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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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fahren jetzt zu ihm. Wir haben ihn in die Katakomben bringen lassen. Drüben sind ein paar neue Techniken in Entwicklung, und Bernard meint, sie könnten zweckmäßig eingesetzt werden. Ich hab's genehmigt.«
    »Er soll gefoltert werden«, sagte ich.
    »Für was für 'ne Art von Menschenschlag hältst du uns eigentlich?« fragte Thatcher. »Wir werden ihm nichts tun, was ihm körperliche Schmerzen verursacht.«
    »Sie müssen sich das wie ein Motivationstraining vorstellen«, sagte Bernard. »Manche Leute nennen es Neo-Pawlowismus. Wir verschaffen ihm einige nachwirkungsintensive Reize, daran ist überhaupt nichts Neues. Es wird nur verstärkt, was bereits vorhanden ist, das beugt gegen Fälle von Abirrung vor.«
    »Aber wie geht das vor sich?«
    »Richtig elegant«, antwortete Bernard. »Wir rekreieren für das Subjekt ein Schlüsselerlebnis aus seinem Leben.«
    »Welche Art von Erlebnis?«
    »Im Idealfall ein Kindheitstrauma. Wenn man für so etwas lohnende Verwendung hat, können sie nachträglich sehr nützlich sein. Die Ärzte sind der Meinung, die Behandlung wird nicht nur uns eine Hilfe sein, sondern auch dem Subjekt …«
    »Lester«, unterbrach ich ihn. »Nicht ›Subjekt‹, Lester.«
    »Gehopst wie gesprungen«, sagte Bernard. »Auf jeden Fall, indem ihm das Wiedererleben eines bestimmten Traumas möglich gemacht, es an die Oberfläche des Bewußtseins geholt wird, erhält er eine zweite Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit den Folgen, bei der er seitdem gewonnene Kenntnisse nutzen und … Ach, wie hat man es mir beschrieben? Er kann sich auf die seither angeeignete Lebenserfahrung stützen, um Unvermeidliches besser zu bewältigen. Danach steht unter Umständen jeder besser da.«
     
    Die Katakomben lagen im Kreisgerichtsgebäude in der Centre Street, gar nicht weit vom Firmensitz der Dryco. Vor Jahren hatten in Zellen der Obergeschosse Straftäter auf ihre Verhandlungen gewartet; nachdem man dem alten Gebäude an der Nordseite einen neuen Gefängnistrakt angebaut hatte, erfolgte im Rahmen vereinigter Anstrengungen des Stadtrats sowie der Dryco eine Renovierung der oberen Etagen für veränderte Zwecke.
    »Verhaltenswissenschaft ist die reinste Wachstumsbranche«, schwadronierte Bernard. »Mir ist erläutert worden, diese spezielle Technik sei in Zusammenfassung mit traditionellen psychiatrischen Ansätzen besonders wirksam, obwohl ich meine Vorbehalte gegenüber der Psychiatrie ja nicht mehr lange darzulegen brauche. Freud ist mir am liebsten als Schadenfreud. Aber nachdem man dem ganzen Mischmasch jetzt wohl etwas Wissenschaftliches beigemixt hat …«
    »Was ist denn bisher mit ihm geschehen?«
    »Bislang hat man ihn nur vorläufig isoliert«, sagte Bernard. »Ein leichtes Beruhigungsmittel ist ihm verabreicht worden, es soll ihm helfen, entspannter zu werden, ehe wir den nächsten Schritt einleiten, einen kleinen Spaziergang auf der Straße der Erinnerung.«
    Unser Wagen hielt in der unterm neuen Gefängnis gebauten Garage. Durch eine Reihe bewachter Tunnel, die unter der Straße und den Häusern verliefen, konnten die Lifts des alten Gebäudes erreicht werden, mit denen man in die Katakomben gelangte.
    »Bist du hier schon mal gewesen, Schatzi?« fragte Thatcher.
    »Als Schöffin«, sagte ich. »Vor sechs Jahren.«
    »Das ist 'n richtiggehend faszinierender Bau, egal was geredet wird. Du weißt ja, die Leute zerreißen sich dauernd das Maul.«
    »Die Hauptanlage des neuen Computers soll direkt über der Etage der Vernehmungsabteilung montiert werden«, plauderte Bernard. »Dort hat sie einen guten, zentralen Standort.«
    Wir betraten den ausschließlich für die Dryco reservierten Aufzug und verließen ihn in einem Flur, dem in solchem Maß jede Eigenheit und Besonderheit fehlte, daß er sich in irgendeinem beliebigen Bürohaus hätte befinden können. An den Wänden stapelten sich außer Gebrauch gestellte Monitore, Tastaturen und Schreibtische; die Leuchtkörper flackerten und zischten, sie rochen, als ob Teer schwelte. Polizisten und Männer in billigen Anzügen befaßten sich mit ihren Aufgaben, bis sie Thatcher sich nähern sahen, dann drückten sie sich an die Wand, wo sich ihnen gerade Platz bot, bis wir die Stelle passiert hatten; Bernard und ich folgten ihm auf den Fersen, zum Schluß kam Jake. Wir blieben vor einer Querwand stehen, die den Anschein erweckte, der Korridor sei zu Ende. Bernard trat vor, betätigte einen Lichtschalter; die Wand, die uns den Weg versperrte, rollte beiseite,

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