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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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all das beendet hat, die Dir befohlen hat, nichts mehr für mich zu empfinden. Es ist meine Schuld, und es tut mir so leid.
    Ich muss mich auch bei Allison entschuldigen. Ich weiß, dass sie hören konnte, was ich zu Dir gesagt habe, und egal, was war, damit habe ich mich schwer ins Unrecht gesetzt. Allison ist völlig unschuldig an der ganzen Sache. Ich entschuldige mich auch persönlich bei ihr, wenn sie es möchte. Bitte sag ihr das.
    Dieser Brief ist schon jetzt länger und wirrer, als er sein sollte, aber ich habe so viele andere Fassungen wieder zerrissen. Also komme ich jetzt einfach zum Punkt. Ich war in unserem alten Haus. Connie Pelham hatte mich gebeten zu kommen, und ich bin hingefahren, und ich muss Dir erzählen, was dort passiert ist.
    Ich weiß, dass Du Connie nicht magst, und ich verstehe, warum. Unter anderen Umständen würde ich sie vielleicht auch nicht mögen. Aber in gewisser Weise macht es das, was ich hier erlebe, ja vielleicht sogar ein bisschen glaubwürdiger, oder? Wenn ich Connie mögen würde, hätte ich Angst, zu unkritisch zu sein. (Und ich versuche, jeden einzelnen meiner Schritte so kritisch wie nur möglich zu sehen.) Auch wenn Du Dir dafür nichts kaufen kannst: Connie tut es furchtbar leid, dass sie Dich so verärgert hat, und das solltest Du ihr glauben. Schließlich kann sie genauso wenig dafür wie irgendjemand sonst.
    Aber, Mark – ich glaube ihr. Ich habe in dem Haus auch eine Erfahrung gemacht.
    Ich weiß, Erfahrung ist ein seltsames Wort dafür, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll. Ich kann darüber nicht schreiben. Ich muss mit Dir darüber reden.
    Bitte denk jetzt nicht, dass ich verrückt bin. Hier schreibt Chloe, die Chloe von früher, die Du mal mochtest. Ich bin völlig bei Sinnen, und ich schreibe Dir im Lehrerzimmer, am hellen Tag. Ich täte das alles nicht, wenn ich nicht aus tiefster Seele überzeugt wäre, dass Du Bescheid wissen musst. Ich glaube, im umgekehrten Fall ginge es Dir ganz genauso.
    Ich spüre förmlich Deine Skepsis, Deine Abwehr. Aber Brendan ist hier . Ich war bei ihm, in seiner Gegenwart. Ich weiß nicht, wie ich es sonst sagen soll.
    Als es das erste Mal passierte, saß ich in seinem alten Zimmer, und es war spät am Abend. Ich redete in Gedanken mit ihm, wie ich es immer tue. Ich erzählte ihm von unserem Leben und dass ich ihn liebe und dass Du ihn auch liebst.
    Das sagte ich gerade, Daddy liebt dich auch, als ich spürte, wie mein Herz – mein Herz öffnete sich einfach. Ich fing an zu zittern. Und dann war er überall . Ich hörte seine Stimme, sein Lachen. Ich roch sein Haar. Ich roch seine Haut, es war so, als ob er wieder ein kleines Baby wäre, und ich würde ihn im Arm halten.
    Weißt Du noch dieses eine Mal, als Brendan sechs war und wir ihn im Goodale Park verloren hatten? Als wir mit ihm in der Muppet Show waren? Wir dachten jeder, der andere würde ihn an der Hand halten, und plötzlich hatte ihn keiner von uns, und um uns herum wimmelten hundert kleine Kinder, nur er war nirgends. Wir haben beide gerufen und gerufen, und beide hatten wir solche Angst, beide weinten wir. Und dann hörten wir plötzlich, wie er uns rief.
    Wir drehten uns um, und da kam er auf uns zugerannt. Wir umarmten ihn, und dann weinten wir alle. Weißt Du das noch? Erinnerst Du Dich noch an dieses Gefühl?
    Das, was ich in unserem Haus erlebt habe … Mark, es war genau das gleiche Gefühl. Nur schöner, noch viel schöner. Ich weiß nicht, ob ich jemals vorher so glücklich war. Es war so wunderbar, ihn zurückzuhaben.
    Das ist die Wahrheit. Ich schwöre es Dir, Mark.
    Bitte ruf mich an. Bitte komm zum Haus. Ich weiß, dass Du mir nicht glauben willst. Aber hier schreibe ich . Nicht die Irre, die Dich ankeift. Sondern die Chloe, mit der Du verheiratet warst. Und ich sage Dir, es stimmt. Alles daran. Ich will, dass Du dieses Gefühl auch erlebst. Weil es Dich so glücklich machen wird.
    Unser Sohn ist noch hier. Bitte glaub mir, Mark. Bitte .
    Deine Chloe
    Mark las den Brief noch dreimal. Er sah auf die Uhr. Fast sechs, Allison musste bald da sein. Wenn sie jetzt zur Tür hereinkäme, würde es um seine Fassung geschehen sein. Er durfte nicht zulassen, dass sie diesen Brief sah, weder den Brief noch den Mann, der ihn gelesen hatte.
    Er stand auf, nahm seinen Schlüssel, seinen Mantel. Er stopfte den Brief in die Manteltasche und ergriff die Flucht.
    Lange fuhr er einfach nur herum. Den Ring entlang, zweimal, dreimal, zu Musik, die Lew ihm

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