es war zu spät. Auf einer Seite stand ein Hektonarch in seinem kostbaren Umhang - hundert Farben für die hundert Götter. Auf der anderen stand ein Mann in schlichten, braunen Roben, ein Pater des einen Gottes. Herzog Wesseros nahm seinen Platz in der Mitte ein. Terah hatte dafür gesorgt, dass ihre Heirat mit drei Personen vollzogen werden würde.
Der Jubel schwoll an, während fünfzehntausend Menschen sich für das Paar heiser schrien, von dem sie dachten, es würde sie retten.
    »Darf ich das Wort an die Menschen richten?«, fragte Logan.
    »Auf keinen Fall«, sagte Terah. »Was für eine Verschwörung ist das?«
    »Es ist keine Verschwörung. Ich wünsche lediglich zu jenen zu sprechen, die für uns bluten und sterben werden. Ich hatte bisher noch keine Chance, das zu tun.«
    »Ihr werdet sie gegen mich aufbringen«, erklärte Terah.
    »Wie wäre es«, schlug Herzog Wesseros vor, »wenn Logan schwört, nichts Negatives über Euch zu sagen? Und wenn er es tut, werde ich eingreifen und ihn aufhalten? Ist das akzeptabel, Mylord?«
    »Ja.«
    »Mylady?«, sagte Herzog Wesseros. »Er ist ihr König.«
    »Fasst Euch kurz.«
    »Logan, fünf Minuten«, sagte Herzog Wesseros. Er trat dicht an ihn heran und senkte die Stimme. »Und möge der Geist Timaeus Rindders Euch leiten.«
    Es war eine eingeschränkte Erklärung seiner Unterstützung. Timaeus Rindder war ein Redner von solchem Talent gewesen, dass er aus einer Niederlage in einem Streitwagenrennen einen Staatsstreich gemacht hatte, obwohl er genau den Einschränkungen unterworfen gewesen war, die Herzog Wesseros Logan auferlegt hatte. Indem er die Regeln formulierte, wie er es getan hatte, sagte Wesseros: WennIhr die Menschen auf Eure Seite ziehen könnt, werde ich ihnen folgen.
    »Meine Freunde, morgen werden wir zusammen im Tosen einer Schlacht stehen.« Logan hatte kaum den ersten Satz
gesprochen, als seine Worte das Doppelte und dann das Vierfache ihrer Lautstärke annahmen. Er hielt inne, dann sah er Meister Nile lächelnd in einer der vorderen Reihen stehen. Logan tat so, als sei es nicht wichtig, und binnen eines Augenblicks taten alle anderen es ebenfalls. »Morgen werden wir einem Widersacher gegenübertreten, dessen Gesicht wir kennen. Ihr habt sein Gesicht Eure Türen verdunkeln sehen. Ihr habt seine Stiefel Eure Böden beschmutzen sehen. Ihr habt seine Fackeln gesehen, wie sie Eure Felder anzündeten. Ihr habt seine Fäuste gespürt, seine Peitschen und seine Verachtung, aber Ihr habt Euch geweigert, Euch zu ergeben!«
    Logans Nervosität und Selbstkritik - Hätte ich es besser sagen können? Klingt meine Stimme ruhig? Warum ist es so schwer, genug Luft zu bekommen? - verblassten, als er die zu ihm emporgewandten Gesichter der Menschen betrachtete, die sein Volk sein würden. Er hatte noch vor wenigen Monaten keine Ahnung gehabt, wer das cenarische Volk war. Er hatte die kleinen Leute der Gyres gekannt und geliebt, aber er hatte die modische Geringschätzung der Adligen für die ungewaschenen Massen geteilt. Wie einfach es war, einen namenlosen, gesichtslosen Mob zu bitten zu sterben.
    »Meine Freunde, ich habe die letzten drei Monate in den Tiefen des Arschlochs der Hölle verbracht. Ich war dort mit der Scheiße und dem Gestank der Menschheit gefangen. Ich habe meine Zeit damit verbracht, den Tod zu

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