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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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Gehalt keine anderen Einkünfte hatte, entschied mich dann aber für einen, wie ich glaubte, einfacheren Weg. »Er versteht nichts von Technik«, sagte ich.
    Er schenkte mir sein Cricketspielerlächeln. »Ich will keine Techniker haben, Junge. Der Techniker bin ich. Was ich brauche, ist Kapital für ein paar neue Maschinen und ein, zwei Leute, die mir bei der gröbsten Arbeit zur Hand gehen. Mit ein paar hundert Pfund Startkapital könnte ich schnell expandieren. So wie die Dinge liegen, kann ich viele Aufträge gar nicht annehmen. Ich kann dir die Anfragen zeigen.« Ich antwortete nicht, weil ich nicht wußte, was ich sagen sollte, und kam mir noch unbeholfener vor. »Der Schuppen da oben, wo du arbeitest, du weißt, daß ich ihn gebaut habe, ja?«
    »Na klar.«
    »Die Leute dort können mich nicht leiden, stimmt’s?«
    »Tjaaa …«
    »Weißt du warum? Neid! Ich habe ihn gebaut. Ich habe damit angefangen. Ich stamme von hier. Neidisch sind nur die Hiesigen. Frag die anderen. Frag die Leute in der Gummiabteilung. Ich hab sie von außerhalb geholt, aus den Midlands und aus Nordengland. Sie haben nichts gegen mich, so wie die Hiesigen.«
    Das stimmte fast. Diejenigen, die den Rohlatex zu vulkanisiertem Gummi verarbeiteten, stammten zumeist aus anderen Gegenden und neigten dazu, obwohl sie alle am Ort, in der Nähe des Betriebs wohnten, unter sich zu bleiben. Verständlicherweise, denn sie waren eine Elite. Die meisten Teilschritte bei der Kabelherstellung – das Ausziehen des Drahts, das Verzinnen, das Verlitzen, das Ummanteln – waren einfach und unkompliziert. Diese Arbeit wurde von Maschinen getan, und man benötigte, abgesehen von den Materialien, nur eine Belegschaft, die mit den Maschinen entsprechend den jeweiligen Arbeitsanweisungen umgehen konnte. Die Herstellung von vulkanisiertem Gummi unterschiedlicher Stärke für Isolierzwecke und von Gummischlauchmänteln zur Verstärkung der Isolierung bestand aus einer Reihe von Polymerisationsprozessen, bei denen es nicht nur um handwerkliche Geschicklichkeit ging, sondern auch um geheimzuhaltende Verfahrenstechniken. Einige der neuen Schrämmmaschinen, die im Bergbau eingesetzt wurden, verlangten außerordentlich biegsame, freihängende Stromkabel. Gewöhnlicher Stahldraht oder Panzerkabel konnte nicht ausreichend flexibel gemacht werden, um in den beengten und immer etwas gefährlichen Stellen vor Ort zum Einsatz zu kommen. Nur Gummischlauchleitung von höchster Qualität war praktisch und sicher. Diese Qualität erreichte man mit Hilfe von geheimen Katalysatoren sowie der bekannteren Vulkanisiermittel, Antioxydanzien und Füllmitteln. Verständlicherweise waren diejenigen, die diese Mischung herstellten, ein verschwiegenes Völkchen, das es sich zweimal überlegen würde, Fragen eines Betriebsfremden zu beantworten. Als ich mich nach ihrem ehemaligen Chef erkundigte, überlegten sie jedoch nicht lange. Sie grinsten oder zuckten mit den Schultern. Die neue Unternehmensleitung sei besser, sagten sie. Bei den neuen Leuten könne man sich darauf verlassen, daß man seinen Lohn bekäme. Das sei nicht immer so gewesen.
    In diesem Sommer in Lydbrook schrieb ich die ersten beiden Kapitel eines Romans. Er hieß The Comedian und handelte von meinem Vater, oder besser gesagt, von meinem Vater, so wie er sich meiner Ansicht nach gern selbst gesehen hätte. Er hatte mir einmal erzählt, daß er als kleiner Junge in Salford von einer Musiklehrerin gehört habe, die ihren Schülern immer Glöckchen ums Handgelenk band und sie »Bells Across the Meadow« spielen ließ, damit die Nachbarn es deutlich hörten und wußten, daß all diese herrlichen Klänge auf ihr Konto gingen. Im Roman, der über die Anfänge nie hinauskam, machte ich ihn zu einem ihrer Schüler, und da ich nicht wußte, wie Salford aussah, verlegte ich seine Jugend südwärts in Großvater Amblers Haus in der Yukon Road.
    Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich mir selbst gegenüber begründet habe, ein solches Buch anzufangen. Meine Lieblingsschriftsteller waren damals Aldous Huxley und Dornford Yates. Der Stil, in dem ich schreiben wollte, war der eines Arnold Bennett bei einer seiner munteren Spritztouren durch die Cinque Ports. Heute weiß ich, daß ich für die Enttäuschungen, die ich meinem Vater bereitet habe, auf etwas vage Weise Abbitte tun wollte. Der Titel war ein, allerdings armseliger, Versuch eines Kompliments. Mein Vater konnte leicht lustig sein, doch ein wahrer Komödiant war er

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