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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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einen Weg gefunden. Ich habe mich betrunken …«
    » Ich war nicht betrunken.«
    Jetzt war alle Wut aus ihrer Stimme verschwunden. Sie sprach genau wie damals nach Brendans Tod – als hätte sich ihr ganzes Sein und Wesen in einer Höhle irgendwo tief in ihr verkrochen. Außen herum war nur Stein.
    Dann sah aus ihren Augen plötzlich wieder die Chloe, die er liebte. »Diese letzten Wochen waren kein Hirngespinst«, sagte sie. »Die letzten zwei Tage waren wir glücklich . Willst du mir einreden, dass das auch eine Lüge war?«
    »Natürlich nicht«, versicherte er ihr. »Aber wenn er wirklich hier gewesen wäre und wir hätten ihn heute heimgeschickt, was wäre der große Unterschied? Unser restliches Leben müssten wir trotzdem ohne ihn sein.«
    Ihr Blick ließ seinen nicht los. »Unser Sohn ist hier. Ich spüre es ganz deutlich. Ich rufe Trudy und Warren zurück, sie werden es mir nicht abschlagen. Lass uns die Séance durchführen, Mark. Tu’s mir zuliebe.«
    Ob er ihr je würde erklären können, warum er dazu außerstande war? Wenn sie die Warrens zurückholten – wenn sie heuchelten –, dann war das das Aus, das glaubte er fest. Dann würde auch Chloes Liebe zu ihm irgendwann nur noch geheuchelt sein.
    Aber sie hatten sich in diesen letzten Tagen auch ohne Brendan geliebt – sie würden es weiterhin können. Auch daran glaubte er fest.
    Er schob die Hand an Chloes Wade hoch bis zu ihren Knien, ihren Händen, die die Knie umspannt hielten. Er fasste ihre Finger. Sie saß stocksteif, die Augen fest geschlossen.
    »Jetzt hör mir mal einen Moment zu«, sagte er.
    Er beschwor sie mit Engelszungen.
    Er sagte ihr, dass er sie liebte. Er sagte es ihr mit Worten und mit seinen Armen, seinen Händen. Er umarmte sie, wiegte sie. Und während er redete, wich die Erstarrung aus ihr, er spürte es deutlich; sie glitt von ihrem Stuhl herab in seine Arme, und voller Hoffnung schloss er die Augen und verbarg das Gesicht in ihrem Haar und murmelte ihr ins Ohr.
    Ich liebe dich, murmelte er. Ich brauche dich. Du bist mein Leben. Du wirst es immer sein.
    Nach einer Weile hörte er auf zu reden. Er drückte ihren Kopf an seine Brust. Nun hörte sie keine Botschaft aus Worten oder Sätzen mehr, sondern sein Herz, hoffte er – seinen aufgescheuchten, verängstigten Herzschlag, der seine eigene Sprache sprach.
    Schließlich brach sie ihr Schweigen.
    »Ich muss … ich muss ein bisschen nachdenken.« Sie hob die Hand an seine Wange. »Ich kann es nicht einfach so ad acta legen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie sagte: »Lass mich einmal noch versuchen, ihn zu erreichen.«
    »Chloe …«
    »Geh schon mal runter«, sagte sie. »Ja? Lass es mich versuchen.«
    »Erst sag mir, dass du mich liebst«, verlangte er in heller Angst.
    Sie streichelte ihm über die Wange. Sah ihm in die Augen, lange.
    »Von ganzem Herzen«, sagte sie. »Bitte glaub mir das.«
    Unten im Wohnzimmer saßen Connie und ihr Sohn nebeneinander auf dem Sofa. Jacob hielt seinen Kater im Arm und versteckte das fleckige Gesicht in den Polstern, schien seine Beichte ansonsten aber überlebt zu haben. Als Connie Mark sah, stand sie auf: »Kommen Sie mal kurz mit in die Küche!«
    Kaum waren sie dort, fuhr sie zu ihm herum und bohrte ihm den Finger ins Brustbein.
    » Was haben Sie ihm da für ein Zeug erzählt? Wenn er nicht die Wahrheit sagt, kommt … kommt irgendein Dämon und frisst uns?«
    »Ja, tut mir leid«, sagte Mark. »Aber ich musste ihn irgendwie zum Reden bringen.«
    »Das … das ist Nötigung. Das können Sie überhaupt nicht verwenden.«
    Mark rieb sich den Nacken.
    »Wenn er jetzt Alpträume hat, sind Sie schuld.«
    »Connie«, sagte er, »Sie und Ihr Sohn haben mein Leben zerstört. Vielleicht sollte er Alpträume haben.«
    Connie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Miene war unverändert grimmig, aber er hatte sie doch immerhin eingeschüchtert: Sie mied seinen Blick.
    »Aber ich habe ihn doch selber gehört«, sagte sie. »Und die Weills …«
    »Die Weills sind Betrüger«, sagte er. »Wenn Sie sie zurückholen, werden sie eine Menge Geld dafür verlangen. Aber Sie brauchen sie nicht zurückzuholen. Der Spuk ist vorbei, warten Sie’s ab.«
    »Hören kann ich trotzdem«, beharrte sie.
    »Was haben Sie denn gehört? Stimmen?«, fragte er. »Fußtapser im Dunkeln? Die hab ich auch gehört. Das ist dieser Dreckskater, Connie.«
    »Sie wohnen hier nicht mehr. Ich muss mich mit Ihrem Sohn rumschlagen, nicht Sie.«
    Vielleicht packte er sie noch

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