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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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schwer zu sagen, ob das Worte aus der Eingeborenensprache waren oder nur wortlose Schreie.
    Meine Oberschenkel fingen zu schmerzen an, und ein plötzlicher Wechsel der Windrichtung trieb den Rauch der Fackeln zu uns herüber und brachte meine Augen zum Tränen. Auch Doris wurde es langsam unbequem. „Wie lange wollen Sie hier noch zusehen?“ flüsterte sie.
    Ich verlagerte mein Gewicht, und unter einem Fuß zerbrach ein Zweig mit einem lauten Geräusch. Sofort gerieten die Wyntaraag in Unruhe. Der Kreis brach auf, und die Fackeln bewegten sich auf uns zu.
    „Laufen Sie!“ sagte Doris, aber es war schon zu spät. Die seltsam geformten Hände der Wyntaraag ergriffen uns mit einer schmerzhaften Festigkeit, und das Licht ihrer Fackeln schien uns in die Augen.
    Wir wurden grob in die Lichtung vor dem Dorf gezerrt, wo der Kreis der Fackelträger aufgebrochen war. Vor uns erhob sich eine Wand von zuckenden Lichtern, die uns von dem hölzernen Bild des Trelph trennten.
    Ich bemerkte Köpfe, die aus den verschlossenen Hütten heraussahen – Frauen und Kinder, die an der heiligen Zeremonie nicht teilnehmen durften, jedoch merkten, daß etwas nicht stimmte.
    Unsere Hände wurden mit einigen geschickten Seilschlingen und einem schnellen Knoten sachkundig auf unseren Rücken gebunden. Das ständige Geplapper um uns herum klang verwirrt und unsicher, aber solche Interpretationen erweisen sich in der Regel als Wunschdenken. „Was sagen sie?“ brachte ich heraus, nachdem Doris in meine Nähe gezerrt worden war.
    Sie war weiß vor Angst. „Sie glauben, daß die Gesellschaft uns hergeschickt hat. Es geht wieder um etwas wie Sakrileg. Manche von den Worten habe ich noch nie gehört … vielleicht … vielleicht … gehören sie zu dem Ritual.“
    „Nur keine Angst“, sagte ich, um uns beide zu beruhigen. „Uns wird nichts geschehen. Diese Leute kennen Sie ja.“
    Eine Gestalt löste sich aus der unregelmäßigen Reihe der Fackelträger. Sie trug keine Fackel. Ich war nicht sicher, aber Doris bestätigte meinen Verdacht: „Punlaag!“
    Der Fremde, der bei der Dinner-Party von Pyrrhus so fehl am Platz, ja fast komisch ausgesehen hatte, kam mit einem bedrohlich ernsten Gesicht langsam auf uns zu. Endlich blieb er vor uns stehen und musterte schweigend unsere Gesichter. Die Geräusche von der Menge verminderten sich zu einem leisen Murmeln und schließlich zu Stille. Nur das Knistern und Zischen der Fackeln war noch zu hören.
    „Punlaag“, sagte Doris. „Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, daß wir als Freunde gekommen sind.“
    Die Eingeborenen, die unsere Hände gefesselt hatten, schoben uns grob zusammen, so daß wir Punlaag als Paar gegenüberstanden.
    Der Erste Sprecher schwieg weiter.
    „Murata, Punlaag“, begann Doris stockend. „Murata bokung teerah …“
    „Ich denke“, sagte Punlaag, „Missmooney hätten bleiben sollen in Haus. Sie soll behalten ihre Worte und ihre Freunde.“
    „Punlaag, ich …“
    „Ich glaube, Missmooney uns will Schmerzen bringen. Sie kommen, um zu lachen und lernen, aber in ihrem Garungaag, im Geist, sie will helfen, den großen Schmerz über uns zu bringen.“
    „Welchen Schmerz, Punlaag?“ Ich versuchte, einen ehrlichen Eindruck zu machen. „Ich habe Miss Mooney darum gebeten, mich hierherzubringen, weil wir … von Ihrem Verhalten bei dem Dinner gestern abend … besorgt und traurig waren! Wir wollen Ihnen und Ihren Leuten keinen Schaden zufügen. Niemand von den Erdmenschen will Ihnen Schaden zufügen!“
    Punlaag sah mich an. Wenn diese großen, braunen Augen, die mich unverwandt ansahen, einen Ausdruck zeigen konnten, dann war es vielleicht Verachtung. „Ich nix kenne Sie viel, Mistah B’sando. Wir aber beide wissen, daß Sie zur Zeit nicht hierhergehören.“
    Doris sagte mit flehender Stimme: „Punlaag, bitte. Versuchen Sie zu verstehen. Wir sind hergekommen, um etwas über Ihr Problem zu erfahren. Damit wir Ihnen helfen können!“
    Punlaags Schnurrbart zuckte, und er begann langsam vor uns auf und ab zu gehen. Seine seltsamen Finger hatte er hinter dem Rücken verschränkt. „Ja“, sagte er, „ihr dürfen Grund erfahren. Dazu ihr habt beide jetzt das Recht, denn es ist traurig, aber ihr beide müssen sterben …“
    Mein Herz begann zu schlagen wie eine Pauke. An meinem rechten Auge spürte ich ein nervöses Zucken. Ruhig, Mario. So kann es nicht enden. Dein Beruf ist das Reden, also rede. „Ich bin von der Erde hierhergeschickt worden, Punlaag, um zu verhindern,

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