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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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gebracht, dass es unklug war, der anderen Seite des Konzents den Rücken zuzukehren.«
    »Allmählich begreife ich«, sagte ich. »Deshalb kann einer wie Arsibalt, wenn er zu den Reformierten Alten Faaniern geht, die ihn unbedingt haben wollen …«
    »Dort auf Anhieb wichtig werden.«
    »Mir ist aufgefallen, dass er beim Abendessen den Hauptgang serviert hat.« Das war eine normalerweise älteren Fraas vorbehaltene Ehre.
    »Er könnte EUG werden. Oder Hierarch. Vielleicht sogar Primas.
Und er könnte gegen manche der idiotischen Dinge vorgehen, die in der letzten Zeit passiert sind.«
    »Also sind diejenigen, die zu den Edhariern gegangen sind …«
    »Die Besten der Besten.«
    »Wie Jesry.«
    »So ist es.«
    »Wir werden euch Edharier abschirmen, euch an der politischen Front beschützen, damit ihr frei seid, das zu tun, was ihr am besten könnt«, sagte ich.
    »Äh, darum geht es im Wesentlichen – aber wen meinst du mit ›ihr‹ und ›wir‹?«
    »Das läuft eindeutig darauf hinaus, dass du morgen den Edhariern beitrittst und ich dem Neuen Zirkel.«
    »Das erwartet alle Welt. Es ist aber nicht das, was passieren wird, Raz.«
    »Hast du – mir einen Platz bei den Edhariern freigehalten ?«
    »Das ist eine schrecklich unverblümte Art, es auszudrücken.«
    »Ich kann nicht glauben, dass die Edharier so scharf auf mich sind.«
    »Sind sie nicht.«
    » Was?! «
    »Es ist nicht sicher, dass sie sich bei einer geheimen Abstimmung für dich und gegen mich entscheiden würden. Tut mir leid, Raz, aber ich muss ehrlich sein. Vor allem viele der Suurs möchten, dass ich den Edhariern beitrete.«
    »Warum treten wir ihnen nicht beide bei?«
    »Das gilt als unmöglich. Ich kenne die Einzelheiten nicht – aber zwischen Korlandin und Haligastreme wurde eine Übereinkunft getroffen. Das ist beschlossene Sache.«
    »Wenn die Edharier mich nicht wollen, warum diskutieren wir überhaupt darüber?«, fragte ich. »Hast du dieses Fässchen gesehen, das der Neue Zirkel für mich angezapft hat? Sie wollen mich unbedingt. Warum trete ich dann nicht einfach ihnen bei und du begibst dich in die liebende Umarmung der Schwestern des Edharierkapitels?«
    »Weil es nicht das ist, was Orolo will. Er sagt, er brauche dich als Teil seiner Mannschaft.«
    Das berührte mich so sehr, dass ich teils deswegen, teils wegen des Weins fast zu heulen anfing. Eine Zeitlang saß ich schweigend da.

    »Nun«, sagte ich, »Orolo weiß nicht alles, was vor sich geht.«
    »Wovon sprichst du?«
    Ich schaute mich um. Das Klostrum war für mein Gefühl zu klein und zu still. »Lass uns einen Spaziergang machen«, schlug ich vor.
    Danach sagte ich nichts mehr, bis wir auf der anderen Seite des Flusses im Mondschatten der Mauer dahinschlenderten, und dann erzählte ich ihr, was ich während des Voko getan hatte.
    »Tja!«, sagte sie nach langem Schweigen. »Damit ist sowieso alles entschieden.«
    »Womit ist was entschieden?«
    »Du musst zu den Edhariern gehen.«
    »Tulia, erstens weiß niemand außer dir und Lio davon. Zweitens wird mir vermutlich kein Plan einfallen, wie ich die Tafel da herausholen kann. Drittens wird sie vermutlich keinerlei brauchbare Information enthalten!«
    »Das ist alles nebensächlich«, spottete sie. »Du begreifst gar nicht, worum es mir geht. Was du getan hast, zeigt, dass Orolo recht hat. Du gehörst tatsächlich in seine Mannschaft.«
    »Und was ist mit dir? Wohin gehörst du, Tulia?«
    Diese Fragen waren ihr nicht angenehm. Ich musste sie noch einmal stellen.
    »Was in der Zehnten Nacht passiert ist, ist passiert. Wir alle haben Entscheidungen getroffen. Vielleicht werden wir uns später eines Besseren besinnen.«
    »Und inwiefern wird das als meine Schuld angesehen?«
    »Wen kümmert das?«
    » Mich . Ich wünschte, ich hätte aus dieser Zelle herunterkommen und es den Leuten ausreden können.«
    »Wie du über das alles denkst, gefällt mir nicht«, sagte sie. »Es ist, als wären wir anderen erwachsen geworden, während du da oben warst – und du nicht.«
    Das ließ mich wie angewurzelt stehen bleiben und eine Weile nach Luft ringen. Tulia ging noch zwei Schritte weiter, dann fuhr sie zu mir herum. »Inwiefern wird das als meine Schuld angesehen?«, äffte sie mich nach. »Wen kümmert das? Es ist erledigt. Vorbei.«
    »Es kümmert mich, weil es einen großen Einfluss darauf hat, wie ich von den übrigen Edhariern gesehen werde …«
    » Hör auf, darüber nachzudenken «, sagte sie, »oder behalt es wenigstens für

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