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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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seufzte hörbar. »Er hat einen schweren Hirnschaden erlitten und liegt seitdem im Wachkoma.«
    Leo Lambert antwortete nicht. Er starrte sie nur an, seine Lippen leicht geöffnet, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Er… er ist immer zu schnell gefahren«, redete Julia weiter, vermutlich weil ihr Leos starrer Blick unbehaglich war. »Vor sechs Monaten ist er in einer Regennacht von hier aus Richtung Stadt gefahren und mit vollem Tempo aus der Kurve geschleudert. Es ist ein Wunder, dass er nicht sofort tot war. Sie haben ihn mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Bonn geflogen, aber er hatte eben diese schwere Hirnblutung und… Anfangs hatten wir noch Hoffnung, dass er sich vielleicht erholen würde, aber es hat sich seitdem nichts…« Sie zuckte seufzend mit den Schultern.
    »Wo ist er jetzt?«, fragte Leo. Er hatte sichtlich Mühe zu sprechen.
    »Bei uns zu Hause«, sagte Julia. »Wir wohnen in dem Haus dort oben am Wald, etwa fünfhundert Meter von hier.«
    »Mein Gott«, sagte Leo tonlos.
    »Komm, setz dich, ich bringe dir einen Kaffee.« Julias Ton wurde wieder geschäftsmäßig und sie hastete zurück in die Küche. Leo ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und starrte mit leerem Blick auf die blütenweiße Tischdecke.
    »Komm. Wir müssen uns unterhalten«, murmelte Lys. Sie liefen aus dem Raum und ließen Leo Lambert am Tisch zurück, allein mit der Putzfrau, die mit einem nassen Lappen den Boden wischte.
    ***
    »Gut. Damit wäre es ein Verdächtiger weniger«, seufzte Lys. »Wenn Alex im Wachkoma liegt, kann er weder im Internet chatten noch Alison töten.«
    »Was genau ist denn Wachkoma?«, fragte Sebastian.
    »So ganz genau weiß ich’s auch nicht. Aber ich hab’ da mal einen Film drüber gesehen Die Leute sind dabei durch einen Hirnschaden völlig gelähmt. Sie können nicht mehr reden, sehen oder hören. Man weiß nicht, ob sie überhaupt noch etwas mitbekommen, aber möglich ist es, denn ihr Gehirn zeigt bei Messungen immer noch einen Schlaf-Wach-Rhythmus und manchmal auch Reaktionen auf äußere Reize.«
    »Sie sind also praktisch gefangen in ihrem eigenen Kopf?«, fragte Sebastian entsetzt.
    »Hm. Ja, so ähnlich.«
    »Gruselig«, stöhnte Sebastian.
    Sie saßen auf einer Bank einige Meter vom Hoteleingang entfernt, inmitten von noch kahlen Blumenbeeten und Ziersträuchern. Vor ihnen wellten sich grünbraune Hügel, zum Teil von Wald bedeckt. Zur Linken war ein Ort zu erahnen. Es war still hier oben. Nur das Rauschen des Winds in den Tannen hinter dem Haus war zu hören und gelegentlich Stimmen aus dem Hotel.
    »Leo Lambert taucht also genau jetzt hier auf. Jetzt, wo diese Nachricht im Internet erschienen ist. Das kann ja wohl kein Zufall sein!«, meinte Lys.
    »Du denkst, er hat die Nachricht geschrieben?«
    »Oder er ist aus demselben Grund hier wie wir auch: Er hat die Nachricht im Netz gelesen und hofft, dass sie eine Spur ist, die ihn zu Alison führen könnte.«
    »Aber warum kommt er dann ausgerechnet hierher?«
    »Wir müssen auf alle Fälle an ihm dranbleiben«, meinte Lys. »Und zwar jetzt gleich.« Sie wies nach rechts. Gerade kam Leo Lambert die Treppen des Haupteingangs herunter. An seiner Seite schritt Julia Sommer. Sie liefen an einem hellgrauen Lieferwagen vorbei, auf dem in roter Schrift Hotel Eifelblick zu lesen war und der von einem Mann in einem Overall gerade mit Wäschesäcken beladen wurde. Ein Stück weiter zur Linken stand ein schnittiger roter Sportwagen, auf den Julia Sommer zusteuerte.
    »Oh shit!«, stöhnte Sebastian und sprang auf.
    Bis sie die Helme aufhatten und auf dem Motorroller saßen, rauschte der Sportwagen mit Julia Sommer und Leo Lambert bereits die Auffahrt hinunter. Sebastian startete den Motor, der erst ein paarmal stotterte, dann aber freundlicherweise doch noch ansprang, und gab Gas.
    Sie erreichten die Straße gerade noch rechtzeitig, um sehen zu können, dass der Sportwagen nicht den Weg zurückfuhr, den sie gekommen waren, sondern sich nach rechts gewandt hatte, wo die Straße in engen Serpentinen den Wald hinaufkurvte. Sebastian machte eine reichlich unfreundliche Bemerkung über den Zustand der Straße und lenkte seinen Motorroller ebenfalls nach rechts.
    Der Weg war steil und der Motor stotterte schon wieder bedenklich, als zwischen den Bäumen das Haus auftauchte. Die Bezeichnung »Haus« war geringfügig untertrieben. Der Kasten war eine alte Villa von ungefähr 1900, kaum kleiner als das Hotel ein Stück weiter unten, zu dem ein

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