Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
Vom Netzwerk:
nicht ans Telefon? Ich dachte schon, du wärst tot!«
    Phil, Charlottes Stiefvater, versuchte, seine Gattin ins Haus zu bugsieren. »Komm, Gail. Lass uns hier keine Szene machen.«
    »Warum sollte ich hier keine Szene machen! Wenn man so etwas in den Nachrichten sieht! Ich weiß überhaupt nicht, was ich den Leuten sagen soll! Alle haben sich so auf die Hochzeit gefreut!«
    Charlotte drehte sich der Magen um; sie war noch nicht bereit, darüber nachzudenken. »Wo kommt ihr denn her?«
    Phil platzierte ihre Mutter auf dem Sofa und versuchte, sie dazu zu bringen, die M&S-Wildlederjacke abzulegen. »Wir haben die M6 genommen. Um diese Uhrzeit hat man da ziemlich freie Fahrt. Haben an einer Raststätte gehalten und eine Kleinigkeit gegessen.«
    Charlotte verspürte leichte hysterische Anwandlungen; gleich würde er ihr auch noch in allen Einzelheiten schildern, welche Route das Navi für sie gewählt hatte. »Ich meine: Was macht ihr hier? Es ist Montagabend.« Normalerweise hätte ihre Mutter die Fahrt Richtung Süden nur angetreten, wenn sie zuvor eine sechsmonatige detaillierte Planungsphase durchlaufen hätte.
    »Was hätten wir denn sonst tun sollen?« Gail begann, lautstark zu schluchzen. »Das ist einfach nicht fair, Charlotte. Ich habe mir förmlich ein Bein ausgerissen für diese Hochzeit, und dann passiert wer weiß was!«
    Charlotte machte die Augen zu. »Mum, könntest du bitte … Ich weiß es nicht, okay? Ich weiß nicht, was jetzt werden soll.«
    »Aber warum hast du uns denn nicht angerufen?«
    Charlotte fauchte: »Weil ich zusammengeschlagen wurde, okay? Ich hab den ganzen Tag im Krankenhaus verbracht.«
    »Wo ist meine Brille, Phil?« Gail spähte zu ihrer Tochter hinüber und hielt sich dabei eine Hand an die Brust. »Ach du meine Güte! Dein Gesicht!«
    Charlotte sank auf einen Stuhl am Küchentisch. »Ich war auf der Toilette. Nach der … Verhandlung. Ein paar junge Frauen haben mich zusammengeschlagen.«
    Gails Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass sich damit ihre schlimmsten Vermutungen über London bewahrheitet hatten.
    Phil räusperte sich. »Soll ich uns einen Tee machen?«
    »Was? Wenn du willst. Mum, ich hab dir nichts davon erzählt, weil das alles so schnell ging. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass es so ablaufen würde. Ich dachte wirklich, dass nach dem Termin heute Morgen wieder alles in Ordnung wäre.« Als sie das sagte, wurde Charlotte erst richtig bewusst, dass nichts wieder in Ordnung war – also was jetzt? Wie sollte sie darüber nachdenken, was jetzt bevorstand?
    »Aber es hieß, er … er habe einen Menschen umgebracht.«
    »Ich weiß, ich war schließlich selber da. Aber er war’s nicht. Ich weiß mit Sicherheit, dass er’s nicht war.« Ihre Stimme zitterte.
    »Aber wir haben es doch gesehen, nicht wahr, Phil? In den Mittagsnachrichten! Die hatten auch ein Foto von ihm! Wo um alles in der Welt haben die das her? Hast du es ihnen gegeben?«
    »Um Himmels willen, Mum: Ich hab das noch nicht mal gesehen. Ich hab den ganzen Tag in der Notaufnahme gewartet.«
    »Das kommt von den ewigen Kürzungen«, meinte Phil, der in ihren Küchenschränken herumstöberte.
    Gail redete auf das Taschentuch ein, das sie in Händen hielt. »Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Wir müssen uns in den Wagen setzen und hinfahren, habe ich gesagt, nicht wahr, Phil? Ich habe nicht mal den Videorekorder für Holby City angestellt.«
    »Ist denn gar keine Milch im Haus?«, fragte Phil, der immer noch stöberte.
    »Oh. Nein. Ich hatte leider keine Zeit, einkaufen zu gehen«, erwiderte Charlotte. Sie biss sich auf die Lippe und zuckte vor Schmerz zusammen.
    »Dann haben wir keine Milch, Gail. Würdest du deinen Tee auch ohne trinken? Gibt es hier in der Nähe einen Laden?«
    Charlotte war kurz davor, ihn anzubrüllen. Warum wollte er denn ausgerechnet jetzt Tee trinken, verdammt noch mal? Doch Phil schlüpfte schon wieder in seine beige Jacke. »Ich glaube, ich habe um die Ecke so einen ausländischen Shop gesehen. Die haben doch immer geöffnet, nicht wahr?«
    Nachdem er gegangen war, senkte sich die Stille wie ein schwerer Mantel auf Charlotte und ihre Mutter herab. Die Uhr tickte. Gail schniefte und sah sich verwirrt um. »Ich habe morgen einen Termin bei dem Floristen. Was mache ich denn jetzt? Werden wir die Hochzeit verschieben müssen? Charlotte?«
    Charlotte sah auf ihre makellosen Fingernägel hinab, perfekt gepflegt, bereit für den, wie sie geglaubt hatte, schönsten Tag

Weitere Kostenlose Bücher