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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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schön happig, diese Aufgabe!
    Nachdem sie den Parcours viermal durchlaufen hatte, merkte sie, daß sie erschöpfter war als nach zwei Stunden Wassergymnastik. Ihr Körper war gelehrig, sie konnte jede Gangart imitieren, von der energischen, zornigen Tigerin bis hin zum zärtlichen, flauschigen Kätzchen. Es war eine Art Hobby von ihr, menschliche Typen zu kopieren. Doch zu trainieren (natürlich zu Hause und natürlich mit Unterbrechungen) und ein paar Minuten vor dem Spiegel herumzuaffen – das war das eine, etwas völlig anderes war es aber, diese Pose über längere Zeit beizubehalten. Richtig anstrengend. Schluß mit dem Zirkus.
    Nastja sah hinauf zu der Uhr, die ganz oben unter der Decke hing – schon zweieinhalb Stunden tanzte sie hier im Becken herum, gleich gab es Mittagessen. Die Herbstsonne, die schräg durch die großen Scheiben fiel, wurde von der glitzernden Oberfläche direkt unter der Uhr reflektiert und blendete Nastja für einen Moment. Sie mußte blinzeln. Nun aber ab in die Umkleidekabine.
    * * *
    »Ich will die da«, meinte Sarip und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    Er war zum ersten Mal in der ›Doline‹, und ihm wurde gerade der Raum gezeigt, von dem aus man die Auswahlprozedur verfolgen konnte. Es war ein kleines, enges Zimmer im zweiten Stock des Behandlungstrakts. Unter einem Wandkalender mit Katzen- und Hundebildern war ein verspiegeltes Guckfenster versteckt, das direkt ins Schwimmbad führte.
    »Die ist ein Kurgast«, erwiderte ein gutaussehender, athletisch gebauter Mann mit dunklen Augen und hellem Haar. »Die Mädchen werden abends gebracht, dann können Sie sich eines aussuchen.«
    »Ich will aber die da.« Sarip ließ die Augen blitzen, auf seine Wangen traten heiße rote Flecken.
    Psychopath, dachte der Hellhaarige böse. Dickschädel, nicht mehr davon abzubringen. Alles paßt bei unserem Business, nur die Kunden nicht.
    »Sehen Sie sich erst einmal die an, die wir Ihnen bieten«, meinte er beschwichtigend. »Vielleicht ist ja eine dabei, die Ihnen mehr liegt.«
    Sarip nickte, aber es war offensichtlich, daß er nur zum Schein nachgab.
    »Wann werden die Mädchen gebracht?«
    »Zwischen neun und zehn Uhr abends. Bis dahin können Sie sich entspannen, in dem Häuschen wird Ihnen ein Mittagessen serviert. Sie können eine Massage haben, die Sauna benützen.«
    »Kein Bedarf. Ich leg’ mich eine Weile aufs Ohr. Kommt noch wer außer mir heute abend,?«
    »Noch zwei. Sehr nette Herrschaften, keine Sorge. Stammkunden von uns, die bisher noch immer zufrieden waren. Kotik, begleite den Gast in seine Unterkunft.«
    Sarip ging, begleitet von dem wuchtigen, aber etwas schlaffen Kotik, dessen hohe Tenorstimme so gar nicht zu seiner Erscheinung paßte. Auf seiner Schlafcouch gab Sarip sich süßen Träumen von dem Mädchen hin, das er gerade durch das Guckfenster im Schwimmbad beobachtet hatte. Wahnsinn, war die scharf! Sarip sah sie in seinen erregenden Träumen, blond, sanft, zärtlich, geil. Und sie war schon hier, gleich nebenan. Pfeif drauf, daß sie nicht dazugehört, die sollen sie überreden, oder mit Gewalt dazu bringen, ganz egal, er brauchte nur die und keine andere!
    In Gedanken stellte Sarip sich vor, wie sie sich auszog, wie sie mit ihm vögelte. O ja, er würde sie all das machen lassen, was er von den Frauen zu Hause in seinem Usbekennest nicht bekam. All diese Sachen, die er in der Stadt auf Video gesehen hatte, die ihn aber nicht erregt hatten, weil er da nur Zuschauer gewesen war. Jetzt aber würde er sie selber machen, berauschen würde er sich an diesen langen blonden Haaren, der hellen Haut, dem schlanken Körper. Und der Hals! Ihr Hals! Mit welcher Inbrunst würde er seine Finger um ihn legen und drücken, zudrücken, immer fester und fester, bis tief drinnen ihre Seele erstickte und mit einem letzten Stöhnen aus ihrem Körper fuhr . . . Und hinterher könnte er sich zur Erinnerung immer wieder den Film ansehen . . . Noch andere?! Noch eine wie sie gab es nicht. Entweder die oder keine.
    * * *
    Schon über eine Stunde saß Swetlana Kolomiez vor dem Spiegel und legte eine spezielle Schminke auf, wie sie Sportlerinnen beim Wasserballett benützen. Swetlana selbst hatte Sport nur in der Schule getrieben, und auch da nicht Schwimmen, sondern Volleyball. Sie lächelte vor sich hin, freilich, ihr jetziger Beruf, der älteste der Welt, war ja auch eine Art Sport.
    Drei Monate war es her, daß Swetlana die Annonce gelesen hatte, in der gutaussehende

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