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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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lassen. Tatsächlich kehrte er erst zum Tee zurück. Ich erwartete ihn schon, und während er sich seiner schmutzigen Arbeitskleidung entledigte, brachte ich ihn, was die Ereignisse des Tages betraf, auf den neuesten Stand. Arthurs Worte schienen ihn jedoch am meisten zu beeindrucken.
    »Sehr interessant«, meinte er und kratzte sich dabei am Kinn. »Wirklich außergewöhnlich interessant! Das befreit uns wenigstens von einer Sorge: Wenn er den Mörder nicht gesehen hat, können wir doch – oder etwa nicht? – annehmen, daß ihm kein zweiter Überfall droht. Noch etwas, Amelia: Hast du in Erwägung gezogen, Dr. Dubois rufen zu lassen, damit er einen Blick auf Madame wirft? Oder hast du die Obduktion selbst durchgeführt?«
    »Ich habe ihn benachrichtigt, nicht weil er mir noch etwas hätte sagen können, was ich nicht schon wußte, sondern weil er die Sterbeurkunde unterschreiben mußte. Er war mit mir einer Ansicht, daß der Tod auf Laudanum oder ein ähnlich wirkendes Gift zurückzuführen ist. Nicht einmal er konnte die Anzeichen dafür übersehen. Allerdings behauptet er, sie habe die Droge versehentlich selbst genommen. Offenbar war ganz Luxor über Madames Gewohnheiten im Bilde.«
    »Hmmm«, brummte Emerson und rieb sich so heftig das Kinn, daß es sich rosig verfärbte. »Wirklich sehr interess …«
    »Hör auf damit«, unterbrach ich ihn ärgerlich. »Du weißt ebensogut wie ich, daß es ein Mord war.«
    »Bist du dir sicher, daß du es nicht selbst gewesen bist? Erst vor ein paar Tagen hast du gesagt, die Erde wäre ein viel angenehmerer Aufenthaltsort, wenn man Madame von ihr befreite.«
    »Dieser Ansicht bin ich immer noch. Doch offensichtlich war ich da nicht die einzige.«
    »Ich würde auch sagen, daß in dieser Frage Einstimmigkeit herrschte«, pflichtete Emerson mir bei. »Nun denn, ich muß mich umziehen. Geh schon voraus in den Salon, Amelia. Ich komme gleich nach.«
    »Möchtest du nicht die Motive erörtern, die zum Mord an Madame geführt haben? Ich habe da eine Theorie.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.«
    »Es hat etwas mit ihrem wirren Gefasel gestern nacht zu tun.«
    »Ich würde es vorziehen, das nicht zu erörtern.«
    »Ach ja?« Geistesabwesend kratzte ich mich nun meinerseits am Kinn, und wir musterten uns argwöhnisch. »Nun gut, Emerson, ich werde dir nicht unvorbereitet gegenübertreten.«
    Ich war die erste im Salon. Als Emerson erschien, hatten sich auch die anderen versammelt. Mary, die ein schwarzes, von Lady Baskerville geborgtes Kleid trug, wurde von Mr. O’Connell gestützt.
    »Ich habe sie überredet zu kommen«, sagte der junge Mann in besitzergreifendem Ton.
    »Das war ganz richtig so«, stimmte ich zu. »Schließlich ist eine schöne, heiße Tasse Tee immer noch der beste Trost.«
    »Ich glaube, ich werde mehr als eine Tasse Tee brauchen, um mich zu trösten«, verkündete Lady Baskerville. »Sie können sagen, was Sie wollen, Radcliffe, aber auf diesem Haus lastet ein Fluch. Auch wenn Madames Tod ein bedauerlicher Unfall war …«
    »Ach, sind wir uns dessen so sicher?« wollte Emerson wissen.
    Vandergelt, der seine aufgeregte Verlobte schützend in seine in weißes Leinen gehüllten Arme genommen hatte, warf meinem Gatten einen scharfen Blick zu.
    »Was meinen Sie damit, Professor? Warum können Sie die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen. Es war doch kein Geheimnis, daß die arme Frau … äh …«
    Er hielt inne und sah Mary, die Emerson mit erstaunt aufgerissenen Augen betrachtete, entschuldigend an. Ich reichte ihr rasch eine Tasse Tee.
    »Vielleicht werden wir die Wahrheit nie erfahren«, antwortete Emerson. »Aber es wäre ein Leichtes gewesen, eine Dosis des Gifts in Madames Lieblingsgetränk zu träufeln. Was das Motiv betrifft …« Bei diesen Worten blickte er mich an, und ich fuhr mit der Erzählung fort.
    »Letzte Nacht hat Madame eine Reihe ungeheuerlicher Anschuldigungen ausgestoßen. Die meisten davon beruhten auf reiner Böswilligkeit und Hysterie. Aber nun frage ich mich, ob in all dem Gefasel nicht doch ein Körnchen Wahrheit steckte. Kennt jemand von Ihnen die alte Geschichte, auf die sie anspielte?«
    »Ja, aber natürlich«, erwiderte Vandergelt. »Jeder, der nur ein bißchen über Ägyptologie Bescheid weiß, muß sie schon einmal gehört haben. Die >Geschichte von den zwei Brüdern<, richtig?«
    Seine Antwort kam prompt. Zu prompt vielleicht? Ein dummer Mensch hätte vielleicht Unkenntnis dieser womöglich gefährlichen Geschichte

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