Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
Bewohner?“
„Sachte, sachte mein junger Freund! Es freut mich ja, dass du so an meiner Reise interessiert bist, aber immer der Reihe nach.“
„Tut mir leid“, erwiderte Jesta höflich. „Aber ich habe noch nie jemanden getroffen, der Asmadar kennt.“
„Du brauchst dich für deinen Wissensdurst nicht bei mir zu entschuldigen. Nun, wie bereits gesagt, es ist schon viele Jahre her. Damals war ich natürlich noch um einiges jünger und auch körperlich in weit besserer Verfassung, als ich es heute bin. Aber wenn ich eins mit Sicherheit behaupten kann, dann das Asmadar wahrlich ein höchst mysteriöser und gefährlicher Ort ist. Und es sind nicht einmal die Kreaturen selbst die so gefährlich sind, sondern vielmehr die Landschaft, die einen umgibt. Asmadar ist durchzogen von zerklüfteten und rauen Felsketten, tiefen Abgründen und kargem Gestein, das so hoch in den Himmel ragt, das man sein Ende nur erahnen kann.“
„Aber irgendwie seid ihr ja dennoch weitergekommen, nicht wahr?“
„Das ist durchaus richtig, mein Freund. Aber nicht über die Felsen und Berge, sondern durch ein Labyrinth von Wegen und Gängen, die durch das Gestein führen. Die Wege ohne Wiederkehr habe ich sie genannt und sie wären mir fast zum Verhängnis geworden, wenn mich die weißen Wölfe nicht gerettet hätten.“
„Die Wölfe haben euch gerettet?“, fragte Jesta überrascht. „Wie kann das sein?“
„Nun, nachdem ich stundenlang durch das Labyrinth geirrt bin und mich allmählich meine Kräfte verließen, war es eigentlich Avakas, der mich gerettet hat. Er muss die Wölfe zu mir geführt haben, als er über die Felsen flog und mich gesehen hat. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich irgendwann vor Erschöpfung zusammengebrochen und in einer großen Höhle wieder zu mir gekommen bin.“
Jesta blickte nachdenklich zu Boden. Nun machte er sich doch Sorgen um Renyan, dem dieser mühselige Weg noch bevorstand. „Aber wenn ihr schon an den Wegen ohne Wiederkehr gescheitert seid, wie soll Renyan es dann schaffen?“
Candol lächelte kurz und hob einen seiner dünnen Zeigefinger.
„Weil Avakas ihn von Anfang an begleiten wird, deswegen. Er wird sein drittes Auge sein und ihn vom Himmel aus sicher durch das Labyrinth führen. Da Avakas nämlich ebenfalls aus Asmadar stammt, kennt er die Felsen und seine Wege nur zu gut und wird ihn sicher zu den Höhlen der weißen Wölfe bringen.“
„Und wie kam es, das Ziron und seine Wölfe euch kein Leid zugefügt haben? Habt ihr sie etwa mit Magie gefügig gemacht?“
Candol lehnte sich zurück in seinen Sessel und lachte. „Nein, mit Magie hatte das nichts zu tun. So recht erklären konnte ich es mir auch nicht. Vielleicht hat er gespürt, dass ich ihm und seinen Wölfen nicht schaden will, wer weiß? Aber ich denke, es war vielmehr sein Interesse an mir. Denn genauso groß wie mein Interesse an ihm war, schien auch seines an mir zu sein. Und so beobachtete er mich die erste Zeit auch nur, ohne dass irgendetwas geschah. Ich weiß nicht, wieso ich es tat, aber irgendwann stand ich auf und ging. Irgendetwas sagte mir, dass er mich gehen lassen würde. Und da sprach er zu mir.“
„Ziron hat mit euch gesprochen? Was hat er gesagt?“
„Warum habt ihr mein Reich betreten? Was führt euch hierher nach Asmadar? Das waren seine Worte. Daraufhin erzählte ich ihm die Gründe für meine Reise und er hörte aufmerksam zu. Nachdem ich meine Geschichte beendet hatte, sah er mich scharf an und sprach: Euer Eindringen in mein Reich sei euch vergeben. Doch dürft ihr es erst wieder verlassen, wenn ihr mir all die Dinge erklärt habt, die ich über euch und eure Rasse in Erfahrung bringen will. Und so tat ich es. Ganze zwei Tage blieb ich bei ihm und beantwortete jede Frage, die er mir stellte. Dann ließ er mich wie er es versprochen hatte gehen. Den ganzen Weg zurück hatte mich Avakas geführt und ist zu meiner eigenen Verwunderung bei mir geblieben und mir seitdem ein treuer Gefährte.“
Jesta rieb sich die Augen und versuchte ein Gähnen zu verbergen, um Candol nicht glauben zu lassen, dass ihn seine Erzählung langweilen würde. „Wie kommt es, dass Ziron unsere Sprache spricht?“
Candol nickte ihn bewundernd zu. „Da hat aber jemand aufgepasst!“, sagte er und lächelte. „Eine gute und logische Frage. Aber ich weiß selbst nicht, wie es ihm gelungen ist. Meiner Meinung nach ist es aber ein Beweis dafür, dass Ziron ein sehr mächtiges und weises Wesen ist. Vielleicht
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