An einem Tag im Januar
noch feuchten Haar vergraben.
Hast du das erreichen wollen? Mit deinem Rufen?
Er sah Brendan vor sich, wie er durch die dunklen, leeren Flure lief. Lachend.
Weil ich es auch wollte. So sehr .
Chloe bewegte sich, murmelte etwas. Küsste seinen Daumen. Bog sich tiefer hinein in die Höhlung, die sein Körper beschrieb.
Mark konnte es nicht oft genug denken:
Danke. Danke dafür. Danke.
Sie duschten zusammen, stumm und vertraut unter dem heißen Strahl.
Mark verrieb Shampoo in Chloes Haar und fragte sich, ob nicht Trudy Weill, wenn sie das alte Haus betrat, wittern und stutzen würde, um dann zu verkünden: Hier gibt es keinen Geist.
Brendan hat bekommen, was er wollte, würde sie sagen. Jetzt ruht er.
Er und Chloe verließen die Wohnung am nächsten Tag nur, um neue Kleider für Mark zu kaufen. Keiner von beiden schlug vor, zu ihm nach Hause zu fahren, und Mark war während des ganzen Einkaufs nervös und fahrig und fasste alle Näherkommenden scharf ins Auge, als könnten jeden Moment Allison oder Lew auftauchen und mit dem Finger auf ihn zeigen, ihn anklagen. Chloe dagegen schien völlig unbekümmert; sie hatte sichtlich Spaß daran, ihn einzukleiden – ein Hemd nach dem anderen hielt sie an ihm hoch.
Lächelte ihm im Spiegel zu, als würden sie sich immer wieder neu begegnen.
Fasste nach seiner Hand. Führte ihn in die Umkleideräume.
Schnell, sagte sie, als sie in der Kabine standen.
Du bist verrückt.
Ihr Blick, der seinen festhielt. Ihr Mund. Ihre Finger an seiner Gürtelschnalle.
Soll ich aufhören …?, flüsterte sie.
Einmal, noch im College, hatte sie ihn im Treppenhaus der Bibliothek in eine dunkle Ecke gezogen. Jetzt, hatte sie gesagt. Hier. Hinterher hatte sie ihr Höschen zu einem sauberen Viereck gefaltet und es ihm in die Hemdtasche gesteckt.
Er befahl ihr nicht aufzuhören.
Auf dem Weg zur Kasse – Marks Herz trommelte immer noch – kamen sie an einem Stand mit Handy-Ladegeräten vorbei. Chloes Finger ruhten locker in seinen.
Sie gingen weiter.
Kann ich dich was fragen?, sagte Chloe, als sie an diesem Abend zusammen in ihrem Bett lagen.
Frag.
Wie geht es jetzt weiter? Mit dir und Allison?
Er hatte auf die Frage gewartet, in jeder ruhigen Minute hatte er sie hin und her gewälzt. Ich weiß es nicht, sagte er.
Halt. Er versuchte sich schon wieder aus der Verantwortung zu stehlen. Er sagte: Ich weiß, was du fragst.
Ja?
Das soll kein Abenteuer sein, richtig? Du willst wissen, ob wir wieder zusammen sind.
Alle Anspannung wich aus ihrem Körper. Ja, sagte sie.
Mark küsste ihre Stirn, ihre salzigen Lippen. Chloe rieb mit dem Daumen über seine stoppeligen Wangen. Wenn wir … wenn wir Brendan helfen. Was wird danach mit uns?
Wir fliehen auf eine einsame Insel, hätte er am liebsten gesagt. Wir bauen uns eine Grashütte am Strand. Wir lieben uns in einer Hängematte und waten durch die Brandung, bis wir alt und grau sind. Ich male Landschaftsbilder, die ich an die Touristen verkaufe, und die braunhäutigen Kinder lernen bei dir mit Muscheln das Bruchrechnen, und wir lesen uns schlechte Romane vor und hören abends Calypso, und die Eingeborenen lachen über die verrückten alten Gringos, die so verliebt ineinander sind .
Er sagte: Solche Gedanken habe ich mir ziemlich lange verbieten müssen.
Können wir sie uns jetzt machen?
Ich muss erst ein paar Dinge klären, sagte er. Mit Allie.
Sie ist nicht hier, sagte Chloe. Und wir schon.
Er wusste, was sich Chloe von ihm wünschte: dass er ihr sein Herz zu Füßen legte, und das Blaue vom Himmel dazu. Und wenn er zögerte, dann nur, weil er damit Allie wehtun würde. Aber er hatte ihr ja schon wehgetan, oder? Allison wusste, was hier lief. Sie hatte früher Bescheid gewusst als er.
Ich möchte, dass wir zusammenbleiben, sagte er. Wollen wir das?
Sie zog ihn dicht an sich. Ja, sagte sie. O ja.
Sie sagte: Mark, ich kann dich nicht noch einmal verlieren.
Tief, tief in der Nacht, als Chloe eingeschlafen war und der nächste Blizzard – der dritte in ebensovielen Tagen – den Schnee gegen das Schlafzimmerfenster peitschte –, nahm Mark endlich die Hausaufgabe in Angriff, die Trudy ihnen gestellt hatte. Sie sollten jeder einen Gegenstand – einen Talisman – mitbringen, der Brendan heraufbeschwor. Und eine Erinnerung sollten sie sich zurechtlegen.
Der Talisman war einfach. Sobald es hell wurde, würde er zu sich nach Hause fahren und die Zeichnungen holen, Brendans Geburtstagsbilder. Der Gedanke beschwingte ihn: Er konnte sie
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