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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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dem Alten Mathischen Zeitalter. Damals war es ein unbedeutendes Fürstentum. Wurde im Lauf der Zeit zwischen
verschiedenen Reichen hin und her gestoßen. Als Könige und Fürsten aus der Mode kamen, geriet es in die Hand eines privaten Eigentümers oder einer Treuhandschaft. Als sie wieder in Mode kamen, wurde wieder ein Fürst oder Baron oder Ähnliches eingesetzt. Doch vor neunhundert Jahren wurde es von einer privaten Stiftung gekauft – das ist so etwas wie ein Dotat. Und sie müssen Verbindungen zur mathischen Welt gehabt haben …«
    »Weil die Ausgrabung von Orithena – der neue Konzent, den wir gestern gesehen haben – von ihnen gefördert wurde?«
    »Gefördert oder so etwas Ähnliches«, sagte Sammann.
    »Eine einzige Apert – zehn Tage – ist nicht lang genug, um ein so großes Projekt zu organisieren«, hob ich hervor. »Dieses Dotat muss seine Pläne über eine lange Zeit ausgearbeitet haben.«
    »So schwer ist das nicht«, sagte Cord. »Die Unarier haben ein Mal im Jahr Apert. Mit ihnen zu sprechen ist leicht. Manche graduieren und werden Zehner. Von denen werden manche Hunderter und so weiter. Wenn diese Burschen 2800 angefangen haben, daran zu arbeiten, konnten sie bis zur Millenarischen Konvox im Jahr 3000 überall Unterstützer haben, außer in den Tausendermathen.«
    Cords Szenario behagte mir nicht so recht, weil es hinterlistig klang, aber den von ihr dargestellten Sachverhalt konnte ich nicht bestreiten. Was mich daran störte, war vermutlich, dass wir, die Avot, uns gerne für die einzigen langfristig Denkenden hielten, die einzigen, die in der Lage waren, über Jahrhunderte hinweg Pläne zu schmieden, und ihr Szenario sah ein Dotat vor, in dem die säkulare Welt den Spieß umdrehte.
    Vielleicht hegte Sammann ähnliche Gefühle. »Genauso gut hätte es umgekehrt gelaufen sein können«, sagte er.
    »Was?«, rief ich aus. »Willst du damit sagen, dass ein Haufen Avot ein Dotat in der säkularen Welt geschaffen hat, um ihnen eine Insel zu kaufen? Das ist unerhört.«
    Doch wir alle wussten, dass Sammann den Schlagabtausch gewonnen hatte, denn er war entspannt, zufrieden. Ich war verärgert und aus dem Gleichgewicht geraten. Hauptsächlich, weil alles sich so gut in das einfügte, was ich in den vergangenen Wochen über die Stammlinie erfahren hatte.
    Dennoch schienen alle noch auf eine Antwort von mir zu warten. »Wenn es so ist, wie du sagst, Sammann, dann wissen sie – wer immer sie sind -, ohnehin, dass wir hier sind. Ich glaube, wir sollten
die direkte Annäherung wählen. Hinunterfahren. Dann werde ich einfach zum Tor hinaufgehen, anklopfen und mein Anliegen vorbringen.«
    Daraufhin sprangen wir alle auf und machten uns für den Tag fertig, bis auf Gnel, der sich einfach Sammann an die Fersen heftete. »Es muss doch mehr Informationen darüber geben, welche Art von Einheit die Insel gekauft hat. Ich meine, komm schon, wie viele Dinge auf der Welt haben die letzten neunhundert Jahre überdauert?«
    »Eine ganze Menge«, sagte Sammann. »Zum Beispiel gibt es diese Arch, der du angehörst, schon etwas länger …« Er drehte sich um und suchte mit dem Blick Gnels Gesicht. »Das ist doch dein Gedanke, oder? Du glaubst, dass das eine Art religiöse Institution ist, nicht wahr?«
    Gnel war ein wenig bestürzt und schien einen Rückzieher zu machen. »Ich sage nur, dass Geschäfte sich nicht so lange halten.«
    »Von da zu der Annahme, Ekba werde von einer geheimen Arch betrieben, ist es aber noch eine ganz schöne Strecke.«
    »Wenn ich Avot offen durch die Straßen der Stadt gehen sehe«, erwiderte Gnel, »sagt mir das, dass wir uns über normale Erklärungsversuche hinaus ›strecken‹ müssen.«
    »Wir haben Avot in den Straßen von Mahsht gesehen. Vielleicht sind die hier gerade evoziert worden oder so«, mischte Yul sich ein.
    Ich glaube, das erschien niemandem von uns – Yul eingeschlossen – plausibel, und es brachte uns in eine Sackgasse. »Viele Avot«, sagte ich, »vor allem prokisch/faanische, sind ohnehin der Meinung, dass der Glaube an die Hyläische Theorische Welt streng genommen eine Religion ist. Und ich habe Grund anzunehmen, dass die Avot dort unten in Orithena den äußersten Rand der HTW-Gläubigen bilden. Ob es eine religiöse Gemeinschaft ist oder nicht, hängt letztlich davon ab, wie du deine Bedingungen definierst.« Beim letzten Teil des Satzes geriet ich etwas ins Stocken, denn ich stellte mir vor, wie Orolo mich ebnen würde, wenn er sphenisches Geschwätz von

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