Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
Vom Netzwerk:
erkennen war. Dave sah lediglich den ungefähren Umriss eines Altarsteins und mitten darauf eine verschwommene, menschenähnliche glühende Gestalt, die von etwas umgeben war, das Dave nur als » heiliges Licht« bezeichnen konnte, da er keine anderen Worte hatte, um diesen Anblick zu beschreiben.
    Petra brachte den Wagen zum Stehen, stieg aus und ging die Stufen zum Altar hoch. Irgendwo zwischen dem Boden und dem Ende der Treppe schien sie mit der strahlenden Gestalt zu verschmelzen und wurde Daves Blicken entzogen.
    Als Dave aus dem Auto ausstieg, fühlte er sich träge und lethargisch: eine schwerfällige Gestalt in dieser Welt des Lichts. Um ihn herum tanzten schimmernde Streifen, als wäre er der Schöpfer dieser einfarbigen Regenbögen, und wenn er sich bewegte und sie aufwirbeln ließ, auch ihr Lenker. Er brachte sie zum Fliegen wie Silberfolie, die als Schmuck von der Decke hängt und von einem Luftzug erfasst wird, wenn jemand die Tür aufmacht. Sie waren Geister und er ein Sterblicher, der durch ihre zerbrechliche, zarte Welt tappte.
    Während er sich langsam durch dieses Meer aus Licht bewegte, wurde er unausweichlich von einem Gefühl der Zeitlosigkeit und einer schier unendlichen Geduld erfüllt. Dave wurde überwältigend bewusst, wie unbedeutend er im Vergleich zu dem Wesen war, das diese Aura schuf. Zwangsläufig wurde ihm vor Augen geführt, dass er ein Sterblicher war, der sich im Einflussbereich eines übernatürlichen Wesens befand, und er empfand seine Sterblichkeit als schreckliche Last, nicht nur auf seinen Schultern, sondern am und im ganzen Körper. Seine Seele wog schwer, sein Geist war ein toter Albatros, der ihn mit seinem Gewicht an die Erde fesselte. Sowohl seine Bewegungen als auch seine Gedanken fühlten sich unglaublich sperrig, schwerfällig und unbeholfen an.
    Er hob langsam Dannys zerbrechlichen Körper vom Rücksitz und legte ihn andächtig auf den Boden. Der bemitleidenswerte, zerstörte Körper seines Freundes, der bis zur Unkenntlichkeit entstellt war, wirkte wie eine braune Hülle, ein ausgetrocknetes menschliches Abbild, das man zwischen totem Herbstlaub fand: eine Vogelscheuche. Unter der Decke hob und senkte sich seine Brust langsam und gleichmäßig. Danny – voller Löcher, von Krankheit zerfressen, durch Wasser- und Nahrungsmangel geschrumpft – war kaum noch am Leben, nur der Schatten eines Schattens, der sich hartnäckig an das Hier und Jetzt klammerte.
    Dave löste die Rückbank aus dem Wagen und warf sie auf den Boden, dann legte er Danny vorsichtig darauf und richtete seinen schlaffen Körper aus wie ein Opfer an eine Gottheit.
    Dave hob sein Gesicht zu der strahlenden Gestalt und rief: » Ich bitte dich nicht, ihn wieder zum Leben zu erwecken – das hat er noch, und er wird es selbst festhalten, solange man es ihm gestattet. Ich befehle dir einfach, ihn wieder gesund zu machen. Du solltest mich besser nicht im Stich lassen, denn sonst schließe ich mich nach meinem Tod Manovitch an und mache Jagd auf dich. Und wenn das die ewige Verdammnis bedeutet, dann kann ich es auch nicht ändern.«
    Ob es klug war, zu drohen statt zu bitten, war fraglich, aber Dave Peters war nicht der Typ, der bettelte. Nicht, wenn es einfach nur um Gerechtigkeit ging. Er hatte einmal gebettelt, darum, dass seine Frau zu den Lebenden zurückkehren möge, aber sein Flehen war nicht erhört worden. Jetzt wollte er, was er seiner Meinung nach verdient hatte: das Leben seines Freundes, das ihm noch gar nicht genommen worden und deshalb umso leichter zu gewähren war.
    Er stieg wieder ins Auto und wartete.
    Nach einiger Zeit trat Petra aus dem Licht, zumindest äußerlich strahlend.
    Sie setzte sich auf den Fahrersitz und lenkte den SUV nach Westen, zurück in die wirkliche Welt.

32
    W ährend man in ganz London den Himmel beobachtete und mit der gleichen Spannung, die man in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts den Flugzeugen entgegenbracht hatte, die Ankunft der Heuschrecken erwartete, überraschte die achte Plage alle dadurch, dass sie aus einer ganz anderen Richtung kam.
    Sie kam aus den Abflüssen, aus den Wandleisten, aus Rissen in den Wänden, aus Steckdosen und vielen anderen Quellen. Sie brachte ein Gefühl der Abscheu mit sich, das sogar größer war als bei den Fliegen, die an Tellern geklebt hatten, in Brot und Kuchen eingedrungen waren und ihre Eier, die zu Maden wurden, im Fleisch abgelegt hatten. Sie brachte Ekel in seiner reinsten Form.
    Die Kakerlakenplage war da.
    Das

Weitere Kostenlose Bücher