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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schränke und zwei Männer; bei einem der beiden handelte es sich um einen uniformierten Beamten, der andere war ein schlanker, ergrauter Herr mit dem ausgemergelten Gesicht einer Mumie, der er auch ziemlich ähnelte, da seine Gesichtshaut von zahllosen Falten durchzogen war. Als er meinen Namen hörte, sprang er auf, um mich zu begrüßen, und seine schmalen Lippen zwangen sich zu einem Lächeln.
    »Mrs. Emerson! Zweifellos sind Sie die Mrs. Emerson; Ihr Erscheinungsbild ist mir aufgrund der gelegentlich in den Zeitungen abgedruckten Abbildungen vertraut. Setzen Sie sich. Nehmen Sie eine Tasse Tee?«
    Teils aus Höflichkeit, teils aus Neugier, welches Gebräu man in den Mauern von Scotland Yard servierte, nahm ich dankend an. Nachdem er den mir angebotenen Stuhl abgestaubt hatte, setzte ich mich, und der Beamte eilte mit dem Auftrag seines Vorgesetzten aus dem Zimmer.
    »Ich bin Inspektor Cuff«, sagte der ergraute Gentleman und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. »Ich hatte Sie schon erwartet, Mrs. Emerson. Allerdings hatte ich bereits vor dieser Geschichte mit der Ehre Ihres Besuches gerechnet.«
    Seine Lippen gaben den Kampf auf, sich ein Lächeln abzuringen, doch seine stechenden grauen Augen musterten mich freundlich zwinkernd, wenn nicht sogar bewundernd. Ich war erfreut und gab das auch zum Ausdruck. »Es tut mir leid, daß ich nicht schon früher gekommen bin, Inspektor. Die Familie und der Beruf, verstehen Sie.«
    »Das verstehe ich vollkommen, Ma’am. Aber Sie schulden es der englischen Bevölkerung und der schwer arbeitenden Polizei der Hauptstadt auch, uns mit Ihrer legendären Begabung zur Verbrechensaufklärung zu unterstützen.«
    Bescheiden senkte ich den Blick. »Oh, was das anbelangt, Inspektor, kann ich schwerlich behaupten …«
    »Keine falsche Bescheidenheit, Mrs. Emerson. Ich weiß alles über Sie. Wir haben einen gemeinsamen Bekannten, der Sie ebenfalls bewundert. Mr. Blakeney Jones, ein ehemaliger Berater der Kairoer Polizei.«
    »Mr. Jones – natürlich! Ich erinnere mich sehr gut an ihn. Als ich ihm bei einer Gelegenheit zwei abgebrühte Ganoven überstellen konnte, die mich belästigt hatten, nahm er das Protokoll auf. Dann ist er also wieder in London?«
    »Ja, seit über einem Jahr. Er wird es sicherlich bedauern, Sie nicht begrüßen zu können; augenblicklich befindet er sich im Urlaub.«
    »Wenn Sie ihn sehen, grüßen Sie ihn bitte von mir.« Ich streifte meine Handschuhe ab, faltete die Hände und warf Cuff einen ernsten Blick zu. »Aber genug der Höflichkeiten, Inspektor. Kommen wir zum Geschäftlichen.«
    »Gewiß, Ma’am.« Sein Augenzwinkern war zu offensichtlich. »Wie kann ich Ihnen helfen? Oder sind Sie gekommen, um mich zu unterstützen?«
    »Ich hoffe, daß ich Ihnen dienlich sein kann, Inspektor. Augenblicklich jedoch fehlen mir wichtige Informationen. Berichten Sie mir alles über den Mordfall.«
    Mr. Cuff erlitt einen Hustenkrampf. Da der Beamte in diesem Moment mit zwei dampfenden, mit einem trüben Gebräu gefüllten weißen Bechern zurückkehrte, drückte ich dem Inspektor einen davon in die Hand.
    »Vielen Dank, Ma’am. Das ist dieser verfluchte – Verzeihung – Londoner Nebel. – Sie können gehen, Jenkins, ich brauche Sie nicht mehr.«
    Nachdem der Beamte den Raum verlassen hatte, lehnte sich Cuff in seinem Sessel zurück. »Hinsichtlich des Mordfalles befürchte ich, daß wir nur unwesentlich mehr wissen als die breite Öffentlichkeit. Der Schweregrad der Verletzung und die Tatsache, daß keine Waffe gefunden wurde, schließen die Möglichkeit eines Selbstmordes aus. Die Uhr, die Geldbörse und andere Wertsachen des Toten fehlten –«
    »Aber sicherlich handelte es sich bei dem Motiv nicht um Raubmord«, unterbrach ich ihn.
    »Das ist korrekt, Mrs. Emerson. Ein umherziehender Vagabund, wie sie nachts in Scharen die Straßen bevölkern, fand die Leiche und stahl die erwähnten Wertgegenstände. Der Bursche befindet sich selbstverständlich in Untersuchungshaft; er ist uns bestens bekannt, dennoch glauben wir nicht, daß er Mr. Oldacre getötet hat.«
    »Bislang haben Sie mir lediglich das berichtet, was allgemein bekannt ist«, bemerkte ich. »Und das nicht einmal exakt. Was ist mit der seltsamen Botschaft, die die starren Finger des Toten umklammerten?«
    »Wie hervorragend umschrieben«, meinte Inspektor Cuff bewundernd. »Ja, die Botschaft. Hier habe ich eine Kopie.«
    Die Unordnung seines Schreibtisches wurde lediglich von der meines geschätzten

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