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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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irgendwann was auf die Nuß.« Er schüttelte den Kopf. »Die meisten Menschen ertragen nicht mal den Anblick des eigenen Bluts. Aber sobald man sich dran gewöhnt hat, macht's einem längst nicht mehr soviel aus, fremdes Blut zu sehen.«
    »Es gab dazu keinerlei Anlaß, Thatcher.«
    »Jeder hat seine Veranlassungen, Joanna«, widersprach mir Bernard. »Alle nur erdenklichen Anlässe.«
    »Informieren wir uns erst mal 'n bißchen über die Hintergründe«, sagte Thatcher. »Avi, welche Faustregel gilt, wenn man jemanden verhört, der nicht mit der Sprache rausrücken will?«
    »Die Faustregel lautete, daß es, wenn der zu Verhörende zögert, seiner Familie an den Kragen geht«, plapperte Avi mit weit geringerer Begeisterung, als ich sie bei Lesters Schülern beobachtet hatte. »Ist die Familie abwesend, ist an sie zu erinnern. Ist die Familie anwesend, ist physisch mit ihr zu arbeiten. Handelt es sich bei der zu vernehmenden Person um eine Ehefrau, muß der Mann herhalten. Ist sie ein Sohn, nimmt man die Mutter. Ist sie ein Vater, die Tochter.«
    »Am Montagabend hat ein Vater mit Töchtern nachgegeben«, sagte Thatcher. »Einem der Ärzte ist das Herz in die Hose gerutscht, könnte man sagen. Anscheinend entspannt sich unser guter Jensen in der Montefiore-Klinik oben in der Bronx.«
    »Und was hat er dazu zu sagen?«
    »Genausogut kannst du die Puter in der Küche fragen, was sie zu sagen hätten«, konterte Thatcher und lachte. »Wie sich herausgestellt hat, ist er mehr als zombifiziert. Er liegt unwiederbringlich im Koma. Ich bezweifle, daß er im Moment für überflüssiges Geplauder zu haben ist. Jawohl, die Wahrheit schreit zum Himmel, wenn sie ans Licht kommt. Was glaubst du nämlich, wer ihn hat hinschaffen lassen? Unser guter, alter zweiter Schütze.«
    »Gus …?«
    »Diesmal ist ihm alles wohl ein bißchen zu Kopf gestiegen«, sagte Thatcher. »Dauernd neue Realitäten auseinanderhalten zu müssen, hat sich wahrscheinlich nach einiger Zeit nachteilig auf seinen Verstand ausgewirkt. War in Kuba tätig, arbeitete aber für Amerika. Und in Mexiko, aber für Kuba. Und Rußland, Lybien, Italien und wer weiß wo noch überall. Ich glaube, ihm war bis heute nicht richtig klar, für wen er damals in Dallas gearbeitet hat, bestimmt hätte es ihn überrascht, wenn er …«
    »Falls er überhaupt dabeigewesen ist«, meinte Bernard mit weniger fester Stimme als sonst.
    »Er ist dabeigewesen«, erklärte Thatcher, langte hinter sich und tatschte einen Aktenschrank. »Vermutlich haben Sie auch manchmal Schwierigkeiten mit eindeutigen, harten Tatsachen.« Er zwinkerte mir zu. »Auf jeden Fall mußte damit gerechnet werden, daß er bereitwillig anspringt und in die Freiberuflichkeit umsteigt, sobald ihm jemand das richtige Angebot machte. Nun stehen wir vor der Frage, in was er sich sonst noch reingehängt hat, wovon wir nichts ahnen.«
    »Der Arzt hat ausgesagt, Gus sei in die fraglichen Machenschaften verwickelt, und deshalb hast du ihn von Avi umnieten lassen?«
    »Denkst du etwa, ich lege Leute um, bloß weil ich sie gern auf 'n Boden plumpsen höre?« fragte er und seufzte schwer. »Bernard, erzählen Sie alles übrige. Ich rede mir den Mund fusselig, wenn ich nicht aufpasse, kann ich nachher nichts vom Puter essen.«
    Bis dahin hatte ich es nicht bemerkt, doch jetzt fiel mir auf, daß außer Lester niemand im Zimmer es noch fertigbrachte, mir in die Augen zu blicken; mein Wunschdenken verleitete mich zu der Annahme, das könnte dadurch begründet sein, daß sie es nicht mehr aushielten, zu sehen, was sich darin spiegelte.
    »Wir haben erfahren«, berichtete Bernard, »daß das Gift – es war übrigens, wie schon angenommen, karibischer Herkunft – Jensen nicht lange nach seinem Eintreffen in Newark eingespritzt worden ist, höchstwahrscheinlich per Injektion in den Nacken. Um den erwünschten optimalen Effekt auszuüben, war es zu stark verdünnt. Gus hat 'n üblen Schnitzer begangen, das kann man mit allem Nachdruck feststellen …«
    »Ohne Zweifel lautet die Schlußfolgerung, daß er von Otsuka angeheuert worden ist?«
    Thatchers Gesicht erstrahlte von heller Freude und Wohlwollen, als wäre er mein Vater und ich hätte ihm ein erstklassiges Schulzeugnis vorgelegt. »Siehst du, wie dir die richtigen Gedanken von selbst kommen, wenn du erst mal weißt, wo's langgeht?«
    »Ich hatte darauf bestanden, daß Gus für eine ausgiebigere Vernehmung in Gewahrsam genommen wird«, sagte Bernard. »Bei der Gelegenheit

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