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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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einfach nicht durchgekommen.« Sandra war wahrscheinlich auf einem Seminar, wo man lernte, die Leute, mit denen man sprach, möglichst oft mit ihrem Namen anzureden – oder irgend so ’n Scheiß.
    »Ruf da noch mal an. Ruby kann jetzt wieder zurück zu mir.«
    »Klar, klar.« Es wäre jetzt sinnlos gewesen, darüber zu diskutieren, was mit Ruby geschehen sollte. Wo Keisha jetzt keine Bleibe mehr hatte – würden sie zulassen, dass sie bei ihrer Mutter und der Kleinen mit einzog? Dann hätte sie sie ja gewissermaßen zurück. Aber was, wenn er dann vorbeikam?
    Ihre Mutter blätterte ungeduldig in der Lokalzeitung, die Keisha ihr aus dem Krankenhaus-Shop hatte holen müssen. »Sieh mal! Da!« Sie zeigte auf eine kleine Meldung hinten im Blatt.
    »Eine Beerdigung. Was ist damit?«
    »Da gehst du hin.«
    »Ich? Du machst wohl Scherze.« Keisha hatte keine Kirche mehr betreten, seit sie damals bei ihrer Mutter ausgezogen war.
    »Mich werden sie nicht hinlassen – obwohl ich ja eigentlich kerngesund bin. Also musst du für mich gehen. So eine kirchentreue Familie. Und dann so ein schrecklicher Schicksalsschlag! Ah!« Sie lutschte an ihren Zähnen. »Ich muss weinen, wenn ich nur daran denke. Diese Banden hier, das ist genauso schlimm wie damals in Kingston, als ich da weg bin. Die arme Frau! Einen Sohn zu verlieren!«
    Keisha, gereizt wegen der Andeutung, es sei schlimmer, einen Sohn zu verlieren als eine Tochter, fragte: »Über wen redest du denn da überhaupt?« Sie schaute in die Zeitung. Trauergottesdienst für Anthony Johnson , stand da. Bei dem Namen klingelte es bei ihr, ein mächtiges Glockengeläut. »Den hast du gekannt?«
    »Seine Mutter, aus der Kirche. Eine gute Christin. Ihr Sohn war nicht ganz so gut, aber er wäre eines Tages schon noch auf den rechten Pfad gekommen. O Herr, erbarme dich!«
    Keisha hatte ihn vor Augen, eine Hand unter dem Rock dieses Mädels. »Ich kann da nicht hingehen.« Was, wenn er da auftauchte? Er war ja schließlich auch zu dem Gerichtstermin gegangen.
    Eins war mal klar: Zu nichts hatte sie weniger Bock, als zu einem Trauergottesdienst zu gehen für jemanden, über dessen Tod sie vielleicht ein bisschen zu viel wusste, und dort möglicherweise dem Typ zu begegnen, der sie zusammengeschlagen und ihrer Mutter einen Herzinfarkt beschert hatte.
    Dann aber bekam Mercy einen Anfall, sie keuchte laut, ruderte mit den Armen und wurde sogar noch dunkler im Gesicht, und die Schwestern kamen herbeigeeilt und gaben ihr Sauerstoff und drängten Keisha aus dem Weg. Sie hörte Gemurmel, dass ihre Mutter für den OP bereitgemacht werden sollte.
    »Was ist los? Was passiert mit ihr?« Sie drehte sich zwischen den Leuten hin und her – den Ärzten, den Schwestern und diesen Typen in Rot-Blau, die alle damit beschäftigt waren, ihre Mutter an irgendwelche Schläuche anzuschließen und etwas gegen dieses furchtbare Keuchen zu unternehmen.
    »Bitte!« Sie sagte sonst nie bitte . »Was geht hier vor?«
    Eine der Schwestern sah sie kurz an und dann schnell wieder auf ihr Klemmbrett. »Sie muss möglicherweise operiert werden. Lassen Sie uns bitte unsere Arbeit machen. Warten Sie draußen.«
    Und dann karrten sie ihre Mutter in Windeseile den langen Korridor hinab, und Keisha rief ihr hinterher: »Also gut, ich geh hin! Mum! Ich geh zu der verdammten Beerdigung!«
    Charlotte
    Am Sonntag nach ihrer ausgefallenen Hochzeit hatte Charlotte ihren ersten Besuchstermin bei Dan in der Haftanstalt Pentonville, und sie war so nervös, dass sie sich beim Zähneputzen fast übergab. Dass ihr Vater ihr am Vorabend im Claridge’s einige Brandys eingeflößt hatte, half auch nicht gerade. Sie musste sich zusammenreißen. Sie ging doch nur zu Dan.
    Ihr Vater hatte nicht angeboten, sie zu begleiten. Das wäre auch gar nicht möglich gewesen, denn man musste sich vorher anmelden. Das war nur eins der vielen Dinge, die Charlotte seit der vergangenen Woche dazugelernt hatte. Da er in Untersuchungshaft saß, durfte Dan öfter Besuch bekommen als die normalen Häftlinge. Dreimal die Woche, sagte man ihr, als wäre das großzügig. Es war ein seltsamer Zustand, in dem er sich befand, da er ja als unschuldig galt, solange er nicht rechtskräftig verurteilt war. Trotzdem saß er hinter Gittern, und seine Freundin – fast schon seine Frau! – brauchte eine Genehmigung, um ihn zu sehen.
    O Gott, was zog man denn bloß an, wenn man seinen (unschuldigen) Verlobten im Gefängnis besuchte? Sie versuchte, ein Outfit

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