An hoechster Stelle
Johnson und Parker einer Meinung?«
»O ja, Sir. Wenn man jahrelang Berufserfahrung hat, Sir, und ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen untersucht…«
»Bekommt man eine Nase dafür, meinen Sie?«
»Genau, Sir. Anders als in einem Roman von Agatha Christie kann ich in den meisten Fällen, wenn ich mir den Tatort anschaue und die beteiligten Personen, den Täter fast sofort rauspicken.«
Ferguson lächelte. »Das verstehe ich nur zu gut, Chief Inspector. Und was sagt Ihnen Ihr geschulter Verstand in diesem Fall?«
»Dass die zentrale Person Jack Barry ist, aber das Einzige, was sich im Computer findet, ist sein altbekanntes Strafregister. Seine Verbindung zu den Söhnen Erins wird nirgends erwähnt, ja nicht einmal die Söhne Erins, und das kommt mir etwas verdächtig vor, Sir.«
»Und Ihre Schlussfolgerung?«
»Es existiert nichts darüber, weil irgendjemand das nicht wollte.«
»Der Geheimdienst?«
»Ich fürchte, ja.«
Ferguson lächelte. »Wissen Sie, Sie sind wirklich sehr gut, meine Liebe. Es ist Zeit, dass die Special Branch Sie zum Detective Superintendent befördert. Ich muss mal mit dem Chef von Scotland Yard sprechen.«
»Eine Beförderung ist derzeit meine geringste Sorge, Bridadier. Viel mehr beschäftigt mich dieses Rätsel. Was sollen wir tun?«
»Was schlagen Sie vor?«
»Ich glaube, Sie sollten sich mal mit dem stellvertretenden Direktor der Sicherheitsdienste unterhalten, Sir, oder besser gesagt, ihn sich mal gründlich vorknöpfen, wie unsere amerikanischen Kollegen es ausdrücken würden.«
»Oje, das wird Simon Carter gar nicht gefallen, aber Sie haben vollkommen Recht. Rufen Sie ihn an und sagen Sie ihm, er soll sich exakt in einer Stunde, also um halb drei, mit uns im Gray Fox treffen.«
»Mit uns, Sir?«
»Ich möchte Ihnen doch nicht das Vergnügen nehmen, ihn unter diesen hochhackigen Schuhen zu zermalmen, Chief Inspector.«
Hannah lächelte. »Nett von Ihnen, Sir.«
Der Gray Fox war einer von mehreren luxuriösen Pubs in der Nähe des St. James’s Palasts. Das Lokal war fast leer, da der übliche Ansturm um die Mittagszeit längst vorüber war. Ferguson und Hannah nahmen in einer der Nischen Platz.
»Gin und Tonic, Chief Inspector?«
»Mineralwasser, Sir.«
»Wie schade. Ich persönlich genehmige mir einen.«
Die Kellnerin brachte ihre Getränke, und gleich darauf kam Simon Carter herein. Missmutig schüttelte er seinen Schirm aus; man sah ihm an, dass er nicht gerade bester Laune war.
»Was zur Hölle soll das, Ferguson? Chief Inspector Bernstein hat mir regelrecht gedroht , mir, dem stellvertretenden Direktor der Sicherheitsdienste!«
»Erst als Sie sagten, Sie seien zu beschäftigt, um zu kommen, Sir«, erwiderte Hannah.
Carter streifte seinen nassen Mantel ab, bestellte einen Whiskey mit Soda und setzte sich. »Jedenfalls lasse ich mir das nicht bieten, Ferguson, ich nicht!«
»Mein lieber Carter, Sie mögen mich nicht, und falls ich überhaupt einmal über Sie nachdenken würde, käme ich ver mutlich zu dem Schluss, dass ich Sie ebenfalls nicht mag, aber wir haben es hier mit einer ernsten Sache zu tun, also hören Sie Chief Inspector Bernstein zu.«
Ferguson trank seinen Gin aus, bestellte mit einer Handbewegung einen neuen und lehnte sich zurück.
Hannah berichtete von Jack Barry, den Morden an Tim Pat Ryan und den anderen Söhnen Erins und fasste kurz Jean Wileys Aussage zusammen. Carter war sprachlos.
»Ich habe noch nie einen solchen Unsinn gehört«, murmelte er.
Ferguson zuckte die Schultern. »Gut, das war’s dann. Um wie viel Uhr sind wir mit dem Premierminister verabredet, Chief Inspector?«
»Um fünf, Sir«, log Hannah ohne ein Wimpernzucken, »obwohl er nicht viel Zeit hat. Er wird heute Abend noch im Parlament erwartet.«
Ferguson wollte aufstehen.
»Nein, eine Sekunde«, sagte Carter hastig.
»Wozu? Sind Sie etwa doch in der Lage, uns bei unseren Ermittlungen zu helfen?«
»Ach, kommen Sie mir jetzt nicht mit diesem Polizeigefasel.« Carter bestellte sich einen weiteren Scotch, ehe er erklärte: »Ich habe offiziell kein Wort zu Ihnen gesagt, ist das klar? Ich werde es immer abstreiten.«
»Natürlich«, nickte Ferguson.
»Und Chief Inspector Bernstein muss mir ebenfalls zusichern, dass diese Sache unter uns bleibt. Wenn sie das nicht garantieren kann, geht sie
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