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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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soll ich das wissen«, fauchte sie. »Ich hab brav die Pille genommen. Um meine Frauenärztin zu zitieren: ›So was kann schon mal vorkommen.‹« Ihre Stimme schwankte. »Ich bin jetzt in der sechsten Woche. Das heißt, die Antwort müsste eigentlich heißen: Vor sechs Wochen hast du gesagt, du liebst mich, und ich hab es dir geglaubt.«
    Er sah sich wieder ihren Rücken streicheln, während sie ins Waschbecken spuckte. Dachte an die Bissigkeit ihrer Schwester, als er von Lewis aus angerufen hatte. An die Verzweiflung in Allisons Blick und Stimme, als er so spät heimgekommen war, ohne sich bei ihr zu melden.
    Sein Kopf dröhnte. »Wie lang weißt du es schon?«
    »Eine Weile«, sagte Allie. »Die Ärztin hat mich am Freitag mit dem Testergebnis angerufen. Sie hat mir gratuliert.«
    »Also wusstest du es an dem Abend …«
    Allies Blick wurde noch finsterer. »Du hattest mir gerade ins Gesicht gelogen! Ich dachte, du verlässt mich ja sowieso, und ich war zu feige! Ich bin zu Darly gefahren, weil ich moralische Unterstützung gebraucht habe, und dann …«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Es war nicht nötig.
    »Ich fahre jetzt zu Darlene zurück«, sagte sie. »Ich wusste ja schon, was du über Chloe sagen würdest. Es war mir schon eine ganze Weile klar. Aber erst sag mir noch etwas anderes.« Sie ließ ihm keine Zeit zu fragen. »Ich werde nicht jünger. Und ich weiß nicht, ob ich noch daran glaube, dass es irgendwo einen halbwegs normalen Mann gibt, mit dem ich ein Kind planen möchte, wenn es – wenn es verdammt noch mal passt .« Sie schüttelte den Kopf, wischte sich über beide Augen. »Mit anderen Worten, ich möchte es vielleicht gern behalten.«
    Er versuchte etwas zu sagen, aber es kam nichts heraus.
    Sie weinte wieder. »Ich komme mir wie so ein dummer kleiner Teenager vor: Wenn ich ein Kind kriege, habe ich wenigstens einen Menschen, der mich bedingungslos liebt .« Sie hielt die Hände hoch, schnitt eine Grimasse. »Wie gefällt dir das?«
    »Nicht sehr«, sagte er. »Ich möchte nicht, dass du so etwas denkst.«
    »Ich würde dich das lieber nicht fragen«, sagte sie. »Im Moment würde ich am liebsten darauf scheißen, was du denkst. Aber das geht nicht. Das ist das Grausamste bei dem Ganzen. Es geht nicht. Also muss ich es fragen: Wenn ich es bekomme, wärst du dann bereit, dem Kind ein Vater zu sein?«
    Er starrte sie zu lange an.
    »Ach, vor mir wegrennen, um irgend so einem – einem Scheiß- Gespenst hinterherzulaufen, das kannst du, aber …«
    »Allie!«
    »Macht dich das wütend?« Sie beugte sich vor, die Fäuste geballt. »Na, macht es dich wütend?«
    Er biss sich auf die Lippe.
    »Soll ich dir sagen, was das Ironische dabei ist?«, fragte sie. »Ich rede eigentlich nur wegen Sam mit dir. Ich wollte dich einfach anrufen und dir sagen, du sollst dich verpissen. Aber dann kam Sam, und … scheißegal, was ich von dir halte, ich bin froh, dass es deinen Vater gibt.« Sie rieb sich die Augenwinkel. »Eins kapier ich jetzt so langsam. Ich kapiere, was es heißt, eine Verpflichtung einzugehen. Ich bin bereit, es mit dir zu teilen, ich bin bereit, für den Rest unsres Lebens jede Woche dein Gesicht sehen zu müssen, wenn du mir sagst, dass dieses Kind einen Vater haben wird.«
    Er weinte jetzt. Er konnte die Tränen nicht zurückhalten.
    » Es «, sagte sie mit rauer Stimme. »Er oder sie.« Sie drückte die Hand an ihren flachen Bauch. »Also sag es mir. Sag es mir ehrlich. Ich meine es ernst. Hilfst du mir, ihn oder sie aufzuziehen?«
    »Ja«, sagte er. »Ja, natürlich.«
    Die Antwort schien sie zu ärgern, obwohl es die sein musste, die sie hatte hören wollen.
    »Lass mich dir wenigstens sagen, wie leid …«, setzte Mark an, aber Allie stand auf und stelzte aus der Küche, bevor er weiterreden konnte.
    Ein paar endlose Minuten hörte er ihr beim Aufbrechen zu: hörte sie ihre Taschen zusammensuchen, mit den Schlüsseln klimpern, hörte ihre Stiefel über die Fliesen klacken und quietschen. Dann Schritte auf der Treppe, die leise, sonore Stimme seines Vaters, die sanft etwas sagte. Die Haustür ging auf und wieder zu. Draußen sprang ein Auto an.
    Sein Vater erschien in der Küchentür. »Sie ist gefahren«, sagte er.
    Mark antwortete nicht. Sam stellte eine Tasse mit Kaffee neben Marks Ellbogen. Er schob ihm Allies Kleenexschachtel hin. Mark zog eins heraus und wischte sich die Augen. Sam setzte sich an Allies alten Platz, seine eigene Tasse auf Brusthöhe.
    »Du bist sicher wütend

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