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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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neben einem Obst- und Gemüsekiosk stehen.
    »Bitte entschuldigen Sie mich, Viktor hat mich gebeten, ein wenig einzukaufen«, sagte er. »Er war sich sicher, dass er heute spätestens ab sieben Uhr frei sein würde und alles selbst vorbereiten könnte, aber diese Besprechung hat alle seine Pläne durchkreuzt.«
    Er wählte Trauben aus, einige Mango, Bananen und große, leuchtende Orangen. Larissa quittierte es mit Wohlwollen. Offenbar war Derbyschew kein schlechter Kerl, er legte Wert darauf, das Treffen mit einer Frau angenehm zu gestalten, auch wenn es das erste und letzte sein sollte. In ihr blitzte der heimliche Gedanke auf, dass sich auf diese ungewöhnliche Weise vielleicht eine Affäre entwickeln würde. Natürlich hatte ihre Begegnung mit Derbyschew einen ganz anderen Grund, aber man konnte nie wissen . . .
    Es war tatsächlich nicht weit bis zu Derbyschews Wohnung, in etwa zehn Minuten erreichten sie ein mehrstöckiges Wohngebäude und fuhren mit dem Lift in die zweite Etage. Alik holte den Schlüssel aus der Hosentasche und schloss die Wohnungstür auf.
    »Bitte treten Sie ein«, sagte er. »Viktor bittet um Verzeihung, wenn etwas nicht in Ordnung ist, er war schon zwei Wochen nicht mehr hier.«
    »Wohnt er denn nicht hier?«, fragte Larissa erstaunt.
    »Im Moment nicht. Viktor hat noch eine zweite Wohnung, die gerade renoviert wird, und vorübergehend hält er sich dort auf, um die Handwerksarbeiten unter Kontrolle zu behalten. Sie wissen ja selbst, wie es ist, wenn man die Handwerker sich selbst überlässt. Am Ende hat man den Schaden.«
    Larissa atmete erleichtert auf. So war das also. Jetzt passten die Dinge wieder besser zusammen. Vielleicht war die Frau, die er vor kurzem mit nach Hause gebracht hatte, gar keine Geliebte, sondern einfach eine Verwandte, die ihm beim Aufräumen und Putzen half. Während einer Wohnungsrenovierung gab es ja immer viel Arbeit.
    Sie inspizierte mit interessiertem Blick die Wohnung. Nicht schlecht, dachte sie, gar nicht schlecht. Gepflegt, ordentlich, geschmackvoll. Alik bat sie, es sich bequem zu machen, und ging selbst in die Küche. Larissa setzte sich auf das weiche Velourssofa und versuchte, sich zu sammeln. Immerhin stand sie vor keiner leichten Aufgabe: Sie musste sich in das Vertrauen eines Fremden einschleichen und ihn dazu bringen, dass er ihr von seiner verstorbenen Frau erzählte.
    An der Wand gegenüber dem Sofa hing eine große, gerahmte Fotografie von Derbyschew: Er stand neben einem zweiten Mann, beide trugen Reitdress und hielten Pferde am Zaum. Der zweite war Larissa gut bekannt. Ein prominenter Politiker, ein Abgeordneter der Staatsduma, der fast täglich im Fernsehen zu sehen war. Solche Bekanntschaften pflegte Viktor Alexandrowitsch also.
    Larissa Tomtschak warf ihre Schuhe ab, schlug die Beine auf dem Sofa unter und kehrte in Gedanken zum Grund ihres Hierseins zurück: zu Strelnikow. Sollte sich heraussteilen, dass er nicht Natascha Zukanowas Vater war, dann konnte es immer noch so gewesen sein, dass er in jener Silvesternacht während der Vergewaltigung daneben gestanden und zugesehen hatte, ohne dem armen, absichtlich betrunken gemachten Mädchen zu helfen. Es durfte sich nur nicht herausstellen, dass Tomtschak der Schuldige war. In jedem anderen Fall würde Larissa Strelnikow, diesem charmanten Despoten, den Hals brechen, diesem egoistischen Tyrann, dessentwegen sie schon so viele Tränen vergossen hatte.
    Der eigenwillige, feminine Alik klapperte in der Küche mit dem Geschirr, im Zimmer war es warm und gemütlich, und Larissa fühlte sich in dieser fremden Wohnung plötzlich ungewöhnlich wohl. Ihr stand ein Abend in der Gesellschaft eines gut aussehenden, eleganten Mannes bevor, der um sie werben, ihr Komplimente machen und sie mit Champagner bewirten würde. Sie hatte schon lange nicht mehr geflirtet und dachte mit Genuss an die bevorstehende Begegnung.
    »Larissa, darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
    »Ja, gern«, rief sie, »aber bitte etwas Leichtes.«
    Eigentlich wollte sie gar nichts trinken, aber sie wusste, dass sie hübsch wurde, wenn sie Wein trank, ihre Augen begannen zu glänzen, die Wangen bedeckten sich mit einem zarten, verjüngenden Rosa. Sie merkte plötzlich, dass ihr ein Bein eingeschlafen war, und veränderte ihre Position, um sich bequemer auf dem Sofa einzurichten. Sie musste sich mit einer Hand an einem Polster abstützen, aber die Hand rutschte an dem glatten Velours ab und glitt in den Spalt zwischen zwei

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