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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Mädchen in der Türkei zugestoßen war, war in ihren Augen nicht nur die hinterhältige Mila verantwortlich, sondern auch Strelnikow.
    Manchmal trafen Larissa und Anna sich zu einer gemeinsamen »Entspannungskur«, wie sie es selbst nannten. Die Entspannung bestand darin, dass sie einander Gesichtsmassagen machten, sich gegenseitig die Haare und Wimpern färbten, die Augenbrauen zupften und Schönheitsmasken auflegten. Auch heute widmeten sie sich wieder ihrer Schönheitspflege und Verjüngung. Sie hatten den Schlamm aus dem Toten Meer bereits von ihren Gesichtern abgewaschen, eine dicke Schicht Nährcreme aufgetragen und sich hingelegt, um die Creme einziehen zu lassen. Sie wussten inzwischen, dass Mila Schirokowa ermordet worden war, aber sie sprachen höchst vorsichtig über dieses Thema, wie jemand, der vor jedem Schritt den Boden unter seinen Füßen abtastet.
    »Was meinst du, Anna, ist es sehr schlimm, dass sie mir überhaupt nicht Leid tut?«, fragte Larissa.
    »Aber nein«, erwiderte Anna gleichgültig, »warum sollte sie dir Leid tun? Ein schönes Raubtier, das alles verschlingt, was ihm vor die Zähne kommt. Sie hat es nicht anders verdient, sie war ein Flittchen.«
    »Glaubst du, dass einer ihrer zufälligen Liebhaber sie umgebracht hat?«
    »Bestimmt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es ein zufälliger Liebhaber war.«
    »Willst du damit sagen, dass . . .?«
    Larissa richtete sich vor Erstaunen auf dem Sofa auf und starrte ihre Freundin an, die nach wie vor mit geschlossenen Augen dalag, mit einem Ausdruck sorglosen Friedens im cremeglänzenden Gesicht.
    »Mir ist klar, was du jetzt denkst, Lara, aber wer weiß, wie viele ständige Liebhaber dieses Weibsstück neben Strelnikow hatte. Vielleicht war es irgendein Türke, den sie ausgenommen hat. Erinnere dich daran, was Ljuba erzählt hat. Oder es war einer, mit dem sie vor Strelnikow zusammen war. Aber ich neige zu der Annahme, dass es genau der war, an den du eben gedacht hast.«
    »Nun ja, Gott allein kennt die Wahrheit«, erwiderte Larissa und streckte sich wieder bequem auf dem Sofa aus. »Jedenfalls ist es ein folgerichtiges Ende.«
    »Unsere Männer werden das nicht überleben«, sagte Anna, nach wie vor völlig gleichmütig. »Er ist für sie das Licht am Ende des Tunnels. In ihren Augen ist er immer im Recht, was er auch tut. Wenn man anfängt, sie zur Miliz vorzuladen, werden sie ihn mit Zähnen und Klauen verteidigen.«
    Eine Weile lagen die Frauen schweigend da und dachten über das nach, worüber sie eben in Anspielungen und Andeutungen gesprochen hatten. Dann meldete sich Anna wieder zu Wort.
    »Lara, wann ist Ljuba zu ihren Eltern zurückgekehrt?«
    »Letzte Woche. Warum?«
    »Heißt das, dass sie am Montag nicht mehr bei dir war?«
    Larissa richtete sich abrupt auf und warf einen durchdringenden Blick auf Anna, die immer noch mit geschlossenen Augen dalag.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Vorläufig nichts. Warum regst du dich so auf?«
    »Wie kannst du nur so etwas denken!«, sagte Larissa scharf. »Das ist völlig ausgeschlossen. Ljuba ist zu so etwas nicht fähig.«
    »Ja, wahrscheinlich«, erwiderte Anna in unverändert gleichmütigem Tonfall. »Sie ist kein rachsüchtiger Charakter, nicht wahr?«
    »So ist es. Du hast völlig Recht, Anna, sie ist kein rachsüchtiger Charakter. Sie duldet, weint und schweigt. Ich habe mich in diesen Wochen hinreichend von ihrer Wehleidigkeit überzeugen können, das kannst du mir glauben.«
    »Sicher, Lara, sicher, ich zweifle nicht daran. Aber für die Miliz wird sie ein gefundenes Fressen sein, das musst du zugeben. Mila ist schließlich mit dem ganzen gemeinsam verdienten Geld verschwunden und hat nicht einmal für ihre Unterkunft bezahlt. Und dann hat sie Ljuba den zukünftigen Ehemann ausgespannt. Du musst zugeben, dass das schwer wiegende Motive sind.«
    »Ich kann daran nichts Besonderes erkennen. Die beiden sind zusammen in die Türkei geflogen, um dort zu arbeiten, und wurden betrogen. Dann haben sie versucht, das Geld für die Rückkehr nach Moskau zu verdienen. Ihre Wege haben sich getrennt, jede hat auf ihre Art gearbeitet und verdient. Und die Liebe . . . nun ja, die Liebe ist ein zerbrechliches Ding. Heute ist sie noch da und morgen schon nicht mehr. Auch Ljuba hat ja Strelnikow einst seiner Frau weggenommen. Sie hat mit einer anderen genau dasselbe gemacht wie Mila mit ihr. Insofern sehe ich keinen Grund zu Abrechnungen zwischen den Mädchen, sie schulden einander nichts. Habe ich

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