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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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junge Mädchen für den Nahen und Mittleren Osten gesucht wurden, als Sekretärinnen für Firmen, die mit russischen Partnern zusammenarbeiteten. Ohne sich besondere Chancen auszurechnen, hatte sie einen Brief mit Foto an die angegebene Adresse geschickt und war dann überrascht gewesen, als eine Antwort kam. Es wurde ihr angeboten, an einem beliebigen Tag zwischen dem 20. und 27. Oktober zu einem Gespräch in die STADT zu kommen. Ohne lange zu überlegen, hatte sich Swetlana ins Flugzeug gesetzt und war hingeflogen.
    Das Gespräch hatte so ein nervöser Typ mit Pferdegesicht geführt, aber sie fand es gut, daß er ihr keinen Bären aufgebunden, sondern gesagt hatte, was Sache war. Russische Schönheiten waren im Nahen Osten sehr gefragt, und es gab viele Reiche, die sie als Mätressen wollten. Das Mädchen würde herrliche Bedingungen vorfinden, ein eigenes Haus, zwar klein, aber mit Personal, Essen, Kleidung, Schmuck – und dafür müsse sie ihrerseits eine ergebene, leidenschaftliche, vorurteilsfreie Liebhaberin sein. Wenn der Besitzer ihrer überdrüssig sei, bekäme sie eine Art Abfindung sowie die Möglichkeit, nach Rußland zurückzukehren.
    Man habe sie, Swetlana, zu diesem Gespräch eingeladen, nachdem ein Polizist aus der Türkei sie nach dem Foto ausgewählt habe. Doch außer ihr hätten ihm noch einige andere Mädchen gefallen, und damit er seine endgültige Wahl treffen könne, müsse er die Möglichkeit haben, die Kandidatinnen genauer zu begutachten. Der Auftraggeber habe gebeten, die Mädchen in einem Schwimmbad zu filmen – das sei so ein Tick von ihm, weil er glaube, daß eine Frau im Wasser ihren Charakter besser zur Geltung brächte, man erkenne die Grazie besser und gleichzeitig auch die Mängel, falls es welche gab. Wenn die Wahl des Auftraggebers auf sie falle, werde man ihr bei der Ausstellung eines Reisepasses, beim Visum und beim Kauf des Flugtickets behilflich sein und ihr eine gute Reise wünschen.
    »Und wenn ich ihm nicht gefalle?« hatte Swetlana gefragt.
    »Wo kein Kläger, da kein Richter. Da kann man nichts machen. Wenn Sie wollen, behalten wir die Videokassette in unserem Archiv, Kunden haben wir viele, die Chancen sind also ziemlich groß. Es gibt noch eine Variante: Falls Sie finanzielle Probleme haben, können Sie in einem Porno mitspielen. Das Video ist für den Export, wir machen die Filme ausschließlich für ausländische Auftraggeber und nur auf individuelle Bestellung, unter Berücksichtigung des jeweiligen Geschmacks und der Vorlieben, und keine Kopien, versteht sich. Sie sind eine schöne Frau, also ich denke, Sie sind bestimmt nicht umsonst angereist.«
    »Wäre zu hoffen.« Sie lächelte. »Wie lange dauert das mit der Antwort?«
    »Drei bis vier Tage nach den Videoaufnahmen im Schwimmbad, höchstens eine Woche. Sie müßten nicht mal woandershin. Wir bringen Sie in einer eigenen Wohnung unter, Kost und Logis gehen auf die Firma. Doch unter einer Bedingung: Die Wohnung ist nur in Begleitung eines Mitarbeiters unserer Firma zu verlassen.«
    »Warum so streng?« Swetlana war erstaunt.
    »Darum«, erwiderte der Typ mit dem Pferdegesicht. »Ich frage Sie ja auch nicht, warum Sie nicht russischen Männern zu Diensten sein wollen, sondern lieber das gleiche im Ausland tun, und das auch noch, ohne wählen zu können. Jeder Job hat seine Tücken. Also bitte keine überflüssigen Fragen.«
    Swetlana hatte es als gegeben hingenommen. Zu verlieren hatte sie sowieso nichts. Im Becken herumplanschen, mit dem Hintern wackeln, dann eine Woche Urlaub, ausschlafen, fernsehen und abends noch einen Tee, wie ein anständiges Mädchen. War ja sogar eine nette Abwechslung . . .
    Punkt neun Uhr abends klingelte es an der Tür. Swetlana Kolomiez warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel, nahm die Tasche mit den Badesachen, zupfte noch einmal an ihrer Frisur und ging dann hinunter, wo ein Wagen auf sie wartete. Die Fahrt dauerte nicht lang. Es kam ihr sogar so vor, als mache der Fahrer ein paar extra Schlenker, statt den kürzesten Weg zu nehmen. Wegen der Dunkelheit konnte sie allerdings nicht viel erkennen. Der Wagen passierte ein hohes schmiedeeisernes Tor, fuhr eine Allee entlang und hielt vor einem Gebäudeeingang, vor dem bereits zwei andere Wagen geparkt waren. Swetlana griff zum Türhebel. Doch sofort murrte der Fahrer, ohne sich überhaupt nach hinten umzudrehen:
    »Warte!«
    Keine Minute später kamen aus dem Eingang zwei Gestalten heraus: ein Mann und ein Mädchen. Der Mann stieg

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