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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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unwahrscheinlich köstlichen Krautwickeln voll.
    »Tanja, du bist mein Traum«, sagte sie mit vollem Mund. »Du bist nicht nur eine ausgezeichnete Untersuchungsführerin und eine begabte Schriftstellerin, sondern auch noch eine gute Köchin. Und außerdem eine schöne Frau. Dir werde ich nie das Wasser reichen können. Ich kann nur deine Krautwickel essen und vor Neid sterben.«
    »Übertreib nicht«, lachte Tatjana, »davon, dass ich gut kochen kann, hat niemand etwas. In Petersburg kocht meine Schwägerin, und hier spiele ich nur die vorbildliche Hausfrau für Stassow. Aber er weiß genau, dass es nur Schein ist. Ich habe für das Kochen weder Zeit noch Kraft. Und was die Schönheit betrifft, so ist auch die eine optische Täuschung. Ich will einfach schön sein, für mich ist das wichtig, und deshalb gebe ich mir Mühe. Und du willst nicht schön sein und gibst dir darum auch keine Mühe. Hör auf, mir die Ohren voll zu blasen, lass uns lieber über Strelnikow reden. Soll ich dir noch nachlegen?«, fragte Tatjana mit einem Blick auf Nastjas im Nu geleerten Teller.
    »Nein danke, ich platze gleich. Und ich wüsste nur allzu gern, warum Strelnikow Tomtschak auf seiner Datscha besucht hat.«
    »Vielleicht hat er in dieser schweren Situation die Nähe seines Freundes gesucht«, schlug Tatjana als Erklärung vor.
    »Tanja, erinnere dich daran, was er diesem Freund angetan hat, als er Knall auf Fall den Fonds verließ. Ich habe dir doch das Band mit dem Gespräch zwischen Korotkow und Larissa Tomtschak vorgespielt.«
    »Offenbar ist Strelnikow von der absoluten Ergebenheit seines Freundes überzeugt. So schlecht es mir auch ginge, ich könnte mich nie dazu entschließen, mit meinem Schmerz zu einem Menschen zu gehen, dem ich so übel mitgespielt habe. Auch wenn ich keine Skrupel hätte, würde ich mir sagen, dass so ein Mensch, anstatt mir beizustehen, anfangen würde, mir Vorwürfe zu machen und mit mir zu streiten. Du hast Recht, er ist nicht deshalb zu Tomtschak gegangen. Und es will sicher auch etwas heißen, dass Tomtschak im Gespräch mit Korotkow von Ljuba Sergijenko erzählt hat, während er sich in der Unterhaltung mit mir eindeutig vor diesem Thema gedrückt hat. Wahrscheinlich hat Strelnikow ihn in der Zwischenzeit entsprechend bearbeitet. Und jetzt werden die Freunde einmütig schweigen, wenn es um die Liebesangelegenheiten ihres Chefs geht, um seinem Ruf nicht zu schaden.«
    »Das werden sie tun«, seufzte Nastja, »aber ich fürchte, es geht hier um noch mehr.«
    Tatjana hob ihren Blick von der dampfenden Tasse Tee und sah Nastja aufmerksam an. Sie war eine erfahrene Untersuchungsführerin und verstand ohne Worte, was Nastja sagen wollte.
    »Wird der Untersuchungsführer dich verstehen?«, fragte sie.
    »Ich hoffe. Kostja Olschanskij ist ein guter Mensch.«
    »Aber es ist nicht sein Beruf, ein guter Mensch zu sein.«
    »Sicher, aber er vertraut mir und ist zugänglich für logische Argumente. Wir Ermittler folgen gewöhnlich unserer Intuition, während ein Untersuchungsführer sich nur auf Fakten verlassen darf. Aber gewöhnlich ist er trotzdem offen für vernünftige Überlegungen.«
    Nastja zog das Telefon zu sich heran und wählte schnell Olschanskijs Nummer.
    »Ich bin es, Konstantin Michajlowitsch. Soeben hat sich herausgestellt, dass Strelnikow am Freitag bei Tomtschak auf der Datscha war . . . Ich weiß es nicht . . . Genau das meine ich auch . . . Ja? Gut, ich werde darüber nachdenken.«
    Sie legte den Hörer auf und goss sich schweigend eine Tasse Kaffee ein. Tatjana beobachtete sie belustigt, während sie die Krautwickel aus dem Topf nahm und in eine tiefe Pfanne schichtete.
    »Wetten, dass ich weiß, was der Untersuchungsführer dir gesagt hat? Er hat dich aufgefordert, dir irgendeine Mär für den Staatsanwalt auszudenken, damit er euch erlaubt, eine Hausdurchsuchung auf Tomtschaks Datscha durchzuführen. Habe ich Recht?«
    »Ja. Du bist schrecklich scharfsinnig.«
    »Ach was, Untersuchungsführer sind doch einfach alle gleich«, lachte Tatjana. »Ich hätte an seiner Stelle genau dasselbe gesagt. Denn wenn jemandem auf der Welt das Wort Intuition fremd ist, dann einem Staatsanwalt. So sehr ich den Ermittlern, die mit mir arbeiten, auch vertraue, mich auf ihre Professionalität, ihre Erfahrung und Intuition verlasse, das alles nutzt mir nichts, wenn ich irgendeine Genehmigung vom Staatsanwalt brauche. Wenn ich zu ihm gehe, lasse ich das Häufchen meines Vertrauens auf dem Schreibtisch liegen

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