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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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reingehen?«, keuchte er. »Ich meine, das ist ja genauso, als ob man der Hexe ins Pfefferkuchenhaus folgen würde.«
    »Red’ keinen Blödsinn«, zischte Lys. »Bloß weil der Typ ein bisschen unhöflich ist und das Haus dich an einen uralten Hollywood-Schinken erinnert? Das ist ein ganz normales Hotel, Sebastian. Warum sollten wir nicht reingehen?«
    »Weil wir davon ausgehen, dass der Sohn des Besitzers ein Irrer ist, der deine Alison seit drei Jahren im Keller gefangen hält?«
    »Halt jetzt die Klappe!«, flüsterte Lys und ging mit entschlossenen Schritten durch die Tür. Sebastian folgte ihr mit einem Stöhnen.
    Sie schritten durch einen Gang, der nur durch eine Notbeleuchtung erhellt wurde. In deren undeutlichem Schein konnten sie Marmorfliesen und einen flauschigen Läufer erahnen. »Mann, Lys, in diesem Kasten können wir uns doch nie und nimmer ein Zimmer leisten!«, jammerte Sebastian.
    »Die Hexe hat meines Wissens keinen Eintritt für ihr Pfefferkuchenhaus verlangt«, kommentierte Lys trocken.
    »Ja, aber…« Sebastian brach ab. Sie hatten einen eleganten Empfangsraum erreicht. An den Wänden hingen Gemälde, die Seitennischen waren mit antik wirkenden Vasen dekoriert. Hinter einem Empfangstresen aus dunklem Holz stand der Mann mit den kurz geschorenen Haaren und starrte ihnen düster entgegen.
    »Der Kerl sieht sogar aus wie Norman Bates«, hauchte Sebastian.
    »Wie wer?«
    »Norman Bates. Der irre Mörder aus ›Psycho‹.« Sebastian betrachtete den Herrn am Empfang mit unverhohlenem Misstrauen.
    Lys räusperte sich und trat näher. »Entschuldigung, dass wir so spät noch stören. Wir… ähm… wir haben leider auch nicht allzu viel Geld dabei, eigentlich wollten wir in der Jugendherberge übernachten… Haben Sie vielleicht ein günstiges Zimmer für uns?«
    Keine Antwort. Falls der Kerl hinter dem Empfangsschalter sprechen konnte, schien er von dieser Fähigkeit nicht besonders oft Gebrauch zu machen. Er antwortete auf Lys’ Frage nur mit einem drohenden Blick unter seinen buschigen Augenbrauen hervor, dann wandte er sich nach rechts und stieß eine Tür auf, hinter der sich ein weiterer Gang befand. Ohne sich noch einmal nach den beiden umzusehen, lief er los. Lys und Sebastian warfen sich einen kurzen Blick zu und folgten ihm.
    Der Gang war etwas spärlicher dekoriert als der erste und endete an einer Holztür, die die Nummer 2 trug. Norman Bates stieß die Tür auf und knipste das Licht an. Lys und Sebastian starrten auf ein großes Zimmer, in dem vier Stockbetten standen.
    »Ähm… ja… danke…«, stammelte Lys.
    Der Mann nickte. »Dusche und Toilette sind auf dem Gang«, knurrte er. Offenbar konnte er also sprechen. Dann drehte er sich um und stapfte den Gang zurück in Richtung Empfang.
    Lys trat durch die Tür. Man hatte den Eindruck, dass dieses Zimmer aus einer einfachen Jugendherberge in dieses noble Hotel gebeamt worden war. Auch wenn die Stockbetten noch etwas neuer waren, passte die Einrichtung doch überhaupt nicht zu den Vasen und zierlichen Antikstücken aus der Empfangshalle. Etwas unentschlossen stand Lys mitten im Raum und ließ schließlich ihren Rucksack auf das erstbeste Bett fallen.
    Sebastian stand noch immer in der Tür. Das grelle Licht der Deckenlampe ließ ihn geisterhaft weiß erscheinen.
    »Was ist?«, fragte Lys unbehaglich.
    Endlich kam er herein und schloss die Tür. »Lys…«, begann er. Dann schüttelte er den Kopf. »Irgendetwas stimmt hier doch nicht! Hör mal, wenn man sonst in ein Hotel eincheckt, oder auch nur in eine Jugendherberge, dann muss man seinen Namen angeben, den Perso vorlegen, einen Zettel ausfüllen, irgendwas. Aber man wird nicht einfach ins nächste Zimmer geschoben. Und selbst in irgendeiner verratzten Absteige wird man freundlicher empfangen als hier.«
    »O.k. Der Kerl ist komisch. Aber denk mal an den Typ bei uns im Getränkehandel, dem möchtest du auch nicht im Dunkeln begegnen. Soweit ich weiß, hat der aber auch noch keinen mit einer Flasche Cola erschlagen.«
    »Außerdem habe ich das Gefühl, dass wir hier die einzigen Gäste sind«, fuhr Sebastian fort.
    »Wie kommst du darauf?« Lys versuchte, es zu ignorieren, doch mit jeder von Sebastians Feststellungen wurde ihr unheimlicher zumute. »Nur weil wir noch niemand anderes gesehen haben?«
    »Fällt dir nicht auf, wie still es hier ist? Lys, es ist noch nicht mal neun Uhr! Da müssten doch noch Leute im Haus unterwegs sein oder ein Fernseher laufen oder wenigstens eine Dusche

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