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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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vorbei am Kamin mit den Fotos von Mark und Allie in Seattle, Mark und Allie im Wohnzimmer von Allies Eltern, Mark und Allie lachend in der Brandung von Florida.
    Diese Bilder zeigten einen anderen Mark Fife. Einen anderen und in vieler Hinsicht möglicherweise besseren als den, der jetzt in der Küchentür stand – der Allison Daniel, die am Küchentisch saß, in ihr verschwollenes, schönes, tief verletztes Gesicht sah und zurückwich vor ihren roten, unglücklichen Augen. Der Allison Daniel Lebwohl sagen musste.
    »Hallo«, sagte sie.
    Sie weinte nicht richtig, aber ihre Stimme war heiser, erstickt. Bevor er etwas sagen konnte, redete sie weiter: »Du hast dein Handy ausgeschaltet – ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich habe Sam angerufen, und er ist gestern Abend gekommen.«
    Er war auf Wut eingestellt gewesen – auf die gleiche Feindseligkeit, mit der sie immer von sich und Bill gesprochen hatte. Doch sie wirkte nur erschöpft. Ihre Finger lagen schlaff um ein zerknülltes Papiertaschentuch.
    Er setzte sich ihr gegenüber. »Ich bin derjenige, der sich rechtfertigen muss. Mein Akku war leer, sonst hätte ich mich gemeldet.«
    »Ich weiß, dass Sam dich bei Chloe erreicht hat«, sagte Allie. »Er wollte es nicht zugeben, aber ich hab’s aus ihm rausgekriegt.«
    Seine Ruhe überraschte ihn selbst. »Ja, ich war dort.«
    »Du warst die ganze Zeit bei ihr.«
    »Ja«, sagte Mark.
    Allison senkte den Kopf, schloss die Augen. Sie wartete lange, bevor sie sprach, als müsste sie erst die Möglichkeiten abwägen. Aber nach all seinen Lügen überrumpelte dieses schlichte, ehrliche Ja sie vielleicht einfach.
    »Ich möchte, dass du zurückkommst. Das ist wahrscheinlich dumm von mir, aber ich tu’s trotzdem.« Sie hob den Blick. »Führt da irgendein Weg hin? Gibt es irgendwas, was ich tun kann?«
    Ihre roten, stumpfen Augen forschten in seinem Gesicht.
    »Wir waren glücklich«, sagte sie. »Oder? Es hat doch alles gepasst.«
    »Hat es«, sagte er und wünschte, sein Ton wäre weniger ausdruckslos, weniger endgültig.
    »Ist es aus?« Ihre Stimme bebte. »Willst du mir das sagen?«
    Er zwang sich dazu, es auszusprechen.
    »Allie, ich habe damit selbst nicht gerechnet. Nie im Leben. Aber es – es sind Dinge vorgefallen. Chloe liebt mich noch, und ich liebe sie. Das mit Brendan hat uns klargemacht, dass …«
    Bevor er mit dem letzten Satz noch zu Ende war, hatte Allie ihr Gesicht mit einem Ruck abgewandt und presste die Hände an den Mund.
    Er wagte nicht, ihr zu sagen, dass er sie trotz allem noch liebte. Aber es war so; als er sie nun weinen sah, wusste er das. Vielleicht mit einer anderen Liebe, als er sie für Chloe empfand – einer verhalteneren Liebe, einer besonneneren Liebe –, aber er fühlte etwas für Allison, er fühlte mit ihr. Sie trug keine Schuld, nicht die geringste. Er wollte sie in den Arm nehmen, sie an sich drücken, ihr das beteuern.
    Doch dieses Recht hatte er verwirkt. Er hatte sein Glück um den Preis von Allies Schmerz gewählt.
    Er hatte es notgedrungen getan. Weil ein Wunder, oder etwas wie ein Wunder, ihm seine verlorene Familie zurückgebracht hatte. Wie in hunderttausend Jahren hätte einer von ihnen das voraussehen können? Das hier war neues Terrain, für das kaum ein Mensch eine Karte besaß.
    Wenn er den Mut dazu noch aufbrachte, konnte er ihr sagen: Ich hatte keine Wahl. Ich habe nie eine gehabt.
    Doch dann durchschnitt Allisons Schluchzen die Luft, laut und haltlos, und er wusste, dass das gelogen gewesen wäre.
    »Ich geh wohl besser«, sagte er und stand auf.
    »Nein!« Allie schüttelte den Kopf, ballte die Fäuste auf den Knien, atmete in tiefen, keuchenden Zügen. »Setz dich hin, Mark. Wir sind noch nicht fertig miteinander.«
    Doch, hätte er fast gesagt.
    Ihre Augen glitzerten zornig. Er setzte sich. Wenn es ihr guttat, auf ihn loszugehen, sollte er ihr die Chance dazu geben. Das war das Mindeste, was er tun konnte.
    Allie wischte sich mit ein paar Kleenex über Augen und Nase. »Ich würde dich so gern einfach zum Teufel schicken. Das verdienst du, und ich hätte es auch verdient. Aber das wäre zu leicht.«
    »Ich habe …«
    »Du bist ruhig. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich habe dir etwas zu sagen.«
    »Allie, ich …«
    »Ich bin schwanger«, unterbrach sie ihn. »Was sagst du jetzt?«
    Ein Loch riss in seinem Denken auf. Er starrte sie an, ihr schönes Gesicht, ihre blinzelnden Lider.
    »Wie?«, fragte er und bereute die Frage auf der Stelle.
    »Verdammt, wie

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