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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Nachdem sie den einsamen Teil der Straße (Ihr erinnert Euch sicher daran), wo man mit einem Hinterhalt rechnen mußte, ohne Zwischenfall hinter sich gelassen hatten und sich etwa hundert Meter vor dem Dorfeingang befanden, erschien hinter einer Kurve eine Kutsche und näherte sich ihnen in beträchtlicher Geschwindigkeit. Gargery fuhr an den Straßenrand, um sie vorbeizulassen. Anstatt aber zu überholen, hielt der Fahrer an, und noch ehe die Räder zum Stillstand gekommen waren, sprangen Männer aus der Kutsche.
    Ich beobachtete alles, was geschah, denn die Straße hat an dieser Stelle einen geraden Verlauf, weshalb mir nichts die Sicht versperrte. Wie ich sicherlich nicht eigens erwähnen muß, reagierte ich umgehend und trieb mein Roß zum Galopp an.
    Noch ehe ich den Tatort erreichte, hatte Gargery einen Knüppel (seine bevorzugte Waffe) unter dem Mantel hervorgezogen und ihn auf den Kopf eines der Individuen niedersausen lassen, das versuchte, ihn vom Kutscherbock zu zerren. Bob und Jerry rangen mit den anderen Übeltätern. Ein fünfter Mann versuchte, die Tür der Kutsche zu öffnen.
    Angesichts dieser Schreckensszene konnte ich einen Aufschrei nicht unterdrücken, und ich befürchtete, daß ich mich vergaß, als ich den armen Mazeppa mit Tritten zu einem rascheren Tempo antrieb. Dies entpuppte sich als ebenso grausam wie unklug, denn Mazeppa, der eine solche Behandlung nicht gewöhnt ist, blieb ruckartig stehen, und ich stürzte aus dem Sattel. Ich fiel auf den Kopf. Aber ich ließ mich trotz des Blutes, das aus der Wunde schoß, nicht beirren und kroch auf den Schauplatz des Kampfes zu, als mich grobe Hände ergriffen, und eine Stimme schrie: »Ich hab’ ihn. Kommt, Männer, haltet sie auf.«
    Oder so ähnlich. Jedenfalls hielten die Männer sie so erfolgreich auf, daß mein Entführer die Kutsche der Verbrecher erreichte. Er packte mich am Genick und am Hosenboden, vermutlich in der Absicht, mich ins Innere des Wagens zu werfen.
    In diesem Augenblick, als alles verloren schien, hörte ich ein seltsames Pfeifen, gefolgt von einem dumpfen Geräusch. Der Mann, in dessen Griff ich hilflos und benommen hing (denn, wie Ihr sicher wißt, hat ein Schlag auf den Kopf die Wirkung, die Handlungsfähigkeit des Empfängers in beträchtlichem Maße einzuschränken), schrie laut auf und ließ mich fallen. Ich bin froh, berichten zu können, daß Vorsicht über die Kampfeslust obsiegte, die mich überhaupt erst in diese mißliche Lage gebracht hatte. Ich rollte unter die Kutsche, auf der anderen Seite wieder heraus und in den Straßengraben, der sich glücklicherweise dort befand.
    Nur wenige Augenblicke später wurde ich von Gargery wieder aus meinem Versteck geholt, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie das Gefährt der Schurken in einer Staubwolke verschwand. Da mir die Knie ein wenig zitterten, hielt Gargery mich freundlicherweise am Kragen fest, während meine Blicke den Gegenstand meiner größten Sorge suchten. »Nefret?« gurgelte ich. (Ich hatte eine beträchtliche Menge schlammigen Wassers geschluckt.)
    Da war sie, beugte sich über mich, schön wie ein Engel (Ramses hatte das ausgestrichen, man konnte es aber noch lesen) … ihr Gesicht war bleich vor Sorge … um MICH.
    »Liebster Bruder!« rief sie bestürzt aus. »Du bist verwundet! Du blutest ja!« Und mit ihren eigenen Händen strich sie mir das Haar von der Stirn, wobei sie nicht darauf achtete, daß Schlamm und Schmutz ihre makellos weißen Handschuhe beschmutzten.
    Es war nicht meine Verletzung, sondern der Anblick des Gegenstandes, den sie in der anderen Hand hielt, der mich sprachlos machte (ein Zustand, der, wie Mama behaupten wird, bei mir selten vorkommt). Es war ein Bogen.
    Mir schwanden die Sinne, und ich wurde von Gargery weggetragen. Bald kamen wir wohlbehalten zu Hause an. Unglücklicherweise gelangte ich wieder zu Bewußtsein, ehe der Arzt die Wunde an meinem Kopf nähte. Es war verflixt schmerzhaft. Bei dieser Gelegenheit mußte ein Teil meines Haars abgeschnitten werden. Aber Tante Evelyn sagte, es werde bald nachwachsen. Abgesehen von einigen Beulen und Abschürfungen wurde sonst niemand verletzt.
    Wie Ihr Euch sicherlich schon gedacht habt, ist es Nefret zu verdanken, daß alles ein glückliches Ende fand. Der Schurke, der versuchte, die Tür der Kutsche zu öffnen, taumelte mit blutender Nase zurück, als sie ihm diese ins Gesicht schlug. Der Bösewicht, der mich wegschleppte, wurde durch einen Pfeil vertrieben, der so vollkommen

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