Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
zu plappern?«
    »Ich hatte den Eindruck, als ob sie sich letztes Mal irgendein Theater geleistet hätte. Oder täusche ich mich?«
    »Nur keine Sorge. Die üblichen Weiberzicken. Wißt ihr, Assanow hat ihr einfach nicht gefallen. Sie steckt so bis über beide Ohren in der Scheiße, daß sie es sogar mit einem Krokodil machen würde.«
    »Na gut, wir wollen dir mal glauben. Und was macht deine Liebste, Damir? Wie ist das werte Befinden?«
    »Meines Erachtens empfindet sie gar nichts. Kalt wie ein Stein.« Der Regisseur versuchte zu witzeln. »Nicht weich zu kriegen. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: Die interessiert sich nicht für uns. Keinerlei Fragen, keinerlei Anspielungen. Ist nur mit ihrer Gesundheit und ihrer Übersetzung beschäftigt. Ich bin überzeugt, daß sie nichts Verdächtiges bemerkt hat.«
    »Kannst du dafür garantieren, daß sie Sarip nicht bemerkt hat?«
    »Ich habe so laut geschrien und im Park nach ihr gerufen, daß ich bestimmt jedes Geräusch im Umkreis von einem Kilometer übertönt habe. Sie hat mich sofort bemerkt und sah überhaupt nicht erschrocken aus. Eher nachdenklich. Seit Sarip auf der Suche nach ihr war, habe ich mich bemüht, ständig in ihrer Nähe zu sein. Einerseits, um sie vor diesem Verrückten zu schützen, andererseits um herauszubekommen, ob sie nicht doch was von ihm mitbekommen hat. Nein, sie ist absolut ruhig, sie hat keine Angst im Dunkeln, nicht mal instinktiv, sie fürchtet sich weder allein in unbeleuchteten Fluren noch spät nachts im Park. Wenn sie auch nur irgend etwas beunruhigen würde, und sei es auch nur unbewußt, das hätte ich gemerkt.«
    »Klingt ja überzeugend. Ich habe ihr Zimmer durchsucht, nichts, was auf ein Interesse an uns hindeutet. Semjon!«
    »Was?« Semjon zuckte zusammen.
    »Mir scheint, da ist noch irgend etwas. Na los, rück schon raus damit.«
    Kotik machte sanft Druck, doch er war schon leicht gereizt. An Semjons Gesicht sah Kotik, daß er zur rechten Zeit und am rechten Ort angesetzt hatte.
    Semjon klappte zusammen und gestand den Mord an Wasilij Gruschin, den er so lange verschwiegen hatte.
    »Wie konntest du es wagen, uns nichts davon zu sagen, du Bastard?« Kotik schnurrte jetzt nicht mehr zart, er fauchte. »Schlägst einem Menschen den Schädel ein und sagst vier Monate lang kein Wort. Lynchen wäre noch zu mild für dich!«
    »Er ist uns zu nah gekommen. Er hatte von Makarow erfahren . . .«
    »Von wem hat er es erfahren? Hast du das wenigstens noch aus ihm herausgekriegt, bevor du ihm eins auf die Rübe gegeben hast? Idiot!«
    »Dazu war keine Zeit mehr. Er schlich um den Pavillon herum, ausgerechnet als Vera herauskam, und er fragte sie, ob hier nicht ein Makarow wohne. Ich hatte Glück, weil ich noch hinunterging, um die Tür hinter ihr zuzumachen, und da habe ich das Gespräch mitgehört. Was sollte ich denn machen? Ich sagte, Makarow – das sei ich, dann bat ich ihn herein und . . . Verschwinden lassen konnte ich ihn nirgends, ich mußte ihn einfach draußen liegenlassen.«
    »Na, wenigstens hat dein Verstand dazu gereicht, ihn nicht verschwinden zu lassen. Wenn den jemand geschickt hat, und höchstwahrscheinlich waren das die Bullen, dann hätten die alles auf den Kopf gestellt, falls er verschwunden gewesen wäre. Doch so, falls wir Glück haben, haken sie es vielleicht als Schlägerei unter Besoffenen ab. Aber ganz egal, Semjon, so etwas hättest du nicht verheimlichen dürfen. Wenn er geschnüffelt hat, dann heißt das, wir haben Spuren hinterlassen, haben irgendwem Grund zur Beunruhigung gegeben. Wir fühlen uns sicher, doch in Wirklichkeit hat uns schon vier Monate lang jemand auf dem Kieker. So sieht’s aus. Du mußt aus der STADT verduften. Und du auch, Chemiker. Ich selber kann nicht weg, weil ich ein Angestellter des Sanatoriums bin, in dem ein Verbrechen verübt wurde. Ich muß hier bleiben, um keinen Verdacht zu erregen.«
    »Und was soll ich machen?« meldete sich Damir zu Wort. »Ich habe eine ganze Woche gebucht und allen erklärt, ich hätte hier genau eine Woche zu tun. Da kann ich doch nicht nach drei Tagen wieder fahren!«
    »Was dich angeht, bin ich noch unentschlossen. Heute abend gebe ich dir Bescheid. Und jetzt Abflug.«
    Kotik wartete, bis alle gegangen waren, dann setzte er sich zusammengekauert aufs Bett und zerriß gedankenversunken das Blatt Papier, auf dem sorgfältig in Spalten Preference-Punkte eingetragen waren für den Fall, daß jemand hereingekommen wäre. Dann fischte er aus der

Weitere Kostenlose Bücher