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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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entschlossen. Er fasste ihre Hand. »Sie wird ihre Chance bekommen, ich verspreche es dir.«
    »Hat Mr Lansing nicht gesagt, das Grabmal befindet sich hinter dem ptolemäischen Tempel?«, erkundigte sich Nefret, als sie das Asasif erreichten.
    »Er hat sich geirrt. Kuentz meinte, es sei näher bei Deir el-Bahari. Der einfachste Zugang ist der über Hatschepsuts Säulenallee.«
    Es war nach drei Uhr. Die Sonne brannte ihnen in den Augen, als sie nach Westen strebten, sengende Hitze stieg von dem staubtrockenen Boden auf. Nur wenige Leute waren unterwegs; die Touristen hatten sich in ihre Hotels zurückgezogen, die Wächter hielten im Schatten ein Nickerchen und wie alle vernünftigen Exkavatoren (außer Emerson) hatte Lansing seine Arbeit für diesen Tag eingestellt. Das Gelände war jedoch nicht völlig verwaist; als sie weitergingen, erhob sich ein Mann und rannte mit rudernden Armen auf sie zu.
    »Es ist Mr Barton«, sagte Nefret und brachte ihre Stute zum Stehen. »Ich frage mich, was er will.«
    »Dich anschauen, vermute ich.«
    »Sei nicht albern. Er erinnert einen an Don Quichotte, findest du nicht? Oder vielleicht auch an eine der Windmühlen … Guten Tag, Mr Barton.«
    Barton kam schlingernd zum Halten. »Guten Tag. Suchen Sie mich … uns … Lansing?«
    Seine Augen waren auf Nefret geheftet, wie die eines Hundes, der auf ein Kopftätscheln hofft, also überließ Ramses ihr die Antwort. »Wir haben nicht gedacht, Sie so spät noch hier anzutreffen«, bemerkte sie höflich. »Wir wollten uns die Stelle einmal ansehen, wo Alain den Möchtegerngrabräuber ertappt hat.«
    »Alain? Oh, Kuentz. Ja, richtig. Sie wissen, wo es ist?«
    »Ich denke schon«, erwiderte Ramses. »Wenn Sie uns bitte entschuldigen …«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mitkomme? Ich kann durchaus mit Ihnen Schritt halten, ich bin gut zu Fuß.«
    Nefret war viel zu gutmütig, um ihm diesen Wunsch abzuschlagen. Er erhielt das erhoffte Schulterklopfen. »Wenn Sie mögen. Wir müssen ohnehin einen Großteil des Weges zu Fuß zurücklegen.«
    Sie ließen Jamil und die Pferde neben der zweiten Terrasse des Tempels zurück und folgten einem schmalen Pfad, der stetig anstieg und von locker aufgeschichtetem Geröll gesäumt war. Es gab viele solcher Wege, die von den geschmeidigen und häufig barfüßigen Bewohnern von Gurneh oder von Ziegen benutzt wurden; manche stammten noch aus der Frühzeit. Als sie stehen blieben, um Atem zu schöpfen, waren sie bereits hoch genug, um über das fruchtbare Ackerland zum Fluss blicken zu können. Die Linie zwischen der grünen Ebene und der fahlgelben Wüste war so scharf wie von einer Messerspitze gezogen. Nefret spürte, wie der Schweiß über ihren Körper strömte. Auch auf Ramses’ Hemd zeichneten sich dunkle Flecken ab und Barton atmete schwer. Er war so dicht hinter ihr gefolgt, dass sie ihm ein- oder zweimal hatte ausweichen müssen, sonst wäre sie über seine riesigen Füße gestolpert. Wenn er gehofft hatte, ihr zu Hilfe kommen zu dürfen, hatte er sich getäuscht.
    »Dort haben sie das Versteck mit den königlichen Mumien entdeckt«, sagte Ramses und deutete auf den Fuß der Klippe.
    »Wo?«, fragte Barton beflissen. »Ich habe davon gelesen, es aber noch nie gesehen. Können wir es besichtigen?«
    »Nein, das können wir nicht«, erwiderte Ramses hitzig. »Nicht ohne Seile und ganz gewiss nicht heute.« Barton wirkte so enttäuscht, dass Ramses nachgab. »Ich werde es Ihnen zeigen, aber unternehmen Sie um Gottes willen nicht den Versuch, es auf eigene Faust zu erkunden. Der Stollen ist über 12 Meter tief, und als ich das letzte Mal dort unten war, waren die Decken der Durchgänge teilweise schon eingestürzt.«
    »Sie waren dort?«
    Verflucht, dachte Ramses, ich hätte wissen müssen, dass er das als Herausforderung wertet und nicht als Warnung. »Vor einigen Jahren. Ohne Unterstützung würde ich es nicht noch einmal riskieren.«
    Eine weitere Klettertour brachte sie zum Fuß der Klippe. Es gab nicht viel zu sehen, nur ein dunkel gähnendes, unregelmäßiges Loch. Ramses fasste Nefrets Arm und winkte Barton zurück.
    »Seien Sie vorsichtig. Die Antikenverwaltung müsste die Öffnung verschlossen haben, die Versuchung ist einfach zu groß für irgendwelche unverbesserlichen Idioten. Dort unten ist nichts, wissen Sie.«
    Das war nicht ganz richtig. Emil Brugsch hatte die Sarkophage und diverse Grabbeigaben zwar schon vor über 30 Jahren entfernt, aber keine fachmännische Arbeit geleistet,

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