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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Thatcher an, »gehen Sie in den Flur und holen Sie für 'n Moment Jake rein.«
    »Weshalb?«
    »Ich werde ihm schon nicht den Kopf abbeißen.« Gus verließ den Raum, und das Gespräch nahm seinen weiteren Verlauf.
    »Haben Sie was vor?« fragte Macaffrey.
    »Wahrscheinlich ist Ihnen bekannt, daß fast alle Guruspastis sich einen bestimmten Grad an Heilkräften beimessen«, sagte Thatcher. »Beispielsweise tritt ja keiner von ihnen jemals auf und verkündet, er wäre ein psychischer Buchhalter. Vermutlich braucht Gott Seine Bücher nie zu saldieren.«
    »Ich bin kein Arzt.«
    »Einen Toten wieder zum Leben zu erwecken, ist eine verdammt gute ärztliche Leistung, vorausgesetzt er war wirklich tot«, meinte Thatcher. »Natürlich hätten wir, falls Sie dazu fähig sind, ein völlig neues Problem, es müßte ja entschieden werden, wen wir …«
    Mit seinem Schützling kehrte Gus zurück. Wortlos blieb Jake vor uns stehen, wartete auf Befehle, die Hände in Höhe des Unterleibs gefaltet.
    »Sie sind jetzt seid über einem Jahr bei uns angestellt, stimmt's?« fragte Thatcher.
    Jake nickte. Ich glaube, er hatte das Sitzungszimmer vorher noch nie betreten dürfen.
    »Sie haben für uns gute Arbeit gemacht. In Ihnen steckt echt was. Sie bauen keinen Murks, Jake.«
    »Ich stech die Bienen.« Mit flinken Fingern glättete Jake seine Kluft, ein unförmiges weißes Jackett und eine Jeans mit Bügelfalte.
    »Genau wie Gott es vorgesehen hat. Wie ich gehört habe, verziehen Sie keine Miene, wenn's mal weh tut.«
    »Nich viel, Herrje. Echt wahr.«
    »Was könnte für Sie denn schmerzhaft sein?«
    »Irre Nazi-Zahnärscht«, bekannte Jake. »Der Zahn-Bormann.«
    »Den Wurzelkanal befahren wir diesmal nicht«, sagte Thatcher. »Blutabnahme macht Ihnen nichts aus, oder? Wie oft sind Sie zur Blutuntersuchung?«
    »Zwomonatlich, wie vorgeschriehm.«
    »Dann stellen Sie sich nun vor, Sie wären zum Blutentnehmen, Jake«, empfahl Thatcher. »Gus wird Ihnen 'n Finger brechen, und dann wollen wir schauen, ob dieser Knilch ihn heilen kann. Suchen Sie den Finger ruhig selber aus.«
    Nach einem Augenblick des Zögerns hob Jake den linken Arm, streckte einen kleinen Finger vor, dessen Größe mein entsprechendes Glied nicht übertraf.
    »Verfolgen Sie damit irgendeinen Zweck, Mr. Dryden?« fragte Gus.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich werde ihm nicht die Rübe abreißen«, bekräftigte Thatcher und lächelte. »Na los, Gus, wir haben nicht 'n ganzen Tag lang Zeit.«
    Gus brach Knochen mit höchster Finesse, hatte ich kolportieren gehört; trotzdem schloß ich die Augen und hielt mir die Ohren zu. Als ich wieder hinschaute, sah ich Jake reglos wie ein Standbild aus glattem, kaltem Marmor dastehen. Den Arm drückte er an die Körperseite; der Finger ragte in unnatürlichem Winkel von der Hand ab.
    »Was schlagen Sie vor?« wandte Thatcher sich an Macaffrey. In Macaffreys Blick ließ sich nicht die geringste Andeutung erkennen, als ob er in Trance verfiele.
    »Lassen Sie ihn in 'ne Klinik bringen«, riet er. »Es könnt 'n Schock auftreten.«
    »Sie glauben nicht, daß Sie dazu befähigt sind, den Finger zu heilen?« fragte Thatcher.
    »Ich falle bei allen Prüfungen durch.«
    »Aber Sie haben bestanden, mein Sohn. Hätten Sie uns was vorzuspiegeln versucht, lägen sie schon auf der Straße. Jake, war's schlimm?«
    Jake bewegte kaum die Lippen. »Nee.«
    »Dann ist ja alles astrein. Gus, fahren Sie ihn zur Klinik.« Jake schüttelte Gus' Hand von seiner Schulter, während sie hinausgingen. Bernard pochte mit seinem Kugelschreiber auf der Tischplatte herum. Susies Augen blieben hinter ihrer Sonnenbrille unkenntlich. Ich versuchte mir einzureden, ich sei gar nicht wirklich zugegen.
    »Sie sind genau so, wie ich's von Ihnen gehört hab, Mr. Dryden«, sagte Macaffrey und stand auf. »Ich darf mich verabschieden.«
    »Ich habe Verständnis für Reaktionen, die aus 'm Bauch kommen«, behauptete Thatcher. »Setzen Sie sich hin. Ich möchte, daß Sie begreifen, wie wichtig Sie für meine Firma sein könnten. Nun nehmen Sie schon wieder Platz.«
    »Was für 'n Nutzen sollt ich für Sie haben?« fragte Macaffrey.
    »Sie müssen stärkeres Selbstvertrauen entwickeln. Haben Sie noch nie in 'm ruhigen Moment darüber nachgedacht, daß sie mit echtem Rückhalt mehr als 'n Türken bauen könnten?«
    »Was verlangen Sie von mir?«
    »Die Menschen wollen immer mehr, als die, die's haben, geben können«, philosophierte Thatcher, anscheinend ohne irgendein

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