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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bei ihm ein und bemerkte nüchtern: »Wir haben das Mittagessen verpaßt. Laß uns irgendwo zum Tee einkehren, bevor wir nach Hause fahren.«
    »In Ordnung.«
    »Wie gut, daß Tante Amelia nicht mitgekommen ist«, bemerkte Nefret, während sie zum Auto schlenderten. »Du weißt, was sie für Abdullah empfindet. Wenn sie das erfährt, wird sie aus der Haut fahren !«
    »Ich befürchte, du hast recht. Sie hing sehr an dem liebenswerten alten Burschen.«
    »Weißt du, daß sie manchmal von ihm träumt?«
    »Nein, das wußte ich nicht.« Er öffnete ihr die Wagentür.
    »Vielleicht hätte ich dir das nicht erzählen sollen. Schließlich verabscheut sie jegliche Sentimentalität.«
    »Von mir erfährt sie kein Sterbenswort. Aber es ist wirklich rührend. Hast du dich jemals gefragt …« Er schlenderte zur Fahrerseite und stieg ein. »Hast du dich jemals gefragt, was er ihr Augenblicke vor seinem Tod zugeflüstert haben könnte?«
    Nefret lachte auf die ihr eigene übermütige Art. »Aber, Ramses, ich wußte ja gar nicht, daß Männer diesbezüglich neugierig sind! Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Sie hat nie davon gesprochen, und ich glaube auch nicht, daß sie das jemals erwähnen wird. Er fehlt uns allen, aber zwischen den beiden bestand eine ganz besondere Beziehung.«
    »Ja. Wo möchtest du denn jetzt den Tee einnehmen?«
    Daß ihre Wahl auf das Savoy fiel, überraschte ihn – normalerweise zog sie eine ungezwungenere Atmosphäre vor. Trotzdem schöpfte er keinerlei Verdacht, als sie sich entschuldigte, sobald der Kellner ihnen einen Tisch zugewiesen hatte. Sie kehrte schneller als von ihm erwartet zurück, und selbst seinem ungeschulten männlichen Blick fiel auf, daß sie weder ihr Make-up erneuert noch ihr windzerzaustes Haar geglättet hatte.
    »Was hast du denn nun schon wieder vor?« fragte er, während er ihr einen Stuhl hinschob und dann erneut Platz nahm.
    Nefret streifte ihre Handschuhe ab. »Mir ist eingefallen, daß sie diese Woche in der Stadt sind. Du hattest noch nicht das Vergnügen, sie kennenzulernen.«
    »Wen?«
    »Da sind sie.« Sie stand auf und winkte.
    Sie waren zu zweit, ein Mann und eine Frau; jung, gut gekleidet und offensichtlich Amerikaner. Beide waren ihm unbekannt, doch als Nefret sie vorstellte, erinnerte er sich an ihre Namen. Jack Reynolds war im Jahr zuvor mit Reisner in Gizeh gewesen. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Mentor und, was noch verblüffender war, mit Theodore Roosevelt, dem früheren amerikanischen Präsidenten, denn er hatte die gleiche untersetzte Statur, einen buschigen Backenbart und ziemlich vorstehende Zähne. Lediglich die Brille fehlte, aber das konnte noch kommen; schließlich war er erst in den Zwanzigern.
    Das Mädchen war seine Schwester, dunkelhaarig, mit rosigen Wangen, wohlproportioniert und angenehm ungezwungen. Sie reichte Ramses die Hand und schüttelte errötend den Kopf, als er sie mit Miss Reynolds ansprach.
    »Aber nicht doch, wir nennen Nefret bei ihrem Vornamen, und sie hat schon so viel von Ihnen erzählt, daß Sie mir fast wie ein guter alter Bekannter vorkommen. Ich heiße Maude. Darf ich Sie Ramses nennen? Ich finde, das ist einfach ein schnuckeliger Name.«
    »Halt den Mund und setz dich, Maude«, wandte ihr Bruder mit einem breiten Grinsen ein. »Ihr müßt darüber hinwegsehen, Leute, sie ist einfach schlecht erzogen. Trotzdem hoffe ich, daß wir die Förmlichkeiten beiseite lassen können, Ramses. Es ist mir eine große Ehre, Sie endlich kennenzulernen. Ich habe Ihre sämtlichen Artikel und auch Ihr Werk über die ägyptische Grammatik gelesen, und Mr. Reisner hält Sie für den begabtesten jungen Burschen auf diesem Sektor.«
    »Ach, tatsächlich?« Etwas überwältigt von so viel Herzlichkeit fand Ramses, daß seine Reaktion steif und blasiert geklungen hatte. Grinsend fuhr er fort: »Das größte Kompliment, das er mir jemals machte, war, daß ich als Exkavator in zehn Jahren vielleicht halb so gut wie mein Vater sein würde, sofern ich weitermachte.«
    Maude starrte ihn mit halb geöffneten Lippen an. Ihr Bruder brach in schallendes Gelächter aus. »Alle Achtung, das war ein Kompliment. Ich hoffe doch, daß wir in dieser Saison viele von Ihren Leuten antreffen werden. Wo arbeiten Sie denn diesmal?«
    »Der Professor informiert uns immer erst in allerletzter Minute«, erwiderte Nefret mit einem reizenden Schmollen. »Aber Maudie, jetzt sag mir doch endlich, was du in London machst? Hoffentlich hat Jack dich nicht

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