Andy und Ryan
ich murmelnd und kämpfte dabei gegen meine schweren Lider an. Ich wusste, dass ich munter bleiben musste, doch es fiel mir unendlich schwer.
››Meinst du das Arschloch tut ihr etwas an?‹‹ Selbst in seinem schwachen Zustand klang Ryans Stimme voller wilder Entschlossenheit. Der Hass auf Liam machte ihn stark. Ich bewunderte ihn sehr dafür, denn ich fühlte mich überhaupt nicht mehr stark. Mein Kampfeswille war langsam, aber sicher, davon geglitten. Gegen Liam war ich schon immer machtlos gewesen und daran waren nicht nur meine unkontrollierbaren Gefühle für ihn schuld.
››Nein.‹‹
››Woher weißt du das?‹‹
››Ich kenne ihn‹‹, antwortete ich schlicht. Ich wusste genau, dass Liam seiner Tochter nichts antun würde. Er hatte sie Jahre lang gesucht und nun endlich gefunden. Er wollte sie für sich haben und seine Einsamkeit verdrängen. Sie sollte nun seine Familie sein und ihn vergessen lassen was er die letzten Jahre durchmachen musste. Nein, er würde ihr gewiss nicht wehtun… zumindest nicht körperlich.
››Was hat er vor?‹‹ Ryans Blick wirkte leer, während er bewegungslos vor sich hin starrte.
››Er will sie‹‹, antworte ich wieder schlicht und versuchte gegen meine schweren Lider anzukämpfen. Ein vermutlich aussichtsloser Kampf.
››Was bedeutet das?‹‹
››Es bedeutet: Wir beide stehen ihm im Weg.‹‹ Meine Stimme brach und ich wurde von einem heftigen Hustenfall geschüttelt. Mein gesamter Körper verkrampfte sich und ich spürte die heiße Flüssigkeit, die schon an meinem Hinterkopf klebte, nun auch auf meinen Lippen. Kraftlos lehnte ich meinen Kopf gegen die steinige Wand. Die Kälte um mich herum spürte ich schon gar nicht mehr. Ich fühlte mich wie betäubt und das war sicherlich kein gutes Zeichen. ››Ryan?‹‹
››Ja.‹‹
››Es tut mir leid, dass du ebenfalls in diesem Schlamassel bist.‹‹ Ein freudloses Lachen ertönte direkt neben mir und ich spürte wie sich etwas auf meine Schulter senkte. Ich brauchte meinen Kopf nicht drehen, um zu wissen dass es Ryan war. Seine wirren Haare kitzelten über meine aufgeschürfte Haut.
››Ich kann euch beide doch nicht allein eurem Schicksal überlassen‹‹, war Ryans schlichte Antwort, die in einem erneuten Hustenanfall endete. Nun begann auch ich freudlos zu lachen, dabei bebte mein ganzer Brustkorb.
››Du bist wirklich durch und durch ein Gentleman.‹‹
››Das hört man doch gerne.‹‹ Während ich immer noch, in diesem trostlosen Keller, vor mich hin lachte, kullerte eine einzelne Träne aus meinem Auge. Sie schien meinen letzten Schimmer Hoffnung mit sich davon zu tragen und mich schutzlos und hilflos zurückzulassen.
Dann gewann die aufsteigende Müdigkeit und ließ meine Glieder vollends erschlaffen. Es dauerte nicht lange und meine ausgetrockneten Augen fielen ebenfalls zu und ich glitt in einen Dämmerzustand über, bei dem unzählige Erinnerungen auf mich einschlugen und mich unter sich begruben.
Andys Sicht:
Ich wusste nicht wie lange ich schon in meinem Zimmer eingesperrt war, schweigend auf meinem Bett lag und die Decke anstarrte. Ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren und so wie es sich anfühlte, auch jegliches andere Gefühl. Mein Blick wanderte immer wieder von einer Raumecke zur nächsten. Es fühlte sich so an, als würde ich nach etwas vergeblich suchen und es einfach nicht finden.
Erst ein leises Klopfen ließ die große Seifenblase, in der ich mich zu befinden schien, platzen. Wie in Trance erhob ich mich von meinem Bett und starrte die Holztür kritisch an. Ich durchbohrte sie regelrecht mit meinen Blicken. Meine Augen verfolgten genau, wie sich der Türgriff langsam senkte und die Tür aufgestoßen wurde. In mir stieg augenblicklich das Gefühl auf schreiend wegzurennen und mein Puls begann zu rasen. Schwankend klammerte ich meine Finger um das Bettgestell, bis die Knöchel weiß hervortraten, um nicht den Halt zu verlieren.
››Ich bringe dir dein Essen.‹‹ Im Türrahmen stand einer der Gorillas meines
Vaters
. Er hielt ein Tablett in den Händen und musterte mich mit grimmiger Miene. Ihm schien es nicht recht zu sein, dass er meinen Diener spielen musste.
Da ich den Gorilla nur mit ausdrucksloser Miene anstarrte und nichts erwiderte, trat er schulterzuckend in den Raum herein und stellte das Tablett auf meinem Schreibtisch ab. Ich verfolgte ihn dabei genau mit meinen Blicken, doch das schien ihn keineswegs zu stören.
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