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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Pfeife rauchte und seine Füße über den Felsrand baumeln ließ.
    »Setzen Sie sich, Peabody«, forderte er mich auf. »Ich denke, wir kommen weiter, wenn wir beide uns in aller Ruhe unterhalten.«
    Ich setzte mich. »Heute haben Sie mich schon einmal Amelia genannt«, hielt ich ihm vor.
    »Nein, wirklich? Da war ich aber sicher geistig verwirrt.«
    »Kein Wunder bei dem, was Ihrem Bruder zustieß. Aber es war nicht nur Lucas’ Schuld. Walter ist direkt in die Schußlinie hineingelaufen.«
    »Seine Lordschaft hatte schon zweimal ergebnislos geschossen und hätte vernünftiger sein können. Und holen Sie sich einen Schal. Sie frieren.«
    »Ich friere nicht, ich habe Angst. Emerson, ist denn niemand bereit, auszusprechen, was wir alle sahen? Ich beobachtete, wie die Kugeln diese Mumie trafen! Haben Sie denn nichts gesehen?«
    »Ich sah, daß das Ungetüm die Hände oder Tatzen oder was immer auf die Brust legte«, gab Emerson zu. »Aber, Peabody, seit wann glauben Sie an Gespenster? Ich könnte mir schon denken, weshalb die Kugeln nicht trafen. Solche Waffen sind nämlich außerordentlich ungenau, selbst in der Hand eines Experten, und der Lord ist gewiß keiner. Vielleicht hat die Mumie es nur gespielt, getroffen worden zu sein, um die Sache geheimnisvoller zu machen.«
    »Das wäre möglich«, gab ich zu. »Stünde ich in den Sandalen der Mumie, würde ich mich aber nicht auf Lucas’ Geschicklichkeit verlassen. Und Ihre andere Erklärung?«
    »Eine Art Rüstung. Sie haben doch sicher schon in Büchern gelesen, daß fromme Männer, die ihre Bibel in der Brusttasche bei sich tragen, durch sie vor mancher verirrten Kugel – oder auch vor einer gezielten – gerettet wurden. Genügen würde da auch schon ein altes Lederwams, wie es früher die englischen Infanteristen trugen. Eine Kugel so kleinen Kalibers ist relativ leicht aufzuhalten.«
    »Ja, zugegeben. Diese Bandagen könnten schon eine solche Wirkung haben. Aber würde Mohammed sich so etwas ausdenken können?«
    »Sollen wir nicht besser die Idee aufgeben, daß Mohammed dahintersteckt? Er war es nämlich bestimmt nicht.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Einen Augenblick lang stand Walter nahe genug neben der Mumie, so daß ich einen guten Größenvergleich anstellen konnte. Diese Mumie war gleich groß oder etwas größer als Walter, und Mohammed und die anderen Dorfbewohner sind kleine Leute. Das kommt von der schlechten Ernährung.«
    »Wie können Sie so ruhig über die schlechte Ernährung der Leute reden, wenn Ihr Bruder verletzt ist?«
    »Ach, wissen Sie, allmählich macht mir die Sache fast irgendwie Spaß. Vielleicht hat mich Lord Ellesmere mit seinen sportlichen Instinkten angesteckt. Ein guter Engländer muß ja immer kühl bis ans Herz hinan bleiben, sogar dann, wenn er schon im Kochkessel der Kannibalen schmort. Aber Sie dürfen überzeugt sein, daß ich den finden will und werde, der Walter verletzt hat oder dafür verantwortlich ist.«
    Ich hatte den Eindruck, daß ich froh sein dürfe, diese Person nicht zu sein, doch ich ging lieber auf ein anderes Thema über. »Sie haben also Ihre Bandage abgelegt«, stellte ich fest.
    »Peabody, Sie sind heute wirklich brillant. Ich kann es mir nicht leisten, wehleidig zu sein. Die Dinge treiben einem Höhepunkt entgegen.«
    »Was sollen wir dann tun?«
    »Das fragen Sie, Peabody? Sie müssen wohl Fieber haben.«
    »Ihre Manieren lassen sehr zu wünschen übrig!«
    Er hob abwehrend die Hand. »Machen wir doch lieber einen Spaziergang«, schlug er vor. »Sie wollen Miß Evelyn doch sicher nicht aufwecken. Wissen Sie, es scheint Ihnen unmöglich zu sein, eine vernünftige Unterhaltung zu führen, ohne Ihre Stimme zu erheben.«
    Er half mir nicht sehr zart auf die Beine und stellte mich auf die Füße. Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her. Selbst Emerson ließ sich von der Schönheit der Nacht anrühren.
    Das weiche Mondlicht lag auf der trostlosen Öde, die einstmals die glänzende Hauptstadt eines Pharaos gewesen war. Ich stellte mir die Paläste in ihren Gärten vor, die weißen Mauern der Tempel, die herrlichen, bunt bemalten Reliefs, die im Wind flatternden Fahnen, die breiten, baumgesäumten Straßen, in denen fröhliche Menschen ihren Geschäften oder ihrem Vergnügen nachgingen. Und das war alles verschwunden, zu Staub zerfallen oder im Sand begraben.
    »Nun?« fragte ich, als ich mich mit Gewalt aus meiner melancholischen Stimmung riß. »Ich warte atemlos vor Spannung auf Ihren

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