Amber Rain
drei Bilder, aber sie versetzen mich in Rage.
„Und Sie wollen mir erklären, was es heißt, Respekt vor der Persönlichkeit einer Patientin zu haben?“ Ich habe Mühe, me i ne Emotionen zu zügeln, und sie wissen das nur zu genau.
„Sie können kaum abstreiten, dass Sie Ihrer Patientin Sch a den zugefügt haben. Physisch, das ist offensichtlich. Und ps y chisch, denn warum sonst der Rückfall?“
„Rückfall? Wenn es nach ihrem Arzt gegangen wäre, hätte Amber niemals eine Besserung erfahren, aus der sie zurückfa l len konnte in ihren vorherigen Zustand. Ihr hat niemals j e mand geholfen. Mit ihren Diagnosen wurde sie allein gelassen. Was ich getan habe, habe ich in meiner Freizeit getan. Mit einer Frau, die nicht, ich betone, nicht meine Patientin war, die ich lediglich, auf Anforderung meines Kollegen Green, in einem einzigen Fall evaluiert habe. Und die ich niemals zu irgendwas gezwungen habe.“
„Sie haben sie geschlagen“, sagt die Frau mit größtmöglicher Abscheu in ihrer Stimme.
„Ich erwarte nicht, dass Sie verstehen, was sich hinter me i nem Lebensstil verbirgt, deshalb spare ich es mir, es Ihnen e r klären zu wollen.“ Ich beiße die Zähne zusammen, um meine Stimme daran zu hindern, sich noch mehr zu erheben.
„Es ist ein für einen Arzt unwürdiges Verhalten“, sagt sie e i sig. „Und für einen Psychiater ist es geradezu unverantwortlich. Sie haben die Pflicht, solche Neigungen auf Ihren Papieren a n zugeben und sich selbst evaluieren zu lassen, ob Sie in der Lage sind, Ihrer Aufgabe im Nationalen Gesundheitsdienst gebü h rend nachzukommen.“
„Ich bin dazu sehr wohl in der Lage, weil es verdammt nochmal keinen Unterschied macht, was ich in meiner Freizeit tue.“ Es wird immer schwerer, die Nerven zu behalten. Für diese Leute geht es um mich. Nur um mich, um das, was ich tue. Und alles, was mir wichtig ist, ist Amber, aber von ihr sind nur die Bilder die der Projektor an die Wand klatscht, für das Gremium interessant. In meinen Augen eine so gravierende Verletzung ihrer Persönlichkeit, dass ich Rot zu sehen beginne.
Green räuspert sich. „Richard.“ Es ist ungewohnt, meinen ersten Vornamen zu hören, den, unter dem mich die medizin i sche Gemeinschaft kennt. Normalerweise nennen wir uns u n ter Kollegen beim Nachnamen. „Du hast gegen medizinische Ethik verstoßen.“ Mehr sagt er nicht.
„Ich habe ihr zu keiner Zeit Leid zugefügt, und ich habe sie zu jeder Zeit vollkommen respektiert.“ Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Mein Adrenalinspiegel sinkt ein wenig, und ich bin froh, dass Green mich auf den Boden zurückgeholt hat. Er ist ein verdammt guter Psychiater, denke ich bei mir selbst und komme langsam wieder runter.
„Miss Nicholas weigert sich, mit Ihnen zu reden. Das ist doch richtig, oder?“ Warum haben die ausgerechnet diese Frau zu ihrer Hauptanklägerin erkoren? Sie hat keine Ahnung, w o von sie spricht. Und sie erinnert mich mehr und mehr an Officer Redding, der ich hoffentlich niemals in meinem Leben wieder begegnen muss. „Können Sie sich erklären, warum sie solche Angst vor Ihnen hat, wenn Sie doch nach eigener Au s sage ihr nie etwas getan haben?“
„Ich habe keinen reinen Tisch gemacht“, sage ich. „Das ist der einzige Fehler, den ich in dieser Sache gemacht habe.“ Reiß dich zusammen, Holloway. Argumentiere sachlich und halte dein Blut im Zaum, sonst hören sie dir gar nicht mehr zu. „Ich habe versäumt, ihr zu sagen, woher ich sie kenne, wer ich bin, warum ich glaubte, ihre Krankheit zu verstehen.“
„Warum haben Sie das versäumt?“ Green stellt diese Frage und kommt der Anklägerin damit zuvor.
„Weil sie mir zu wichtig wurde. Und weil ich fürchtete, sie zu verlieren, wenn sie es erfährt. Miss Nicholas hat in ihrem L e ben viele Erfahrungen mit Psychiatern und Neurologen g e macht, und keine einzige davon war erfreulich. Sie ist eine ve r unsicherte junge Frau, deren Leben sich zwischen Missve r standensein und Gleichgültigkeit abspielt. Sie wurde mit Dia g nosen alleingelassen, vielleicht, weil der NHS nicht die Mittel bereitstellen wollte, sie zu therapieren. Sie tat mir zuerst einfach leid. Sie war nicht meine Patientin, also habe ich mich mit ihr getroffen. Um etwas zu versuchen. Um zu sehen, ob ich ihr Wege zeigen kann, wie sie mit dem, was das Leben nach ihr warf, umgehen kann. Um ihr ein Ventil zu geben und den Halt, nach dem sie sich so sehnte, was niemals jemand verstanden hat.“
„Sie versuchen gerade, sich
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