Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
Vom Netzwerk:
dass man hier im Süden Teacakes sieht.«
    »Greifen Sie zu.« Sie hätte nicht desinteressierter klingen können.
    Er brachte ihr den Tee, aber sie rührte die Tasse nicht an, obwohl er eigens einen Untersetzer daruntergeschoben hatte, einen mit Blumenmotiv, den sicherlich sie ausgesucht hatte. »Haben Sie denn noch gar nichts gegessen?« Sie war sogar noch dünner als zuvor.
    »Nein. Ich wollte unbedingt für den heutigen Tag abnehmen. Mir war nicht klar, dass das die beste Methode dafür ist. Mir mein Leben ruinieren zu lassen, meine ich.«
    »Sie müssen was essen.« Er zückte sein Handy.
    »Was machen Sie da?«
    »Ich bestelle eine Pizza.«
    »Was? Nein! Ich esse keine Pizza. Was …«
    Er hob eine Hand. »Ja, hallo? Ich möchte eine Pizza bestellen. Haben Sie Pizza Hawaii? Eine große bitte.« Er gab die Adresse durch und legte auf.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Alle Frauen mögen Pizza Hawaii.«
    Sie ächzte. »Ja, wir sind ja alle gleich. Also, ich rühre so was nicht an.«
    Als die Pizza kam, knabberte sie dann doch an einem Stück herum und verschlang es schließlich. Es folgten ein zweites und ein drittes. Hegarty nahm an, dass es mehr war, als sie die ganze Woche gegessen hatte. Bei ihm sammelten sich die Ananasstückchen am Rand des Pappdeckels; Obst auf etwas Salzigem hatte er noch nie gemocht. »Jetzt sehen Sie schon nicht mehr ganz so blass aus.«
    »Wer sind Sie – meine Mutter?«
    »Na, hoffentlich nicht. Die geht Ihnen doch auf den Keks.« Er räumte die Pizzaschachtel und die Servietten weg und sorgte für ein wenig Ordnung. Nachdem sie die Pizza vertilgt und Hegarty sich ein paar Einzelheiten über die Schmiererei notiert hatte, fand er, es sei für ihn an der Zeit zu gehen. Viel mehr konnte er nicht tun. Er nahm sein Jackett und warf es sich über die Schulter. »Haben Sie sich schon überlegt, was Sie jetzt machen werden? Gehen Sie wieder zur Arbeit?«
    Sie zuckte zusammen. »Nein, das könnte ich nicht. Die Hochzeit … Ich habe die letzten Monate über nichts anderes gesprochen.«
    »Sie sollten trotzdem zur Arbeit gehen«, sagte er in sanftem Ton. »Die Dinge am Laufen halten.«
    »Sie meinen, für die Zeit, wenn er wiederkommt?« Zum ersten Mal hob sie den Blick.
    Hegarty machte eine vage Geste. »Er will doch bestimmt, dass Sie gut auf sich aufpassen, nicht wahr?« Außerdem brauchte sie einen Job, um die Anwaltshonorare bezahlen zu können.
    Charlotte seufzte. »Vielleicht versuche ich, am Montag mal hinzugehen.«
    »Gut.« Er widerstand dem Drang, ihr durch das zerzauste Haar zu fahren. »Ich geh dann mal. Passen Sie gut auf sich auf, Miss Miller. Und Sie sollten wirklich die Haus- und Wohnungstür geschlossen halten.«
    »Nennen Sie mich bitte nicht Miss.« Und dann entrang sich ihr ein lauter Schluchzer, und sie hielt sich die Hände vor den Mund. »Das ist mir gerade erst klar geworden!« Sie war nun leicht grünlich im Gesicht, und einen Moment lang glaubte er, dass sie gleich ohnmächtig werden würde. Er hatte noch nie eine Frau in Ohnmacht fallen sehen – die Barrower Mädels hielten sich mit derlei Schwachheiten nicht auf –, aber Charlotte sah aus, als könnte bereits der leiseste Windhauch sie umwehen.
    »Ganz ruhig. Setzen Sie sich wieder.«
    »Als Sie gerade Miss gesagt haben, ist es mir klar geworden. Ich sollte heute ja eine Mrs werden, nicht wahr? Mrs Stockbridge.« Sie lachte bitter auf. »Alles hätte sich geändert.«
    Tja, das würde es nun auch, wenn auch nicht in der erhofften Weise.
    »Officer? Besteht noch irgendeine Möglichkeit … Ermitteln Sie überhaupt noch in dem Fall?«
    Er schwieg einen Moment. Dann: »Ja, natürlich tun wir das. Aber die Beweislage spricht ziemlich eindeutig gegen ihn.« Das war noch milde ausgedrückt.
    Ihre Miene war ausdruckslos, als verstünde sie nicht, was er sagte.
    »Passen Sie gut auf sich auf«, sagte er noch einmal und riss sich endlich los von ihrem glänzenden Haar und ihrem ramponierten Gesicht.
    Als er die Wohnungstür öffnete, stand da ein Mann im Hausflur und starrte auf seinem iPhone auf einen Stadtplan. Er hatte grau meliertes Haar, und sein Anzug sah so aus, als hätte er mehr gekostet, als Hegarty damals für sein erstes Auto hingeblättert hatte.
    »Die Haustür stand offen. Ich suche Wohnung Nummer drei.«
    »Dann sind Sie hier richtig. Ich wollte gerade gehen.«
    Die beiden Männer musterten einander. Charlotte hörte ihre Stimmen.
    »Hallo?« Zaghaft kam sie an die Tür. Sie starrte den Neuankömmling an, als

Weitere Kostenlose Bücher