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Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Titel: Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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zu beeindrucken, sagte gelassen: „Also ich brauche keine Aufzugsplattform! Hundertachtzig Stufen sagt ihr Crydeol? Pah, die lauf ich doch mit Leichtigkeit hinauf!“ Natürlich würde auch er den Aufzug nehmen, aber Leeni durfte davon selbstverständlich nichts mitbekommen.
    „Du Angeber, das schaffst du doch nie!“, lachte sie, doch Cale grinste nur überlegen.
    „Warts ab! Du wirst schon sehen.“
    Nachdem sie die sieben steinernen Statuen passiert hatten und Leeni sich von Crydeol alle Namen der Könige hatte nennen lassen, erreichten sie den Hügel und die Tore von Synus.
    Noch vor dem Tor befahl Crydeol eine der Wachen den Großen Rat zusammen zurufen, nachdem diese das Tor geöffnet hatte.
    „Es wird eine Weile dauern, bis sich der Rat versammelt hat, deswegen schlage ich vor, jetzt gleich den Gedenkraum des Königs aufzusuchen, damit Cale sich den Pfeil ansehen kann“, sagte Crydeol und deutete zu einer breiten Treppe, die links neben dem Ratssaal weiter hinaufführte.
    Oben angekommen führte ein Gang sie weiter auf eine schwere Tür zu, vor der zwei Wachen standen. Einer der beiden war jener, der Jesta zu Bockelmanns Mühle begleitet hatte und es war ihm anzusehen, dass er sich über die Abwesenheit des Durandi wunderte. Nachdem sie ihren General begrüßt hatte und die Türe öffnete, schritten Crydeol, Renyan und die beiden Kinder in den dahinter liegenden Raum, dessen riesige Fenster im Westen mit tiefroten Vorhängen bedeckt waren. Der marmorne Boden war blank poliert und spiegelte den riesigen Kronleuchter wieder, der über ihnen an der gewölbten Decke hing. Von der Tür führte ein roter Teppich zu einem reich verzierten Altar und auf diesem lag in einer gläsernen Schatulle der Pfeil Noirils. Es war jener eine Pfeil, der tödliche Pfeil, der Jaldor aus seinem Leben gerissen hatte. Mit ernster Miene öffnete Crydeol nun die Schatulle, nahm den Pfeil aber nicht heraus, sondern trat einen Schritt zurück und bat den Jungen es selbst zu tun.
    Cale zog nun seinen Handschuh aus, atmete tief durch und griff nach dem Pfeil. Gleich darauf geschah etwas, das weder bei Cales Berührung mit Leenis Ring, noch bei der mit Crydeols Kette passiert war. Nachdem sich die Hand des Jungen um den Pfeil geschlossen hatte, verkrampften sich seine kleinen Finger schlagartig und auf seinem Gesicht lag nun ein Ausdruck blanken Entsetzens. Mit geschlossenen Augen und den Pfeil in der linken Hand, die jetzt unkontrolliert zitterte, stand er da und es schien, als ob er sich mit aller Macht gegen die Bilder in seinem Kopf wehren würde.
    Leeni wollte diesem Schauspiel nun ein Ende bereiten, doch Crydeol packte sie und hob sie in die Luft.
    „Lasst mich runter, seht ihr nicht, wie er leidet?“, schrie sie und versuchte sich zappelnd aus seinem Griff zu befreien. Aber Crydeol hielt ihr den Mund zu, drehte sich ein Stück zur Seite und beobachtete weiterhin den Jungen, der sich nun wie von Krämpfen gepackt zu Boden warf, ohne den Pfeil dabei loszulassen.
    „Crydeol, es reicht!“, rief Renyan und riss Cale den Pfeil aus der Hand. Sofort entspannten sich die Muskeln des kleinen Körpers und Cale starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke.
    Darauf biss Leeni so fest in Crydeols Hand, das dieser sie mit einem schmerzerfüllten Schrei zurückzog und das Talanimädchen losließ.
    „Cale! Cale kannst du mich hören? Sag doch was!“, rief sie und beugte sich über ihn.
    Einen Moment später bäumte sich Cale ruckartig auf und schnappte nach Luft, als hätte er die letzten Minuten unter Wasser verbracht.
    „Was sollte das!?“, fuhr Renyan den General an und half Cale wieder auf die Beine.
    „Es tut mir leid…ich wollte nur, dass er so viel wie möglich sieht“, stammelte Crydeol, als wäre ihm erst jetzt bewusst geworden, wie sehr er den kleinen Jungen gefordert hatte.
    „Ist schon gut“, hauchte Cale leise und stützte sich an Renyans Seite ab.
    „Was hast du gesehen?“, rief Crydeol und kniete vor dem Jungen nieder, der immer noch leicht taumelte und sich schließlich auf die Stufen des Altars setzte.
    „Vieles“, antwortete er erschöpft. „Dinge, die ich lieber gleich wieder vergessen würde.“
    „Lass ihn doch erst einmal zur Ruhe kommen!“, forderte Renyan und blickte zu Crydeol hinüber, dem es reichlich schwerfiel, dieser Bitte nachzukommen.
    „Ich habe eine dunkle Gestalt gesehen“, fuhr Cale fort. „Obwohl es eigentlich nur ein schwarzer Schatten war, der in ein grauenhaftes Kapuzengewand

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