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Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Endlich hörte Nastja mit Erleichterung die ihr bekannte Stimme in der Leitung.
    »Guten Tag, Eduard Petrowitsch«, sagte sie vorsichtig. Sie rechnete damit, ihn diskret an sich und das Versprechen erinnern zu müssen, das er ihr vor einem Jahr gegeben hatte. Doch Denissow erkannte ihre Stimme sofort.
    »Anastasija!« rief er freudig aus, »Kindchen, wenn Sie wüßten, wie ich mich freue, Sie zu hören!«
    »Und ich freue mich, daß Sie mich nicht vergessen haben«, antwortete Nastja.
    »Was halten Sie von mir?« empörte sich Denissow aufrichtig. »Man kann mir vorwerfen, was man will, aber nicht, daß ich undankbar bin und meine Freunde vergesse. Und Sie, Anastasija, kann man sowieso nicht vergessen.«
    »Sie schmeicheln mir, Eduard Petrowitsch«, lachte Nastja.
    »Nicht im geringsten. Sie wissen einfach nicht, was Sie wert sind. Sie sind noch sehr jung und achten deshalb zuviel auf unwichtige Dinge, auf solche wie äußere Schönheit und dergleichen. Ich hingegen bin alt und kann den wahren Wert eines Menschen einschätzen. Was kann ich also für Sie tun?«
    »Eduard Petrowitsch, ich brauche ein paar Leute hier in Moskau.«
    »Wofür?«
    »Ist das von Bedeutung?«
    »Natürlich. Ich muß wissen, um welche Aufgabe es sich handelt, um welches Fachgebiet, sozusagen.«
    »Um Außenobservation.«
    »Ich habe verstanden. Wie viele Leute brauchen Sie?«
    »Um wie viele kann ich Sie bitten?«
    »Anastasija, bitte ärgern sie mich nicht«, lachte Denissow. »Wie viele brauchen Sie? Dreißig? Fünfzig? Hundert?«
    »Nein, Gott bewahre, fünf, sechs Leute.«
    »Seien sie nicht so bescheiden, Kindchen. Sind zehn Mann genug?«
    »Mehr als genug.«
    »Wird technische Ausrüstung gebraucht?«
    »Unbedingt. Damit alles so ist wie in den besten Häusern von Paris und Wien.«
    »Wann soll ich die Leute schicken?«
    »Je früher, desto besser. Geht es morgen?«
    »Stellen Sie mir keine Fragen, meine Liebe, stellen Sie Forderungen. Wie ich sie erfülle, ist meine Sache. Wann stehen Sie morgen auf?«
    »Morgen ist Samstag, also etwas später als sonst. So gegen neun.«
    »Um halb zehn wird man Sie anrufen. Haben sie noch die alte Telefonnummer?«
    »Ja.«
    »Morgen ab halb zehn stehen Ihnen zehn Leute mit entsprechender technischer Ausrüstung zur Verfügung.«
    »Eduard Petrowitsch, ich bete Sie an!« sagte Nastja mit aufrichtiger Dankbarkeit.
    »Ich Sie auch, Kindchen. Und ich stehe weiterhin in Ihrer Schuld. Das, worum Sie gebeten haben, ist nicht der Rede wert. Mein Versprechen an Sie behält unverminderte Gültigkeit. Ich wünsche Ihnen Glück.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln legte Nastja den Hörer auf. Ab morgen würde diese Dascha Sundijewa unter Beobachtung stehen. Gut möglich, daß dabei nichts herauskommen würde. Aber immerhin gab es die Diebstähle und die Überfälle. Und den jungen Mann in der braunen Lederjacke mit dem blauroten Sticker am Kragen und der eingerissenen Tasche. Und außerdem war da noch etwas anderes, das Nastja beschäftigte. Sie wollte versuchen, noch einen weiteren Tatbestand aufzuklären. Und sollte ihr jemand vorwerfen, daß sie persönliche Neugier auf fremde Kosten befriedigte, konnte sie guten Gewissens sagen, daß ihr intellektuelles Vergnügen den Staat keine einzige Kopeke kostete. Für alles würde Denissow aufkommen. Und das war ihre Privatangelegenheit, darüber war Anastasija Kamenskaja niemandem Rechenschaft schuldig.
    5
    Der Mann schloß seinen weißen Shiguli ab und betrat schnellen, federnden Schrittes das eindrucksvolle Gebäude im Südwesten Moskaus. Er ging am Pförtner vorbei und eilte leichtfüßig über die Treppe in den vierten Stock hinauf, wo sich sein Büro befand. Er schloß die Tür seines Büros von innen ab, zog seine Uniform an und hängte seine Zivilkleider akkurat in den Schrank. Er schloß die Tür wieder auf, öffnete das Oberlicht des Fensters, holte einige Akten aus dem Safe und begann zu arbeiten.
    Der Major aus der Stabsabteilung steckte seinen Kopf durch die Tür.
    »Genosse General, ich möchte Sie an die Dienstvorbereitung um fünfzehn Uhr dreißig erinnern.«
    »Ist gut«, antwortete der General, ohne den Blick von den Akten zu heben.
    Er hatte nicht vor, an der Dienstvorbereitung teilzunehmen. In den letzten Wochen hatte sich eine Menge Arbeit angesammelt, er mußte den Berg dringend abarbeiten, um sich danach wieder ausschließlich Jerochin widmen zu können.
    Wie hatte es dazu kommen können, daß er, General Wladimir Vakar, hinter einem

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