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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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geliefert. Was für ein Schauspieler!«
    Er hatte meine erste Frage nicht beantwortet. Offenbar verfügte er innerhalb unseres Haushalts über Informationsquellen, die er nicht preisgeben wollte. Was den zweiten Punkt betraf, hatte er völlig recht: Zwar konnten wir ihn daran hindern, das Grab zu betreten, aber nicht daran, uns zu beobachten. Während ich ihn noch wütend anstarrte, zog er in aller Seelenruhe einen Klappstuhl hervor, entfaltete ihn und ließ sich darauf nieder. Dann hielt er einen Bleistift über sein Notizbuch und blickte mich erwartungsvoll an.
    Ich hatte plötzlich Mitgefühl mit dem Imam. Genau wie ihm fehlten auch mir die Worte. Daher folgte ich dem Beispiel des Heiligen Mannes und zog mich so würdevoll wie möglich zurück.
    Als ich die Stufen hinabstieg, stellte ich fest, daß Emerson das Eisentor geöffnet hatte und sich mit den Wächtern unterhielt – nicht mit dem unansehnlichen Habib und dessen Freund, sondern mit zweien unserer eigenen Männer. Da ich nicht gewußt hatte, daß Emerson diese Wachablösung veranlaßt hatte, sprach ich ihn darauf an.
    »Du mußt mich für einen Narren halten, wenn du meinst, ich würde darauf verzichten, eine solch grundlegende Vorsichtsmaßnahme zu treffen«, erwiderte Emerson. »Trotzdem bin ich mir ganz und gar nicht sicher, daß diese Vorkehrungen ausreichen werden. Ist der Gang erst einmal freigeräumt, wird es möglicherweise nötig sein, daß einer von uns die Nacht hier verbringt. Wenn Milverton wieder hergestellt ist, sind wir zu dritt …«
    »Zu viert«, verbesserte ich ihn und nahm meinen Sonnenschirm fest in den Griff.
    Die Männer murrten ein wenig, als ihnen klar wurde, daß sie die Körbe mit dem Schutt selbst würden hinaufschleppen müssen. Diese niedrige Arbeit wurde gewöhnlich von Kindern erledigt, doch Emerson hatte beschlossen, die Dorfbewohner nicht um Hilfe zu bitten. Wenn sie erst einmal sahen, daß die Arbeit ohne Zwischenfälle voranschritt, würden sie von allein zu uns kommen. Zumindest hatten wir damit gerechnet; doch Ereignisse wie unser »Geist« letzte Nacht würden der Sache nicht gerade zuträglich sein. Wenn wir nur diesen mysteriösen Armadale zu fassen bekommen hätten!
    Als die Männer sahen, daß Karl, Emerson und ich uns auf die Arbeit stürzten, hörten sie auf zu jammern. Abdullah war regelrecht entsetzt, als ich den ersten Korb mit Steinen hochhob und ihn hinaustragen wollte.
    »Anscheinend hast du meine Gewohnheiten vergessen, Abdullah«, sagte ich. »Du hast mich doch bereits schwerere Arbeiten verrichten sehen.«
    Der alte Mann lächelte. »Zumindest habe ich dein Temperament nicht vergessen, Sitt Hakim. Es wäre ein kühnerer Mann als Abdullah nötig, um dich von deinem Vorhaben abzuhalten.«
    »Einen solchen Mann gibt es nicht«, entgegnete ich. Seine Bemerkung freute mich, denn sie enthielt sowohl ein taktvolles Kompliment als auch eine einfache Feststellung von Tatsachen. Dann fragte ich meinen Gatten, wo er den Schutthaufen anzulegen wünschte, da ich die Ehre hatte, den ersten Korb auszuleeren.
    Emerson lugte über den Rand der Stufen und kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Dort«, sagte er und zeigte nach Südwesten auf einen Flecken nahe des Eingangs zum Grab von Ramses IV. »In dem Bereich gibt es sicherlich nichts von Interesse; die Ruinen sind bloß die Überreste von antiken Arbeiterhütten.«
    Beim Hin- und Herschleppen des Korbs machten mich anfangs das unentwegte Starren und das ständige Lächeln von Mr. O’Connell ein wenig befangen, denn ich wußte, daß er zur Freude seiner Leser ein sprachliches Portrait von mir zeichnete. Nach und nach jedoch vergaß ich ihn unter der Mühe der Arbeit. Der Schutthaufen wuchs, wie mir schien, quälend langsam. Da ich nicht ins Grab hinabstieg, sondern den schon beladenen Korb von dem Mann in Empfang nahm, der ihn gefüllt hatte, konnte ich nicht feststellen, welche Fortschritte wir gemacht hatten, und ich empfand das als sehr entmutigend.
    Allmählich entwickelte ich auch eine gehörige Achtung vor den armen Kindern, die als Korbträger arbeiteten. Wie sie es schafften, fröhlich hin- und herzulaufen, dabei zu singen und Späße zu machen, wußte ich nicht; der Schweiß floß mir in Strömen, und ich verspürte Schmerzen in verschiedenen Teilen meiner Anatomie. Im Laufe des Vormittags versammelten sich immer mehr Touristen, und es wurde notwendig, zusätzlich zu dem Zaun um das eigentliche Grab entlang des Pfades zwischen dem Eingang und dem Schutthaufen

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