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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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weggeschlossen waren. Sie paarten sich und starben in ihrem eigenen Dreck und fingen an, wie die Frösche alles zu verstopfen, von Uhren bis hin zu Zügen.
    Obwohl sich die Plage nicht bis Heathrow und Gatwick ausbreitete, mussten alle Flugzeuge über London in dieser Nacht schnellstens an Höhe gewinnen, da ihre Triebwerke sonst massenhaft Insekten einsaugten und sie zwischen den Gebäuden abstürzten.
    Das war die bisher widerlichste Plage.
    Dave hatte sich noch nicht vom Schock angesichts Dannys Tod erholt, als die Fliegen über London herfielen. Er beschloss, ihnen für ein paar Tage zu entgehen, und fuhr aus London raus nach Suffolk aufs Land. Es war wie in einer anderen Welt. Friedlich, ruhig, alles ging seinen Gang. Hier draußen gab es auch Fliegen, aber in normalen Mengen. Während er dahinfuhr, schauderte er bei dem Gedanken daran, welchen Dreck die Insekten mit sich bringen würden. Es würde wieder Seuchen geben. Wieder würde das Leben für eine Weile kaum erträglich sein, wie es auch schon bei den Fröschen und den Läusen gewesen war.
    Als die Fliegen gekommen waren, war Dave zum Glück im Hotel hinter Glas gewesen. Das Personal hatte schnell alles versiegelt. Draußen auf der Straße starben die Menschen. Durch die doppelt verglasten Fenster beobachtete Dave, wie ein alter Mann in einer Wolke verschwand, die durch die Straßen fegte und ihm den Erstickungstod brachte. Seine Kehle verstopfte, seine Augen wurden blind und tränten, in seinen Ohren und seiner Nase waren überall Fliegen. Er schaffte es, wieder aufzustehen, und versuchte wegzulaufen, aber nach wenigen Schritten fiel er erneut hin, und diesmal stand er nicht wieder auf. Sobald er erstickt worden war, begannen die Fliegen, sich an den Säften des Leichnams zu laben, die aus den diversen Körperöffnungen traten.
    Die Fliegen flogen durch die Straßen, fast wie ein geschlossener Schwarm, und ihr Summen war ohrenbetäubend laut. Es war fast so, als würde eine Fliegerstaffel zwischen den hohen Gebäuden hindurchrasen. Sie bildeten eine schwarze Masse aus geflügeltem Dreck, der die Menschen innerhalb von Sekunden in die Knie zwang, wenn sie nicht schnell genug ein Taschentuch oder einen Schal zur Hand hatten, um Mund und Nase zu bedecken. Später fingen die Leute an, Gasmasken zu tragen, aber am Anfang war niemand darauf vorbereitet, wie dicht die Insekten auftreten würden. Die Leute starben dutzendfach, weil sie die Fliegen in dicken Brocken verschluckten.
    Dave hatte es geschafft, sich eine Gasmaske zu besorgen, und fuhr über die A12 aus der Stadt. Unterwegs sah er die städtische Müllabfuhr, die mit ähnlichen Masken Leichen einsammelte und hinten in ihre Müllautos warf. Es blieb keine Zeit für Pietät. Dave sah Menschen mit offenen Wunden, die noch von der Läuseplage stammten, in denen jetzt dicht an dicht die Fliegen saßen und die Wundsekrete fraßen. Er sah Leichen, die sich bewegten als wäre noch Leben in ihnen, wenn eine zitternde Decke aus Insekten sie vollständig verhüllte. Es war keine schöne Reise.
    Dave brauchte einige Zeit, bis er aus der Stadt raus war, und obwohl sich in dieser Zeit der Wagen mit Fliegen füllte, konnte er, sobald er draußen auf dem Land war, die Türen aufmachen und die meisten von ihnen loswerden.
    Da er sich relativ spät entschieden hatte zu fahren, waren die Hotels und Pensionen rund um London schon voll, so dass er weiter rausfahren musste und schließlich ein kleines Fischerdorf mit dem Namen Walberswick zu seinem Reiseziel machte.
    Möwen und Seeschwalben schwebten über den ruhelosen Wellen der grünen Nordsee. Im Süden konnte er ein riesiges Konstrukt sehen, wahrscheinlich ein Kraftwerk, und im Westen ragten Sanddünen auf. Nachdem sich das Wasser zurückgezogen hatte, wurden sandige kleine Teiche freigelegt, und einmal wäre er fast auf ein paar Vogeleier getreten, die einfach in einer flachen Kuhle aus Sand und Kieselsteinen lagen. Als er hochschaute, entdeckte er überall am Strand weitere solche Gelege.
    » Vorsicht, Vogeleier«, warnte er sich selbst.
    Eine steife Brise peitschte die Wellen auf, und das aufregende Prickeln des späten Frühlings lag in der Luft. Wo Meer und Land sich begegneten, suchten Stelzvögel nach Krustentieren und Muscheln. Die oberen Bereiche des Strandes waren mit Seetang, ausgebleichtem Treibholz, getrockneten Wasserpflanzen und käfergroßen Eiergruben bedeckt, die in einer sauberen, welligen Linie die Flutlinie markierten, die sich an der Küste entlang

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