Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
Wichtigeres zu tun als mich mit zwei zerfledderten, alten Krähen herumzuärgern! Also sprecht oder haltet eure stumpfen Schnäbel!“
„Stumpf!“, erwiderte Vallas mit einem verachtenden Unterton. „Wir sollten ihm zeigen, wie stumpf unsere Schnäbel wirklich sind, was meinst du, mein Bester?“
„Nein, noch nicht!“, antwortete Bassal. „Vielleicht ist der Mensch ja interessiert an unserem Wissen über das Labyrinth! Meinst Du nicht auch?“
Renyan starrte die Krähen misstrauisch an und ließ langsam eine Hand unter seinen Mantel gleiten, wo sich der Griff seines Schwertes befand. „Ich brauche euer vermeintliches Wissen über den weiteren Weg nicht!“, rief er zu ihnen hinauf. „Fresst Aas, sucht Würmer, aber lasst mich mit eurem Gekrächze in Ruhe!“
Erbost über seine Worte, flatterten die beiden Krähen nun zwischen den dürren Ästen des Baumes hin und her, stießen dann um Haaresbreite über den Kopf des Menschen hinweg und ließen sich nach einer Weile wieder unter lautem Geschrei auf einem der Äste nieder.
„Ihr macht uns zornig Mensch, sehr zornig sogar!“, rief Vallas.
„Hütet eure Zunge Mensch, oder es wird euch leidtun!“, zischte Bassal von oben herab. „Ohne uns werdet ihr nie durch das Labyrinth gelangen, also seid freundlich und befolgt, was wir von euch verlangen!“
„Ja!“, schrie Vallas. „Wir verlangen eine Kleinigkeit von Euch und im Gegenzug offenbaren wir euch den richtigen Weg! Also, was sagt ihr?“
Renyan war es leid, noch mehr Zeit mit den beiden Krähen zu verschwenden, und dennoch wollte er wissen, was die beiden wohl von ihm verlangen würden.
„Was soll ich tun?“, fragte er schließlich.
„Ihr müsst unsere Fesseln lösen, Mensch!“, krächzte Bassal und beugte sich tief zu ihm hinunter.
„Ja“, fügte Vallas hinzu, „befreit uns von unserem Übel und erlöst zwei arme alte Krähen von ihrem Leid!“
Skeptisch musterte Renyan die beiden Silberkrähen, doch erst als jene namens Bassal ihm eine ihrer Krallen vorzeigte, erkannte er, wovon sie sprachen. Jeweils am linken Fuß der Krähen war eine kleine, glänzende Schelle angebracht, die ihn eng und fest umschloss.
„Warum soll ich euch von diesen Dingern befreien? Wer hat sie euch angelegt und aus welchem Grund?“
Mit einem jämmerlichen Schrei schüttelte Vallas seinen linken Fuß, als wolle er ihn von dem unliebsamen Gegenstand befreien. „Sie brennen!“, schrie er Renyan entgegen. „Brennen und schmerzen an unseren Füßen!“
„So ist es!“, klagte Bassal. „Und sie halten uns gefangen, hindern uns daran diese Insel zu verlassen, nicht wahr mein Bester?“
„Ja!“, antwortete Vallas. „Wir können nicht davonfliegen, und Krähen die nicht dorthin fliegen können, wohin sie wollen, sind nicht frei!“
„Wir wollen unsere Freiheit wieder, Mensch!“, rief Bassal, nun beinahe flehend. „Und deswegen müsst ihr uns von diesen teuflischen Fesseln befreien!“
„Wer hat sie euch angelegt?“, fragte Renyan erneut.
Die Krähen schüttelten sich wie von Krämpfen gepackt. „Ein Mensch war es, genau wie ihr“, zischte Bassal.
„Ein Zauberer war es!“, schrie Vallas. „Ein böser Zauberer, der Vögel nicht mag und sich daran ergötzte, uns zu quälen!“
Das Wort Zauberer ließ Renyan hellhörig werden und so erkundigte er sich bei den Krähen über sein Äußeres.
„Groß war er“, antwortete Bassal. „Groß und böse!“
„Lange graue Haare wuchsen aus seinem Gesicht und auch von seinem Kopf herab, genauso wie es bei euch ist“, fügte Vallas hinzu.
„Und ein dunkler, blutroter Stoff umhüllte seinen Körper.“
Da wusste Renyan, von wem die beiden Krähen sprachen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, doch er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen und fragte mit gekünstelter Neugier: „Und wisst ihr vielleicht auch noch den Namen eures Peinigers?“
Wie versteinert verharrten die beiden Krähen plötzlich in ihren Bewegungen und nur der blanke Hass aus ihren dunklen Augen schlug ihm entgegen.
„Ja, wir kennen ihn und verflucht sei sein Name, auf immer dar!“, antworteten sie.
„Wie lautet er?“
„Wir werden ihn nicht aussprechen“, antwortete Vallas und drohte schon bei dem Gedanken daran zu ersticken.
„Vielleicht kann ich euch helfen, denn ich denke, ich weiß, wer er ist“, sagte Renyan und sein Blick schien die beiden Krähen zu durchbohren. „War sein Name vielleicht“, er zögerte einen Moment, „Candol?“
Als wären seine
Weitere Kostenlose Bücher