Am Rande Der Schatten
große Zeremonie habt, ist es ganz einfach. Ihr braucht Euch wegen der Zeremonie überhaupt keine Gedanken zu machen. Die Ehe wird anerkannt, sobald Ihr genagelt worden seid.«
»Genagelt?«, fragte Kylar, und seine Augen weiteten sich.
Capricia errötete. »Ich meine, solange Ihr das Siegel Eurer Liebe an Eurem Körper tragt oder beringt worden seid. Aber, nun ja, die meisten Leute bezeichnen es einfach als genagelt werden.«
»Ich schätze, das ist nicht Teil des üblichen Verkaufsgespräches«, bemerkte Kylar.
»Kylar«, sagte Elene und stieß ihm den Ellbogen in die Rippen, während Capricia abermals errötete. »Können wir die Hochzeitsmesser sehen?«, fragte sie mit honigsüßer Stimme.
Capricia zog eine weitere mit schwarzem Samt ausgelegte Schublade auf. Sie war voller kunstvoller Dolche mit winzigen Spitzen.
Kylar wich zurück.
Capricia und Elene kicherten. »Es kommt noch beängstigender«, sagte Capricia. Sie lächelte ihr breites Lächeln. »Im Allgemeinen unmittelbar bevor … äh, unmittelbar bevor die Ehe vollzogen wird.« Sie versuchte, professionell zu klingen, aber ihre Ohren liefen hellrot an. »Tut mir leid, ich muss das normalerweise niemals erklären. Ich - normalerweise macht Master Bourary - äh, egal. Wenn ein Mann und eine Frau heiraten, muss die Frau einen großen Teil ihrer Freiheit aufgeben.«
»Das tut die Frau?«, fragte Kylar. Der Blick, den Elene ihm diesmal zuwarf, war weniger erheitert. Er schluckte sein Lachen hinunter.
»Also ist das Nageln - das Beringen oder Befestigen des Siegels …«
»Nennt es einfach Nageln«, sagte Kylar.
»Ich habe mich versprochen, ich sollte es wirklich so nennen …« Sie sah den Ausdruck auf Kylars Gesicht. »In Ordnung. Wenn die Braut und der Bräutigam sich in ihr Schlafgemach zurückziehen, gibt der Mann die Ringe und das Hochzeitsmesser der Frau. Der Mann muss sich ihr unterwerfen. Häufig wird sie …« Capricia blinzelte, und ihre Ohren liefen abermals rosa an. Sie räusperte sich. »Häufig wird sie den Bräutigam eine Zeitlang verführen. Dann durchstößt sie ihr eigenes linkes Ohr an einer Stelle ihres Gefallens und fügt den Ring dort ein. Anschließend setzt sie sich rittlings auf ihren Mann auf dem Ehebett und durchstößt sein linkes Ohr.«
Kylar klappte der Unterkiefer herunter.
»So schlimm ist es gar nicht. Es hängt davon ab, wo Eure Ehefrau beschließt …«, Capricia blickte auf, als Master Bourary in den Laden kam, »… das Siegel zu befestigen. Wenn sie es am Ohrläppchen befestigt, ist es nicht so schlimm, aber einige Frauen suchen sich Stellen aus wie, nun, wie Master Bourarys Frau.«
Kylar betrachtete den rundlichen, grinsenden kleinen Mann. Er trug einen funkelnden, goldenen Ohrring mit blinkenden Rubinen. Der Ring steckte im oberen Rand seines Ohrs. »Hat höllisch wehgetan«, sagte Master Bourary. »Man nennt es das Brechen der Jungfräulichkeit.«
Ein kleiner Schmerzenslaut entwich Kylar. »Was?«
Elene errötete, aber ihre Augen tanzten. Eine Sekunde lang hätte er schwören können, dass sie sich vorstellte, ihn zu nageln.
»Nun, es ist nur gerecht, nicht wahr?«, bemerkte Master Bourary. »Wenn eine Frau in ihrer Hochzeitsnacht mit Schmerz und Blut fertig werden muss, warum sollte ein Mann das nicht auch tun müssen? Ich sage Euch was, es macht Euch sanfter. Vor allem wenn sie Euch das Ohr verdreht, um Euch daran zu erinnern!« Er lachte schallend. »Das bekommt man nach zwanzig Generationen von Königinnen.« Er lächelte kläglich, aber er schien deswegen nicht unzufrieden zu sein.
Diese Leute, begriff Kylar, waren vollkommen verrückt.
»Aber das ist nicht der magische Teil des Ganzen«, griff Capricia ihre Erklärung wieder auf, als sie bemerkte, dass Kylar schnell das Interesse verlor. »Wenn die Ehefrau den Ring am Ohr ihres Mannes befestigt, muss sie all ihre Liebe und Hingabe und ihr Verlangen, verheiratet zu sein, auf den Ring konzentrieren, und nur dann wird er versiegelt werden. Wenn die Frau nicht wirklich verheiratet sein will, wird der Ring sich nicht versiegeln lassen.«
»Aber sobald er versiegelt ist«, sagte Master Bourary, »können weder Himmel noch Hölle den Ring wieder öffnen. Schaut.« Er beugte sich vor und nahm den Hochzeitsring von Kylars linker Hand. »Kaum ein Unterschied in der Bräune unter Eurem Ring, hm? Ihr seid noch nicht lange verheiratet?«
»Mit diesem Trick könnte man einen guten Ringpanzer machen«, versuchte Kylar das Verkaufsgespräch zu
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