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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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ihres Lebens. »Sie haben gesagt, es wird Monate dauern, bis das Gerichtsverfahren beginnt.«
    Ihre Mutter starrte sie an. »Dann müssen wir verschieben. O Gott, und ich habe gerade die Torte angezahlt. Und was ist mit der Band, die er unbedingt engagieren musste?«
    Da fuhr Charlotte aus der Haut. »Du kannst ihn ruhig bei seinem Namen nennen: Dan . Schon vergessen? Das ist der Mann, der sich immer um deinen Computer kümmert. Der mit deinem Hund Gassi geht. Glaubst du wirklich, dass dieser Mann einfach so jemanden umbringen würde? Nimm doch mal Vernunft an!«
    »Mir gefällt dein Ton nicht, Charlotte. Er steht doch wohl unter Anklage, nicht wahr? Man weiß ja nie …«
    »Doch, manchmal weiß man so was.« Niemand würde sie davon überzeugen, dass sie mit einem Mörder verlobt war. Das konnte einfach nicht sein.
    Da ging die Tür auf, und die beiden zuckten zusammen. Phil kam herein, eine prall gefüllte Einkaufstüte in der Hand. »Habt ihr gesehen, was draußen für ein Gedränge herrscht?«
    Gail spähte aus dem Fenster. »Schatz, er hat Recht. Da draußen steht die Presse .«
    »Was? Red keinen Unsinn.« Doch als Charlotte ebenfalls hinausspähte, sah sie, dass sich an ihrer Pforte drei Personen eingefunden hatten: ein Mann mit einer Kamera, ein zweiter mit einer Mikrofonangel und eine Frau mit einem Handmikro. Sky News stand darauf. Sie wandte sich wieder um und dachte: Das kann doch wohl nicht wahr sein . Es war, als hätte sich ihr Leben in einen Film verwandelt.
    »Das ist aber sehr unhöflich«, sagte Gail in verärgertem Ton. »Was wäre denn, wenn das Haus gerade renoviert würde und gar nicht vorzeigbar wäre?«
    Phil öffnete so selbstverständlich die Schränke, als wäre er hier zu Hause. »Ich habe ein paar Kleinigkeiten besorgt«, sagte er in bedächtigem Ton. »Deine Mutter und ich essen morgens gerne Bran Flakes. Die sind sehr förderlich für unsere Verdauung.«
    Dieser bezaubernden Bemerkung entnahm Charlotte, dass die beiden einige Zeit zu bleiben gedachten.
    Keisha
    Das war’s dann also. Wenn einem alles in den Händen zerfiel – wie ein schrottiger alter Kochtopf, von dem man glaubte, ein Mal könnte man ihn noch benutzen, obwohl man im Grunde wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er auseinanderfiel. Und genau das war jetzt passiert. An einem einzigen Tag hatte sie all das durchlaufen: hatte versucht, ihre Beziehung zu Chris wieder zu kitten, hatte gehofft, Ruby vielleicht bald wiederzubekommen, und wusste jetzt gar nicht mehr, was für ein Mensch Chris überhaupt war. Ein Mann, der seinem eigenen Kind so etwas angetan hatte. Ein Mann, der seine Freundin in ihrer eigenen Küche bewusstlos schlug.
    Keisha kam auf dem Fußboden wieder zu sich, als die Tür zuknallte. Im ersten Moment fühlte sie sich wie auf einer Achterbahnfahrt – es ging alles in einem solchen Tempo, dass sie mit ihren Gefühlen gar nicht so schnell hinterherkam. Einen Moment lang war es, als schwebte sie schwerelos dahin. Dann aber kamen die Schmerzen. Ihr Kopf. Ihr Fußgelenk. Er war ihr doch tatsächlich aufs Bein getreten – sie sah den Abdruck seiner Schuhsohle auf ihrer unrasierten Haut. Ihre Nase war an den Boden gedrückt, direkt neben einem Spaghetti Hoop . Sie war echt saumäßig dreckig, diese Küche. Man hätte ja meinen sollen, sie wäre schmutziger gewesen, als Ruby noch hier gelebt hatte, aber da hatte Keisha sie, auf Anraten ihrer Mutter, jeden Tag mit Desinfektionsmittel geschrubbt. Jetzt aber: Zigarettenasche, Brotkrümel und unter dem Kühlschrank eine Tiefkühl-Fritte. Der Boden unter ihrer Wange fühlte sich grobkörnig an.
    Sie versuchte aufzustehen. Hob einen Arm, dann ein Bein. Gut gemacht, Keisha Collins. Und jetzt das große Aufsteh-Diplom. Der Geldbeutel der Blonden lag immer noch auf dem Küchentisch, die ganzen Karten waren herausgefallen. Kurz stellte sie sich vor, sie könne die Zeit zurückdrehen: Sie wären dieser Tussi und ihrem bescheuerten Freund nie begegnet, und Chris hätte sie nie k. o. geschlagen. Träum weiter .
    Etwas tropfte auf das weiche Leder des Geldbeutels. Etwas Rotes. Ihre Nase blutete.
    Keisha hatte keine Ahnung, wann Chris wiederkommen würde. Sie brauchte fünf Minuten, um ein paar Sachen in eine Tasche zu stopfen. Frische Unterwäsche. Das bisschen Geld, das sie in einem aufgerollten Sockenpaar versteckt hatte. Ein Pulli. Ein Foto von Ruby – es blieb keine Zeit, all die abzunehmen, die sie an die Küchenschränke gepinnt hatte, also nahm sie nur eins

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