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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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irgendetwas unternehmen, da den Geiseln allmählich die Luft ausging. Entweder das oder auf dem Spulo zusehen, wie ihre Leute starben.«
    »Sie hatten also fürchterliche Angst.«
    »Ja«, sagte Ala, »ich glaube schon. Oder vielmehr, sie standen unter Schock. Weil sie eine Zeitlang geglaubt hatten, sie hätten uns in Tredegarh festgesetzt, das sie zudem infiltriert hatten. Dann haben du und deine Freunde Jules Verne Durand entlarvt, womit sie ihre Augen und Ohren am Boden verloren. Im selben Augenblick hat sich die Konvox – zusammen mit sämtlichen anderen großen Konzenten – in den Antischwarm aufgelöst.«

    »Das war eine großartige Idee! Wer hat sich das ausgedacht?«
    Sie errötete und unterdrückte ein Lächeln, doch dass ich die Aufmerksamkeit auf sie lenkte, gefiel ihr nicht, und so fuhr sie fort: »Sie haben richtig Angst vor den Tausendern – den Inkantoren – und müssen bemerkt haben, dass sämtliche millenarischen Mathe geräumt worden waren. Wo waren alle diese Tausender hingegangen? Was brüteten sie aus? Dann der Start der zweihundert Raketen. Sehr beunruhigend. Eine Menge Daten zu verarbeiten. Unmengen von unbekannten Flugobjekten zu überwachen. Sie meinen, sie sehen ein Schiff – es fliegt in die Luft – sie glauben, sie seien einem Geschoss ausgewichen. Doch ein paar Tage später erfolgt aus dem Nichts dieser schreckliche und verheerende Angriff auf ihre wichtigste strategische Waffe. Noch zwei Tage danach können sie an nichts anderes denken – sie machen sich schreckliche Sorgen über die in diesem Vertex eingeschlossenen Geiseln. Und damit nicht genug, gelingt es auch noch ein paar anderen Kerlen in schwarzen Anzügen, sich Zutritt zum Schiff zu verschaffen, und sie scheitern nur daran, dass sie die Luft nicht atmen können …«
    »Sie haben uns für einen zweiten Trupp von Thalern gehalten?«
    »Was würdest du denn an ihrer Stelle denken? Und am meisten Sorgen machte ihnen, glaube ich, dass sie nicht wissen konnten, wie viele noch da draußen waren. Vielleicht waren ja noch hundert von euch mit noch mehr Waffen unterwegs. Folge des Ganzen war jedenfalls, dass sie …«
    »Dass sie beschlossen haben zu verhandeln.«
    »Ja. Vierseitige Gespräche zwischen dem Sockel, dem Fulcrum und den Magisterien in die Wege zu leiten.«
    »Verzeihung, was war das Letzte?«
    »Die Magisterien.«
    »Und das heißt …?«
    »Das hat sich ergeben, nachdem ihr Arbre verlassen hattet. Ein Magisterium ist die Säkulare Macht. Das andere ist die Mathische Welt – inzwischen der Antischwarm. Die beiden zusammen – nun ja …«
    »Regieren die Welt?«
    »So könnte man sagen.« Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls so lange, bis wir uns ein besseres System einfallen lassen.«
    »Du, Ala, gehörst nicht zufällig zu den Leuten, die derzeit die Welt regieren?«

    »Ich bin hier, oder?« Sie wusste meinen Humor nicht zu schätzen.
    »Als Mitglied der Delegation?«
    »Um Mäuschen zu spielen. Als Beraterin. Und dass man mich mitgenommen hat, liegt nur daran, dass das Militär mich mag. Die finden mich gut.«
    Ich war drauf und dran, eine bessere Erklärung anzubieten, nämlich die, dass ihr die erfolgreiche Mission zu verdanken war, auf die sie Zelle 317 geschickt hatte, aber sie sah es mir an und wandte den Blick ab. Sie wollte nicht, dass das ausgesprochen wurde. »Wir sind vier Dutzend«, sagte sie hastig. »Wir haben Ärzte mitgebracht. Sauerstoff.«
    »Essen?«
    »Natürlich.«
    »Wie seid ihr hierhergekommen?«
    »Geometer sind heruntergekommen und haben uns abgeholt. Sowie wir die Daban Urnud erreicht hatten, sind wir natürlich geradewegs hierhergekommen.«
    »Hmm«, überlegte ich, »ich hätte das Thema Essen nicht zur Sprache bringen sollen.«
    »Hast du Hunger?«, fragte sie, als wäre es verwunderlich, wenn das der Fall wäre.
    »Und ob.«
    »Warum hast du denn nichts gesagt – wir haben fünf Körbe mit dem absolut besten Essen für euch mitgebracht!«
    »Wieso fünf?«
    »Für jeden von euch einen. Jules natürlich nicht mitgerechnet – er schlägt sich den Bauch voll, seit er hier ist.«
    »Aha. Würdest du, nur zum Beweis, dass ich keinen Hirnschaden habe, die fünf bitte nennen?«
    »Du, Lio, Jesry, Arsibalt und Sammann.«
    »Und – was ist mit Jad?«
    Sie war so entsetzt, dass meine sozialen Instinkte die Oberhand über meinen Verstand gewannen und ich klein beigab. »Tut mir leid, Ala, aber ich habe eine Menge komischer Sachen erlebt, und mein Gedächtnis ist ein bisschen

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